Das Speicherstadt-Stück hört auf – das ist zu bedauern.
Der Teufel sagt es selbst im „Hamburger Jedermann“: „Wer Leute locken will, macht ein Event.“ Das klingt ein wenig böse und nach Kulturkonsumkritik, auch ein Event aber kann eine Institution sein. Das beste Beispiel dafür war 25 Jahre lang eben jene Inszenierung, der „Hamburger Jedermann“. Sein Vorbild, Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel „Jedermann“ in Salzburg, war für den Hamburger Autor Michael Batz bloß „barocker Religionsunterricht“. Er wollte lieber ein kapitalismuskritisches und zugleich sehr hanseatisches Märchen erzählen. In historischer Speicherstadtkulisse, deren Wert den Stadtvätern keineswegs immer voll bewusst war, fragte das Ensemble jeden Sommer aufs Neue (und stets mit aktualisiertem Text): „Was macht in der ökonomisierten Welt das Leben aus?“
Eine Antwort auf diese Frage ist nun – in logischer und damit fast schon zynischer Konsequenz –, dass die Theaterproduktion, die über die Jahre durchaus mit dabei half, ein Quartier zu entwickeln, nun gewissermaßen selbst zum Opfer dieses Erfolgs wird. Es ist der finale Akt des „Hamburger Jedermann“.
Man muss es dennoch bedauern, dass ausgerechnet diese Produktion, die eben keine Marketing-Idee war, sondern aus der freien Szene der Stadt heraus entstand (und übrigens keine Subventionen brauchte), nun kapituliert. Das ist nicht nur der Verlust einer (auch touristischen) Attraktion, es fällt auch eine feste Einnahmequelle für eine Reihe von Bühnenkünstlern weg. Die Theatermacher werden hier keineswegs aktiv vertrieben, aber das, was sie tun, hat in dem Umfeld, das sie selbst mit geschaffen haben, keinen Raum mehr.
„So wie es ist, so läuft’s“, heißt es an einer Stelle im „Jedermann“-Text. „Und so wie es läuft, so ist’s.“ Das Stück wurde von seiner eigenen Wahrheit, seiner eigenen Botschaft eingeholt.