Hamburg. Die US-Musicaldarstellerin Kristina Love hat das Casting für die Hauptrolle gewonnen. Ein Gespräch.
Das Casting für die Hauptrolle in „Tina – Das Tina Turner Musical“ zu gewinnen ist das eine. Den Segen von Tina Turner persönlich zu bekommen ist hingegen das Größte für Kristina Love (29). Die in Cincinnati geborene und in Houston aufgewachsene Musicaldarstellerin lebt seit sieben Jahren in Deutschland und war in Hamburg bereits in „Rocky“ und „Aladdin“ zu sehen. „Tina“ ist für die Sängerin, die an ihrem ersten Pop-Album arbeitet und als Kolumnistin für das britische Magazin „Milk & Honey“ schreibt, die erste Hauptrolle, für die sie demnächst wieder in Hamburgs Neustadt einziehen wird.
Wie Tina Turner sangen Sie bereits als Kind im Gospelchor und wuchsen in den Südstaaten auf. Was hat Sie nach Deutschland geführt?
Kristina Love: Mein Professor an der University of Oklahoma, an der ich Musical Theatre Performance studiert habe, ist befreundet mit Ralf Schaedler, dem Casting Director von Stage Entertainment. Der kam nach New York, um mich zu sehen, und gab mir erste Engagements. Und nach „Dirty Dancing“ in Oberhausen habe ich mich sofort wohl und zu Hause hier gefühlt. Eigentlich wollte ich nur ein Jahr bleiben, jetzt sind es schon sieben Jahre.
Was sind ihre persönlichen Lehren aus Tina Turners Leben und Karriere?
Ich habe Tina Turner als Mama kennenlernen dürfen, sehr offen und warmherzig. Sie ist auch eine selbstkritische Künstlerin, die auf der Bühne als Frau voller Power mit toller Ausstrahlung und unglaublicher Stimme begeisterte, aber sich hinter der Bühne immer hinterfragte. Was ich nicht wusste, ist, wie hart sie kämpfen musste in den 70ern, tagsüber putzen und abends in miesen Läden singen. Je mehr ich über Tina lernte, desto größer wurde mein Respekt noch. Und sie war damals einer der wenigen weiblichen Pop-Superstars und hat die Tür für viele Sängerinnen von heute geöffnet. Ich glaube, jede Künstlerin, die nach Tina kam, wurde von ihr beeinflusst.
Tina Turner sagt über sich, sie hätte keine schöne Stimme und würde lieber klingen wie Whitney Houston. Welche Stimme hätten Sie gerne?
Ich kämpfe je nach Tagesform auch mit meiner Stimme, aber ich halte es mit Tina: Sie sagt, sie hat zwar keine Stimme wie Barbra Streisand oder Céline Dion, dafür hat Tinas Stimme aber keine Grenzen. Ob sie hoch singt oder tief – es ist immer Tina, einzigartig.
Wer hat die schwerere Rolle im Musical, Sie oder der Darsteller von Ike Turner?
Ike wird auch eine anspruchsvolle Rolle sein, aber man lernt ihn auch besser kennen in dieser Geschichte. Er hatte auch eine schwere Kindheit, und man erfährt, woher die schwarzen Löcher in seiner Seele kamen, die wir alle haben und füllen möchten. Tina hat versucht, das Positive zu suchen und zu finden. Ike ist einen anderen Weg gegangen, um nicht mehr verletzt und enttäuscht zu werden. Er ist wohl den falschen Weg gegangen. Eigentlich war er ein Genie, ein unglaublich toller Musiker.
Welches sind denn Ihre Lieblingssongs von Tina Turner?
Ich liebe „The Best“, „Open Arms“ und natürlich den Klassiker „Proud Mary“.
Kennen Sie die Hamburger Sängerin Inga Rumpf? Sie hat den Song „I Wrote A Letter“ für Tina Turner geschrieben, der 1984 auf „Private Dancer“ erscheinen sollte, aber erst 1997 veröffentlicht wurde.
Nein, aber wir können ihn uns ja mal anhören? (lauscht dem Lied auf dem Handy) Oh. Das ist ja richtiger Hardrock. Wie cool, dass es eine Verbindung von Hamburg zu Tina gibt. Ich liebe Hamburg, es ist eine der schönsten Städte der Welt – wenn die Sonne scheint. Ich liebe Franzbrötchen, die Restaurants und meine Freunde hier. Zwischen Poppenbüttel und Blankenese kann man unglaublich viele Facetten deutscher Kultur erleben. Eine tolle Stadt. Eine Perle.