Hamburg. Eine üppige Finanzspritze für das Haus und spektakuläre Ausstellungspläne zum 30. Geburtstag.

Draußen grau, innen wow. So kurz und knapp ließe sich die Jahrespressekonferenz in den Deichtorhallen ­bilanzieren, die am verregneten Donnerstagvormittag stattfand. Und die für die anwesenden Journalisten so manche Überraschung bereithielt. Trotz des ­Rekordsommers habe es keine Einbrüche bei den Besucherzahlen im laufenden Jahr gegeben; mit rund 200.000 Gästen habe man sogar die Erwartungen übertroffen, verkündete der gut gelaunte Intendant Dirk Luckow. Trien­nale der Photographie, „Proof“-Ausstellung mit Goya, Eisenstein und Longo, die Fotografie-Leistungsschau „Gute Aussichten“ – da gab es ­einige Zugpferde. Und wie das so ist mit diesen Tieren: Sie brauchen Kraft. Und Geld. Das hat nun auch die Stadt ein­gesehen und eine Finanzspritze für das kommende Jahr versprochen: Voraussichtlich 900.000 Euro will die Behörde für Kultur und Medien in das Haus ­investieren, das auf die Präsentation zeitgenössischer Kunst und internationaler Fotografie spezialisiert ist.

Als „längst überfällig“ kommentierte Luckow diese Entscheidung. Schließlich sei dies die erste Zuwendung seit Gründung der Deichtorhallen vor 30 Jahren. Mit dem Geld sollen die strukturellen Defizite der Deichtorhallen ausgeglichen werden.

Baselitz, Kiefer und Richter sind zur Eröffnung geladen

Der kaufmännische Direktor Bert Antonius Kaufmann ergänzte: „Es war ein Kraftakt. Wir haben Jahr für Jahr unsere Ausstellungsfrequenz erhöht und die Zahl der Schließtage reduziert. Jetzt zahlen sich diese Bemühungen endlich aus. Wir freuen uns besonders, dass die Behörde eine Erhöhung der ­Zuwendung durch die Stadt Hamburg vorbehaltlich der Beschlussfassung der Bürgerschaft über den Haushalt 2019/20 in Aussicht gestellt hat.“

Das Jubiläumsjahr will das Team aus 23 fest angestellten Mitarbeitern mit aufsehenerregenden Ausstellungen feiern. Ein absolutes Highlight ist die Schau „Baselitz, Kiefer, Polke, Richter. Die frühen Jahre der alten Meister“ unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, deren Eröffnung für September 2019 geplant ist – kurz bevor die Deutsche Einheit ebenfalls ihren 30. Jahrestag begeht. Wie diese Maler so berühmt werden konnten, dass sie bis heute den Ruhm deutscher Kunst im Ausland verkörpern, soll in dieser Kooperation mit der Staatsgalerie Stuttgart ausgelotet werden. Besonderer ­Leckerbissen: Mit Georg Baselitz, ­Anselm Kiefer und Gerhard Richter sind die drei noch lebenden Künstler zur Ausstellungseröffnung nach Hamburg eingeladen. „Die vielleicht letzte Chance, diese Persönlichkeiten einmal live zu erleben“, betonte der ­Intendant.

Austellung: Baselitz, Kiefer, Polke, Richter
Die jungen Jahre der Alten Meister
13. September 2019 - 6. Januar 2020
Halle für aktuelle Kunst/Deichtorhallen Hamburg
Georg Baselitz, Ein Grüner zerrissen, 1967, Staatsgalerie Stuttgart, © Georg Baselitz 2018
Pressefoto
Austellung: Baselitz, Kiefer, Polke, Richter Die jungen Jahre der Alten Meister 13. September 2019 - 6. Januar 2020 Halle für aktuelle Kunst/Deichtorhallen Hamburg Georg Baselitz, Ein Grüner zerrissen, 1967, Staatsgalerie Stuttgart, © Georg Baselitz 2018 Pressefoto © Georg Baselitz 2018 | Georg Baselitz 2018

Eine weitere Schau mit Wow-Faktor soll am 1. März eröffnen: „Hyper! A Journey Into Art And Music“, kuratiert vom ehemaligen Spex-Chefredakteur Max Dax, präsentiert 40 Künstler, die sich explizit in ihren Arbeiten auf die Einflüsse von Jazz, Rap, Pop und Techno beziehen. So etwa Albert Oehlen, der von sich behauptet, so Kunst zu machen wie Scooter Musik. Daher rührt auch der Ausstellungstitel. Natürlich darf nicht Andreas Gursky fehlen, der die Musikszene mit „Mayday“ (1997) und „Madonna“ (2001) dokumentierte.

Ausstellung mit junger deutscher Fotografie

Mit einer ebenfalls preisgekrönten Fotografin und Filmemacherin geht es Ende März weiter. Das Haus der Photographie zeigt erstmals in Deutschland Werke von Lauren Greenfield. In „Generation Wealth“ sieht man Freundinnen mit Versace-Handtaschen oder eine vermögende Dame der „Moscow Society“, deren Tochter in einer Boutique auf einem Stoffpony reitet: eine Verkörperung des weltumspannenden Strebens nach Status, Schönheit und Reichtum.

Erneut wird in der Ausstellung „Gute Aussichten 2018/19“ im Sommer junge deutsche Fotografie präsentiert. Und in der Reihe „Hamburger Helden“ ­bekommt der vielfach ausgezeichnete Hamburger Fotograf Walter Schels Raum für seine Projekte, die sich mit Geburt und Tod, Träumen und Transsexualität auseinandersetzen.

Dass Familie großes Glück, aber auch erdrückende Last sein kann, zeigt eine Auswahl internationaler Fotografen, darunter Nicholas Nixon, der mit seiner Langzeitserie „The Brown Sisters“ berühmt wurde. „Wie sich gelebte Erfahrungen in den Gesichtern widerspiegeln – allein diese Werke lohnen den Ausstellungsbesuch“, so Luckow.

Die Sammlung Falckenberg, die 2019 ihr 25. Jubiläum feiert, zeigt mit „Fuzzy Dark Spot“ Videokunst aus Hamburg sowie eine große Skulpturen- und Installationsausstellung, unter anderem mit Jessica Stockholder, Erwin Wurm und Thomas Hirschhorn.