Hamburg. Kultursenator und Theaterschaffende bedauern die Einstellung. Vorwurf: Es habe keine Bemühungen gegeben, den Jedermann zu halten.

    Ratlosigkeit, Fassungslosigkeit, sogar Wut auf der einen Seite – lobende, stadttragende Worte auf der anderen: Das Aus für das Theater in der Speicherstadt und seinen Dauerbrenner „Der Hamburger Jedermann“ (das Abendblatt berichtete exklusiv) sorgte in der Kulturszene auch am Wochenende noch für Gesprächsstoff. Theatermacher und Autor Michael Batz hat den Spielbetrieb nach der 25. Saison eingestellt, die freie Gruppe von 14 Schauspielern und die gut 30 Mitarbeiter wurden von ihm per Rundmail informiert.

    „Michael Batz hat in den letzten 25 Jahren mit großem persönlichen Engagement in der Speicherstadt eine großartige kulturelle Erfolgsgeschichte geschrieben“, bedauerte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) das Ende des „Hamburger Jedermann“. In einer lebendigen Stadt sei es „eine wichtige gemeinsame Aufgabe, die nötigen Räume und Zwischenräume für Kultur zu sichern“, erklärte er.

    „Michael Batz hat die Speicherstadt doch erst wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt“, sagte Tommaso Cacciapuoti. Der Schauspieler hatte wie seine Partnerin Jantje Billker sieben Spielzeiten am Brooksfleet im Open-Air-Stück mitgewirkt, in dem sich der Jedermann die Speicherstadt unter den Nagel reißen will und dafür einen Pakt mit dem Teufel schließt. „Gerade in dieser Spielzeit hatte sich das Ensemble extrem gut gefunden“, erklärte Jantje Billker, die seit dem Vorjahr dem Tod ein weibliches Gesicht gegeben hatte.

    Bespielte Speicher und Luken sind neu vermietet worden

    Dass die Produktionsbedingungen am Brooksfleet aufgrund von Auto- und Motorrad-, Party- und Barkassenlärm zuletzt immer schwieriger geworden waren, hatten beide dennoch registriert. Zudem habe der Vermieter HHLA auch die von ihnen bespielten Speicher mitsamt Luken vermietet.

    „Bislang wurde der ,Jedermann‘ geduldet. Jetzt steht er im Weg“, zeigte sich Erik Schäffler tieftraurig. Der Schauspieler war (in der Rolle des Teufels) wie sein Kollege Johannes Haag seit dem Beginn im Jahr 1994 dabei und hat beim „Jedermann“ bis zuletzt auch die Regie geführt. Schäffler beklagt: „Es gab keine Bemühungen, weder von der HHLA noch von der Hamburger Politik und Kultur, den ,Jedermann‘, der per se keinen Gewinn abwarf, zu halten. Es tut weh, es macht traurig, es bleibt ein Riesenloch.“

    „Wenn wir in vergleichbaren Fällen um Unterstützung gebeten werden, sind wir immer bemüht, im direkten Gespräch Lösungen zu finden“, schilderte Senator Brosda die Situation. Doch wie der Macher Batz weiß auch Regisseur Schäffler: „Der ,Jedermann‘ kann gar nicht woanders gespielt werden, sonst entäußert er sich genau seines Inhalts und seiner Form.“