Hamburg. Installation im Bahrenfelder Lichthof Theater macht Zuschauer zum Teil des Geschehens: Sitzen, zuhören, ins eigene Innere horchen.
Der Beginn von „Place to be“ erinnert an die Arbeiten von Signa. An der Garderobe des Lichthof Theaters wird ein langes Gewand ausgeteilt, irgendwo zwischen koreanischer Tradition und Totenhemd. Ab sofort ist man Teil des Geschehens. So bekleidet geht es schuhlos in den Raum, wo man in leichtem Nebel pilgerhaft eine Installation umkreist. Schließlich schieben sich die Lamellen zur Seite; in der Mitte laden hölzerne Hocker zum Sitzen ein.
Mit der Flucht kommt der Tod
Sitzen, konzentrieren, zuhören, ins eigene Innere hineinhorchen. Stimmen kommen aus dem Off. Ein fünfköpfiges Team um Anja Kerschkewicz lässt sie vom Tod erzählen, diesem letzten Tabu, von Beerdigungen, die man noch selbst organisiert und wo Freunde auch im Kapuzenpulli aufschlagen dürfen. Natürlich.
Dann plötzlich geht es um Reisen in die Ferne, um das Kleben des eigenen Körpers an einer Plastikliege in einem maritimen Paradies. Darum, dass von außen gesetzte Grenzen zum Überschreiten geradezu einladen. Aber wo ist da der Tod? Er kehrt erst später wieder zurück. Wenn es um Flucht geht.
Nachdenken über Sehnsüchte
„Place to be“ will „ein Ort für Trauer, Transformation und Utopie“ sein. Theater und doch mehr als Theater. Das ist arg hoch gesteckt und etwas überfrachtet, die Erfahrung ist trotzdem gewinnbringend und die Rauminstallation akkurat gestaltet.
Die Künstler Anne Brammen, Anja Kerschkewicz, Felina Levits, die Band plastiq und Tian Rotteveel haben gemeinsam eine schöne, besinnliche Atmosphäre kreiert, über die nur die Texte hereinbrechen wie eine zu laute Predigt. Sie erzählen von alltäglichen Dingen, die für den Besucher, der sich eingelassen hat, schon längst weit weg erscheinen. Wie etwa Urlaubsbilder auf Instagram. Dem Text, der von alten und jüngeren Männern wie Frauen gesprochen wird, hätte eine einheitliche Artikulation überdies gutgetan.
Wenn dann das Reden aufhört, ein Vorhang sich hebt, eine tolle Klanginstallation von plastiq und später ein ausgeklügeltes Lichtspiel von Tian Rotteveel zu bestaunen ist, kehren die Introspektion, das Nachdenken über Sehnsüchte, Abschiede und den Effekt eines von den Machern eingebrachten Selbstbestattungsrituals wieder zurück. Lohnend? Auf jeden Fall.