Hamburg . Im Hansa-Theater wurde zunächst an den gestorbenen Rüdiger Kowalke erinnert – und dann ein vielfältiges Programm geboten.

Die Überraschungsgala der Hamburgischen Kulturstiftung, traditionell im Hansa-Theater, ist in jedem Jahr ein Abend der Entdeckungen und des fröhlichen Beisammenseins. Die neunte Auflage allerdings begann am Montag mit einem nachdenklichen Moment.

Am Sonnabend war Rüdiger Kowalke, Chef des Fischereihafen Restaurants, gestorben. Noch in der Vorwoche, so erzählte es St. Pauli Theater-Intendant Ulrich Waller, der auch das Hansa mitbetreibt, hatte Kowalke sich von seinen Mitarbeitern im Theater verabschiedet. Aus einer Geschäftsbeziehung sei über zehn Jahre hinweg eine richtige Freundschaft geworden, so Waller. Gastronomisch wird sich im Hansa-Theater nichts ändern. Der Vertrag für die weitere Bespielung des Varieté-Theaters durch das St. Pauli Theater ist für die nächsten zehn Jahre gesichert. Es kann hier also noch viele weitere Überraschungsgalas geben.

Im Vergleich zum Vorjahr ein eher straffes Programm

Bei der aktuellen Auflage spendeten die 250 Galabesucher mehr als 32.000 Euro. Die Erlöse kommen der jungen Hamburger Kunst- und Kulturszene zugute sowie den Nachwuchsprojekten des St. Pauli Theaters. Gesa Engelschall, Vorsitzende der Kulturstiftung, konnte verkünden, dass im Jahr 2018 stolze 146 Projekte mit insgesamt mehr als 950.000 Euro gefördert wurden. So soll es in Zukunft weitergehen.

Mit munter-knappen Ansagen führte die langjährige Thalia-Schauspielerin Judith Rosmair, in Hamburg immer besonders gerne gesehen, durch ein im Vergleich zum Vorjahr eher straffes Programm. Diesmal stand vor allem Musikalisches im Vordergrund.

Breakdance-Gruppe legt preiswürdigen Auftritt hin

Mitreißend gelang gleich der Auftakt mit dem Toto Lightman Kinderchor, der mit großer stimmlicher Präsenz Songs wie Aretha Franklins „Respect“ überzeugend vortrug. Junge Bewegungstalente präsentierte die Breakdance-Gruppe „Jetzt gibt’s Ärger“, die unter ihrem Leiter Chris Rock Jackson einen wahrhaft preiswürdigen Auftritt ablieferte. Es gab klassische Musik von den Geschwistern Satoko, Yutaka, Fukiko und Yoshiko Krawehl, bekannt als Krawehl Quartett, die Mozart und Brahms spielten. Ebenso überzeugend: die für vier Stimmen arrangierten Jazz-Klassiker des Vokalquartetts „Inspiration, Dear“.

Natürlich durfte auch gelacht werden: So begeisterten etwa Alex und Barti aus dem Hansa-Varietéprogramm mit einer an den Klaviertasten verzweifelnden Marionette, die sich grimassierend die Haare raufte.

Sehr gelungen: Der Auftritt von Sonja Heiss

Moritz Boll zeigte seinen sehr amüsanten Kurzfilm „Null Komma Sieben“, in dem eine Mutter nach dem Freundinnenbesuch in eine Alkoholkontrolle gerät und darauf beharrt, dass sie nüchtern sei. Allein, das Messgerät der Polizei sagt etwas anderes. Die Pointe ist wirklich lustig, denn als ihr Sohn – heimlich vom Spielkameraden mit Wodka abgefüllt – die in Frage gestellte Funktionstüchtigkeit des Gerätes testen soll, kommt die Mutter unverhofft mit der Ausrede durch, das Gerät sei defekt.

Sehr gelungen auch der Auftritt der Berliner Autorin und Regisseurin Sonja Heiss, bekannt geworden durch ihren hoch gelobten Film „Hedi Schneider steckt fest“, die mit feiner Lakonie aus ihrem Erfolgsroman „Rimini“ über eine scheiternde Schauspielerin auf Casting-Tour las.

Der bunte Abend machte Spaß – und bewies, wie vielfältig und wirkungsvoll die Förderaktivitäten der Hamburgischen Kulturstiftung sind.