Hamburg. Im Metropolis hatte beim Filmfest Hamburg das besondere Dokudrama „Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto“ Europa-Premiere.
Ein ganz besonderes Dokudrama war beim Filmfest Hamburg am frühen Sonntagabend im Metropolis zu sehen. „Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto“ erzählt von den unsäglichen Lebensbedingungen der Juden in der polnischen Hauptstadt während des Zweiten Weltkriegs. Zunächst wurden sie dort schikaniert, dann kaserniert, gefoltert und schließlich systematisch ermordet. Der Film erlebte in der Hansestadt seine Europa-Premiere.
Mit sehr persönlichen Worten begrüßte Festival-Chef Albert Wiederspiel die US-Regisseurin Roberta Grossman – er ist in Warschau geboren. Über der Tür seiner Berliner Wohnung habe er ein Bruchstück einer Straße aus dem Ghetto angebracht. Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank bezeichnete es als große Aufgabe der Bildungspolitik, auch junge Leute zu erreichen, die keinen Bezug zum Nationalsozialismus haben.
Jamie Lee Curtis zu Gast im Cinemaxx 1
Dem Film könnte das schon dank seiner eindrucksvollen Bilder gelingen. Grossman erzählt mit Hilfe zahlreicher Dokumentaraufnahmen aus dem Ghetto – fast sämtlich ehemaliges deutsches Propagandamaterial – wie die Menschen damals lebten. In einigen Spielszenen stellt Grossmann nach, wie der jüdische Historiker Emanuel Ringelblum erkannte, dass es wichtig wäre, den Juden Gelegenheit zu geben, ihre Ghetto-Geschichte zu dokumentieren. Unter Lebensgefahr begannen er und seine Mitstreiter, ab 1942 Zeitungsberichte, Plakate, Tagebücher und Gedichte zu sammeln. „Oneg Schabbat“ (Freude am Sabbat) nannten sie ihr Untergrundarchiv. Sie trafen sich meistens sonnabends und sammelten Unterlagen über Korruption und Folter, aber auch über die Zusammenarbeit einzelner Ghettobewohner mit den Besatzern.
Eröffnung des Filmfests Hamburg 2018
Sie versteckten die Unterlagen in zehn Blechkisten und zwei Milchkannen unter den Dielen eines Hauses im Ghetto. Ringelblum und seine Familie wurden verraten und erschossen. Nur drei Mitglieder des Archivs überlebten den Krieg. Einer von ihnen wusste genau, wo alles gelagert war: Hersz Wasser sorgte dafür, dass die Dokumente ab 1946 wieder ans Licht kamen. Die 30.000 Blätter Archivmaterial befinden sich heute im Jüdischen Historischen Institut in Warschau. Im Januar des kommenden Jahres zeigen Arte und die ARD den sehenswerten Film.
Sehenswert: Film über die Underground-Szene in Leningrad
Am Dienstag und Mittwoch sind beim Filmfest Hamburg gleich 38 Filme zu erleben. Darunter auch ein potenzieller Kassenschlager: das „Halloween“-Sequel mit Jamie Lee Curtis, die 1978 schon im Horror-Klassiker von John Carpenter die Hauptrolle spielte. Im Cinemaxx 1 wird der Hollywood-Star am Dienstag ab 22 Uhr erwartet. Außerdem sehenswert: „Leto“ (3.10., 20 Uhr, Cinemaxx 1) über die Underground-Szene im Leningrad der 80er-Jahre von Regisseur und Regimekritiker Kirill
Serebrennikow, der in Russland unter Hausarrest steht.