Hamburg. Nach Macht 2017 und Passion 2018 soll es 2019 um die Macht des Mythos gehen. Auch 2019 wird die erste Opern-Premiere ein Mozart sein.

Als konzeptionelle Leitplanken verwendet Markus Hinterhäuser, der Intendant der Salzburger Festspiele, gern die ganz großen Vokabeln: Nach Macht 2017 und Passion 2018 soll es 2019 um die Macht des Mythos gehen. Die mythischen ­Erzählungen der Antike stellten die ewig gültigen Fragen nach unserer Existenz, hieß es bei der Vorstellung des Festspielprogramms in Salzburg. „Sie thematisieren Krieg, Flucht, Opfer, Rachedurst, Schuld und Sühne.“ Es gehe darum, diese „Archive der Welterkenntnis“ unter aktuellen Gesichtspunkten anzuzapfen, sagte Hinterhäuser.

Dennoch, oder eher: deswegen sind mehrere rote Fäden in seinem Spielplan erkennbar. Auch 2019 wird die erste Opern-Premiere ein Mozart sein. Auf die „Zauberflöte“ folgt im nächsten Sommer „Idomeneo“. Dass wie bei einer grandios gelungenen Version von „Clemenza di Tito“ im Sommer 2017 erneut Peter Sellars die Regie übernimmt, wird mit einem Salzburger Publikums- und Kritikerliebling des 2018er-Jahrgangs verbunden: Teodor Currentzis soll für diesen Mozart das Freiburger Barockorchester dirigieren, nachdem er vor einigen Monaten für seinen Zyklus der Beethoven-Sinfonien mit seinem MusicAeterna-Ensemble in Salzburg gefeiert wurde.

Mythos und aktuelle Themen

Er werde Mythos und aktuelle Themen vereinen, hatte Sellars im Vorfeld angekündigt. „Wir werden einen ,Idomeneo‘ im Zeichen der globalen Erwärmung machen, um zu zeigen, was es bedeutet, wenn der Meeresspiegel steigt.“ Choreograf soll Lemi Ponifasio sein, dessen „Die Gabe der Kinder“ für die Eröffnung des Hamburger „Theater der Welt“-Festivals 2017 in eher unguter Erinnerung blieb.

Für Cherubinis „Médéé“ verbündet sich der Regisseur Simon Stone mit dem ehemaligen NDR-Chefdirigenten Thomas Hengelbrock, der vor den Wiener Philharmonikern stehen wird. Die Titelpartie singt Sonya Yoncheva, die ein ­Aktivpostin in der diesjährigen „Poppea“-Interpretation war.

Nächster Stoff-Klassiker: Georg Enescus „Œdipe“, eine Vertonung der Tragödie des antiken Vatermörders. Diese Inszenierung übernimmt Altmeister Achim Freyer, der gerade an der Hamburger Oper seine Version von Schumanns „Faust“-Szenen präsentierte. Dirigent der Wiener Philharmoniker wird der frühere Hamburger Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher sein.

Koproduktion mit dem Thalia-Theater

Im vergangenen Jahr debütierte Barrie Kosky mit Wagners „Meistersingern“ in Bayreuth, 2019 folgt das Debüt bei der Sommer-Konkurrenz, mit ­Offenbachs Opera buffa „Orpheus in der Unterwelt“. Regisseur von Verdis „Simon Boccanegra“ wird Andreas Kriegenburg sein, Valery Gergiev leitet dabei die Wiener Philharmoniker.

Vor allem Klassiker bietet die Schauspiel-Sparte: In einer Koproduktion mit dem Thalia-Theater präsentiert der Regisseur Kornél Mundruczó, der dort 2017 Hartmanns „Weber“ anging, seine Sicht auf Molnárs „Liliom“, mit Jörg Pohl in der Titelrolle. Außerdem steht Horváths „Jugend ohne Gott“ auf dem Plan, Thomas Ostermeier inszeniert. Die Uraufführung von Theresia Walsers „Die Empörten“ soll den antiken Grundkonflikt von Antigone und Kreon in die Gegenwart übertragen.