Hamburg. Beim 20. Geburtstag des Hamburger Ablegers von Live Music Now war auch Menuhins Tochter Zamira dabei.
„Musik tröstet, Musik heilt, Musik bringt Freude“ war das Credo von Geiger Yehudi Menuhin, der 1977 in England die Organisation Live Music Now (LMN) gründete. Vor 20 Jahren nahm ein Hamburger Ableger die Arbeit auf, der das Jubiläum nun in Anwesenheit der Menuhin-Tochter Zamira (79) in der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) feierte. Und was für eine beeindruckende Feier das war.
Live Musik Now unterstützt junge Musikerinnen und Musiker mit Stipendien, die dann Konzerte an Orten spielen in denen normalerweise keine Live-Musik erklingt, an denen Menschen leben, deren aktuelle Situation keinen Konzertbesuch (mehr) erlaubt. Es sind Hospize und Pflegeheime, Krankenhäuser und Sonderschulen, aber auch Gefängnisse und Schlafplätze von Obdachlosen, in denen diese Konzerte mit klassischer Musik stattfinden.
20 Jahre Live Music Now in Hamburg
Zur 20-Jahr-Feier war etwa die inzwischen an der Wiener Staatsoper engagierte Mezzosopranistin Zoryana Kushpler gekommen, die – am Klavier begleitet von ihrer Schwester Olena – nicht nur wunderbar sang, sondern auch davon erzählte, wie die LMN-Konzerte sie berührt haben. Etwa ein Auftritt am Bett einer Wachkoma-Patientin, der während ihres Vortrags die Tränen über das Gesicht liefen. Oder das Konzert in einem Frauengefängnis, nach dessen Ende Inhaftierte zu ihr kamen und sagten, sie hätten gar nicht gewusst, wie schön klassische Musik sei.
Amüsant: Die Erfahrungen von Thomas Janser, Leiter einer Schule für Kinder mit geistigen Behinderungen, der von der ganz unmittelbaren Begeisterung seiner Schützlinge erzählte, die sich nicht um Konzertkonventionen scheren, sondern tanzen, lachen, am Ende selbst die Instrumente ausprobieren wollen, manchmal aber ganz still werden und nur bei der Musik sind.
Aktuelle und ehemalige Stipendiaten spielten zum Jubiläum
Die Musik stand auch bei der Feier im Vordergrund, waren doch in fünf Blöcken aktuelle und ehemalige Stipendiaten zu erleben, darunter Pianistin Anna Vinnitskaya, längst international ein Star und Professorin an der HfMT. Ihre Schumann-Novelette wurde ebenso heftig beklatscht wie der Auftritt eines Kontrabass-Klarinetten-Duos (Pay Bandik und Melf Torge Nonn), eine von Geigerin Hellen Weiß und Pianist Fabian Gehring gespielte Fauré-Sonate oder das Hörner-Quartett um HfMT-Professor Ab Koster, bei der der erhabene Pilgerchor aus Wagners „Tannhäuser“ auf die tatsächlich „Lustigen Streiche“ von Herman Jeurissen traf.
Im Foyer der Hochschule stießen Musiker, Organisatoren und etwa 460 Besucher danach auf ein Projekt an, das nach 3750 Konzerten in Hamburg und Umgebung auch weiterhin im Sinne Yehudi Menuhins mit Musik trösten, heilen und Freude bringen will.