Hamburg. Der Hamburger Sänger spielte bei Michelle Records im Schaufenster und warb für Vinyl. Was seine Mutter nicht wissen darf.

Ein dunkelroter Teppich und ein Holzhocker – und ein Mann mit Akustikgitarre. Mehr passt nicht auf die „Bühne“ im Schaufenster von Michelle Records: Mit einem intimen Konzert eröffnet Johannes Oerding am Montag als offizieller Kampagnenbotschafter die deutschlandweite Plattenladenwoche. „Das darf keiner meiner Mutter erzählen, dass ich jetzt auch noch Botschafter bin.“, sagt er grinsend, dann schlägt er die ersten Akkorde seines Songs „Kreise“ an. Die etwa 50 Fans kennen jede Zeile, den vierten Song „So schön“ gibt er schließlich an den Publikumschor ab.

Er sei sehr stolz auf seine Rolle als Botschafter der Plattenladenwoche, sagt Johannes Oerding, der sonst in den großen Hallen spielt, anschließend im Interview. Ganz besonders interessant sei für ihn ein Besuch im Presswerk gewesen, bei dem er den gesamten Herstellungsprozess einer Vinylplatte nachvollziehen konnte. Den Mehrwert der Schallplatte sieht er vor allem in dem entschleunigenden Effekt, den das Zeremoniell des Vinylhörens hat. Dies erkläre auch das Revival, dass die Schallplatte zurzeit erlebt: „Sich Zeit nehmen, um die Dramaturgie zu verstehen, die der Künstler sich da überlegt hat.“

Kostenlose Musik problematisch

Johannes Oerding lacht viel bei seinem Auftritt, macht Witze, ist sich aber auch der Bedeutung des Anlasses bewusst. Die Überflutung des Musikmarktes mit deutschsprachigen Singer-Songwritern sieht er ebenso kritisch wie den musikalischen Einheitsbrei in den Charts. Sorge bereitet ihm der Trend des Streamens von Musik und die allgemeine Kostenlos-Kultur. „Wir wachsen damit auf, dass alles immer frei verfügbar ist. Ich weiß nicht, wohin die Reise geht. Wenn Musik irgendwann mal gar nichts mehr kostet, haben wir ein Pro­blem.“

Als Songwriter sieht er sich selbst als Sprachrohr, als jemanden, der für die Wertschätzung von Musikern wirbt. Kleine Bühne, große Verantwortung also. So ein „Lagerfeuerkonzertchen“ habe schon viel Flair, sagt Oerding, auch wenn er natürlich normalerweise die „richtigen“ Bühnen vorziehe.

Sein nächstes Konzert spielt Johannes Oerding am 25. November in der Barclaycard Arena. In Hamburgs größter Halle also.