Hamburg. Die Jubiläumsshow des Varietés zum 125. Geburtstag begeisterte das Premierenpublikum mit Artistik, Jonglage und Zauberei.
Eine Seefahrt, die ist lustig. Aber – je nach Schiff – nicht nur das. Das Hansa Theater sei „das Flaggschiff des Varietés“, sagte Thomas Collien. Mit Ulrich Waller hatte Collien es Anfang 2009 auf Initiative von Vivian Hecker, Leiterin Marketing & Events des Hamburger Abendblatts, nach jahrelanger Pause wieder flottgemacht. Nun begrüßten Collien und Waller in maritimen Kostümen 500 Passagiere, also Gäste, zur Gala-Premiere der Jubiläumsshow: Das seit Kurzem unter Denkmalschutz stehende Hansa Theater feiert im März 2019 sein 125-jähriges Bestehen.
Die Artisten-Crew sorgt fortan für volle Fahrt voraus. Da hatte Kabarett-Altmeister Georg Schramm, von den Varieté-Direktoren für die Premiere als Conférencier reaktiviert, nicht zu viel versprochen. „Das war ja künstlerischer Dilettantismus“, spottete Schramm über Colliens und Wallers Begrüßung, „jetzt sehen sie wahre Künstler, die wirklich hart arbeiten.“ Dumm nur, dass Schramm sich für zwei Fauxpas selbst korrigieren musste – ausgerechnet bei den stärksten Acts: Das ukrainische Duo Kvas kündigte er als „Russen“ an, den Schweizer Jongleur Claudius Specht als „Claudius Seidel“. „Ich komme nicht aus dem Vorruhestand, sondern aus der Voll-Rente“, versuchte er sich zu retten.
Der Jongleur darf noch mal ran
Nun denn: Das Artistenduo Kvas animierte nicht nur Premieren-Besucher wie TV-Talker Hubertus Meyer-Burckhardt oder Schauspieler Burghart Klaußner immer wieder zu lautstarken „Bravo!“-Zwischenrufen, Kvas’ vor Kraft strotzende Hand-auf-Hand-Akrobatik begeisterte durchweg; bei ihrer Kopf-auf-Kopf-Nummer stockte allen der Atem. Hat man(n) so noch nicht gestemmt.
Und beim Jongleur Specht zeigte sich, was den Hansa-Charme inmitten von Plüsch, Messing und Tischchen bis heute ausmacht: die Nähe von Publikum zu Künstlern und Musikern. Als Specht auf der kleinen Bühne mit nur 4,50 Meter Deckenhöhe seine finale Jonglage mit sieben (!) Keulen misslang, fragte er: „Darf ich noch mal?“ Die wie immer live spielenden Hansa Boys setzten neu an, die Zuschauer applaudierten erst aufmunternd, nach Gelingen euphorisch.
Artistischer Lokalkolorit dank Alana
Dazwischen lagen sechs abwechslungsreiche Nummern: Puppenspieler Alex Mihajljovski sorgte mit seiner an etwa 50 Fäden hängenden Figur Barti für heiter-poetische Momente, Hula-Hoop-Artistin Yulia Rasshivkina ließ gekonnt Reifen und Hüften kreisen, die Saly Brothers trommelten und wirbelten mit der argentinischen Wurfwaffe Bola derart spektakulär, dass einer Freiwilligen die Haare zu Berge standen. Maria Sarrach verbog sich wie eine Schlange, Schattenspieler Hans Davis belebte nur mit Händen und Licht (sowie O-Tönen) Tiere und Filmstars.
Mit der modernen Zauberin Alana schließlich gab es bei der Hansa-Premiere auch artistischen Lokalkolorit. Moderator Schramm erwähnte zwar, dass ihre Eltern in den 70er-Jahren hier aufgetreten waren, nicht aber, dass sie aus Hamburg kommt. Dass Schramm Stargast Peter Kraus als „Grottenolm“ ankündigte, war sein ganz eigener Humor. Der Sänger (79) bewies, dass auch guter Rock ’n’ Roll zeitlos ist.
Jubiläumsshow 125 Jahre Hansa-Theater bis 10.3.2019, Di–Fr 19.30, Sa 16.00 + 20.00,So 18.00, ab Nov. So 15.00 + 19.00, Hansa Varieté Theater, Steindamm 17, Karten zu 39,90 bis 69,90 in der HA-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, HA-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98