Hamburg. Bei ihrem Auftritt suchten Xavier Naidoo, Sasha, Rea Garvey und Michael Mittermeier den Swing – und fanden viel Applaus.

Es ist kein Konzert in eigentlichen Sinn, das Xavier Naidoo, Rae Garvey, Sasha und Michael Mittermeier da abliefern am Sonnabend im Mehr Theater am Hamburger Großmarkt. Schon, weil die Halle komplett bestuhlt wurde für die vier ausverkauften Auftritte des Rat Pack light. Und noch mehr, weil diese dritte Show (bei den ersten beiden war keine Presse erwünscht) eher ein Comedy-Abend mit musikalischer Untermalung ist, bis ins Detail durchgeplant, choreografiert, einstudiert.

Garvey beschwert sich sogar einmal, Sasha hätte ihm seine "Line", eine Pointe geklaut. Die Nonchalance, das Verruchte der Originale Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Joey Bishop fangen die vier Herren überwiegend aber nur so gut ein, wie sich das in Mittermeiers Anfeuerungsruf vom Anfang der inklusive Pause mehr als drei Stunden langen Show wiederspiegelt: "Heute ist Hamburg Las Vegas!" Ähm, nein. Trotz Bigband, Smokings und Showtreppe.

Zwischen Nevada und Norddeutschland liegen Welten

Großmarkthalle statt Kasino, nur in der Pause geöffnete Tresen statt wilder Alkohol-Exzesse (was das Quartett an der dekorativen Bar auf der Bühne trinkt, ist unbekannt, aber durchsichtig) und minus drei Grad Außentemperatur statt Wüstenwärme: Zwischen Nevada und Norddeutschland liegen Welten.

Das soll nicht heißen, dass das Publikum mit dem Gebotenen unzufrieden war: Mittermeiers Gags treffen auf amüsierte Lacher. Die Stimmen der drei Sänger treffen von "Gonna Live Until I Die" bis zu den Rausschmeißern "New York, New York" und "My Way" bei Rat-Pack-Klassikern und Artverwandtem wie Nat King Coles "L-O-V-E" die Töne. Dazu gesellen sich ein Martini-Glas voll Bond-Titelsongs und eigene Lieder im Swinggewand. Alles wird mit reichlich Applaus quittiert - oder gleich mitgesungen, wie der kurz angestimmte Schlager-Gassenhauer "Griechischer Wein". Auch "Über den Wolken" muss dran glauben, das Lied wird von Naidoo und Sasha intoniert. Und da zeigt sich einmal mehr, dass zwar alle drei Musiker gut bei Stimme sind. Aber nur einer auf der Swing-Showbühne wirklich zuhause ist: Sasha schafft es sogar, Reinhard Mey locker-lässig den Swing einzuhauchen. Hamburg ist eben nicht Las Vegas. Und Alive and Swingin' nicht das Rat Pack.