Hamburg. Karl-Heinz Wellerdiek starb im Alter von 59 Jahren. Kultursenator Brosda kondoliert. Wie der Theaterchef seine Nachfolge geregelt hat.

Er erfüllte sich den Traum vom eigenen Theater und übernahm am Valentinskamp auch seine Traumrolle: die des Theaterdirektors Striese im „Raub der Sabinerinnen“. Karl-Heinz Wellerdiek spielte die Rolle des Prinzipals nicht nur, er füllte sie als Gründer und Leiter des Hamburger Engelsaals seit 2005 mit Herz, Leidenschaft und geschäftlichem Geschick aus.

Wie erst jetzt bekannt wurde, erlag Wellerdiek am vorigen Dienstag mit 59 Jahren einer kurzen schweren Krankheit. „Wir sind bestürzt über den viel zu frühen Tod von Karl-Heinz Wellerdiek und sind in Gedanken bei seinem Mann und dem Team des Engelsaals“, sagte Kultursenator Carsten Brosda. Er habe den Engelsaal „zu einem ganz besonderen Kleinod der Hamburger Theaterlandschaft gemacht“. Wellerdiek, der Mann mit den vielen Berufen, hinterlässt im kleinen 140-Plätze-Theater in der Neustadt eine große Lücke.

Wellerdiek lebte seit 1982 in Hamburg

Geboren in Gütersloh, ankerte er 1982 in Hamburg. Da war schon klar, dass der gelernte Möbelkaufmann und Tischler den väterlichen Betrieb in Ostwestfalen nicht übernimmt. Er studierte in München und New York Schauspiel und Gesang, unterhielt Passagiere auf Kreuzfahrern wie der MS „Europa“, führte in der Hansestadt fünf Hotels und die Tanzschule Tanzkult. Doch der Tenor lebte für die Bühne. Er initiierte und leitete das Festival „Hamburger Elbsommer“ und erwarb 2004 die historischen Räume am Valentinskamp.

Der Engelsaal füllte als das Theater der Operette und leichten Muse eine Nische. Es beschäftigt heute bis zu 60 Mitarbeiter. „Wiener Blut” oder „My Fair Lady“ stehen ebenso auf dem Spielplan wie Wellerdieks Revuen „Komm ein bisschen mit nach Italien” oder „Ganz Paris träumt von der Liebe”.

Noch 2018 schrieb Wellerdiek ein neues Musical

Noch im Vorjahr schrieb Wellerdiek „Mama Loo“, ein Musical mit Liedern von Les Humphries, der Tanzmusik seiner Jugend. Und dass seine „Große Heinz-Erhardt-Show“ auch bundesweit Erfolg hat, erfüllte ihn bis zuletzt mit Freude. Am 1. Februar steht im Engelsaal die nächste Premiere an: „Primadonna Assoluta”, ein Arien-Abend.

Noch vor seinem Tod hat Wellerdiek seine Nachfolge geregelt: Der Sänger und Regisseur Philip Lüsebrink, schon seit 2006 festes Ensemblemitglied, wird neuer Intendant des Engelsaals, die musikalische Leitung hat weiterhin Herbert Kauschka.