Hamburg. Der Deutsche Radiopreis 2017 ist rekordverdächtig: Mehr geladene Gäste und mehr Einreichungen gab es noch nie.

Am Anfang war es nur eine vage Idee. Sie entstand am Hansahafen, dort, wo das Veranstaltungszentrum Schuppen 52 steht, die bisherige Heimat des Deutschen Radiopreises. „Seit 2010 haben wir hinüber auf die andere Seite der Elbe geschaut, wo damals die Elbphilharmonie errichtet wurde“, erinnert sich NDR-Hörfunkdirektor Joachim Knuth. „Und irgendwann haben wir uns gefragt, ob es denn möglich wäre, eines Tages dort den Radiopreis zu verleihen.“

Dieser Tag steht nun unmittelbar bevor: Am 7. September wird im Rahmen einer feierlichen Gala der Deutsche Radiopreis in der Elbphilharmonie vergeben. Möglich gemacht hat das auch Kultursenator Carsten Brosda, der für die Freie und Hansestadt Hamburg im Beirat des Preises sitzt.

Nigel Kennedy ist ein musikalischer Höhepunkt

Der Umzug ans andere Elbufer wirkt sich auf das Programm aus: Im Foyer wird klassische Musik erklingen. Im großen Saal soll dann die NDR Radiophilharmonie Hannover Adel Tawil, Johannes Oerding und Wincent Weiss begleiten. Ein musikalischer Höhepunkt verspricht der Auftritt von Nigel Kennedy zu werden, der ganz ohne elektronische Verstärkung ein Solo-Stück auf der Geige spielen wird.

Umstellen müssen sich die geladenen Gäste auch in kulinarischer Hinsicht. Anders als in den Vorjahren, als während der Verleihung im Schuppen 52 gespeist wurde, geht das in der Elbphilharmonie in Ermangelung von Tischen nicht. Wer also nicht mit knurrendem Magen der Gala folgen will, sollte vorab etwas zu sich nehmen. Radiopreis-Organisator Knuth mochte den gut zweistündigen Festakt nicht wegen fehlender Verköstigung kürzen.

Veranstaltung der Superlative

Dank der Kapazität der Elbphilharmonie werden erstmals 1300 Gäste beim Radiopreis erwartet. Der Schuppen 52 bietet nur 950 Personen Platz. Auch sonst ist der achte Deutsche Radiopreis eine Veranstaltung der Superlative: 381 Produktionen wurden eingereicht, so viele wie noch nie. Im Vorjahr waren es nur 360. Erstmals werden 59 Radiosender das Ereignis live übertragen, zwei mehr als 2016. In Hamburg werden dies NDR 2 und Radio Hamburg sein. Hinzu kommen zeitversetzte Übertragungen in den Dritten Fernsehprogrammen von NDR, MDR, WDR, HR und SWR.

Zu den Konstanten des Deutschen Radiopreises zählt, dass er von Barbara Schöneberger moderiert wird. Und wie in den Vorjahren werden Radioschaffende aus ganz Deutschland – egal, ob sie nun für öffentlich-rechtliche oder für private Hörfunkstationen wirken – in elf Kategorien ausgezeichnet.

N-Joy wurde zweimal nominiert

Eine Woche vor der Preisverleihung hat Knuth nun auch die letzten Nominierten bekannt gegeben: In der Kategorie „Beste Moderatorin“ dürfen sich Radio Gong, Antenne Niedersachsen und 94,3 rs2 Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen. Als beste Morgensendungen wurden die Formate von Deutschlandfunk Nova, Start FM Berlin 87,9 und Radio Hamburg nominiert. Für die Privatfunker aus der Hansestadt ist es bereits die zweite Nominierung.

Sie sind mit John Ment bereits in der Kategorie „Bester Moderator“ vertreten. Insgesamt schneiden Hamburger Sender bei den Nominierungen hervorragend ab. Außer Radio Hamburg haben auch NDR 2 (Beste Comedy), NDR Info (Beste Reportage) und NDR Kultur (Bester Moderator) jeweils ein Eisen im Feuer. N-Joy wurde zweimal nominiert – und zwar beide Male in der Kategorie „Beste Programmaktion“. Sieben Nominierungen – da kann nur Berlin mit ebenfalls sieben Nominierten mithalten.

Solo von Abba-Gründer Benny Andersson

Einen für den Radiopreis eher ungewöhnlichen Laudator hat die Kategorie „Bestes Nachrichten- und Informationsformat“: Hier wird Bundesbankpräsident Jens Weidmann die Sieger ehren. Noch nicht bekannt war bisher zudem, dass auch Jan-Josef Liefers (Beste Morgensendung) und Michael Mittermeier (Beste Moderatorin) als Laudatoren auftreten. Dass auch Günther Jauch, der Hamburger Unternehmer Michael Otto und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis unter den Laudatoren sind, ist dagegen schon länger bekannt. Das gilt auch für die Auftritte der Künstler Beth Ditto und Peter Maffay. Geheim gehalten hat Knuth bislang jedoch die Information, dass die Gala mit einem Solo von Abba-Gründer Benny Andersson ausklingen wird. Er gibt „Thank you for the Music“ ganz allein am Klavier zum Besten.

Obwohl der Rahmen größer ist als sonst, werden die Kosten des Deutschen Radiopreises auf dem Niveau des Vorjahres bleiben. Knuth plant mit einem Etat von 1,1 Millionen bis 1,2 Millionen Euro. Das meiste Geld wird von dem Privathörfunk-Vermarkter RMS sowie von dem Vermarkter der ARD-Radios AS&S beigesteuert. Weitere Mittel kommen von dem Interessenverband Radiozentrale, der ARD, der Stadt Hamburg und dem NDR Fernsehen. Der NDR steuert auch Organisationsleistungen und Manpower bei.

Besondere Akustik ist ein Unsicherheitsfaktor

Für die Elbphilharmonie ist der Deutsche Radiopreis ebenfalls eine Premiere. Erstmals geht eine Gala in dem modernen Konzertbau über die Bühne. Ob sich dessen ganz besondere Akustik für diesen Zweck eignet, wird sich weisen. Allerdings steht bereits der Termin für die nächste Veranstaltung dieser Art fest: Am 29. Oktober wird in der Elbphilharmonie der Echo Klassik vergeben, den Thomas Gottschalk moderieren wird.

Und der Deutsche Radiopreis? Er kehrt im kommenden Jahr zurück in den Schuppen 52. Ob es eine Neuauflage der Veranstaltung in der Elbphilharmonie geben wird, ist ungewiss. „Man soll niemals nie sagen“, sagt Knuth. „Derzeit ist eine Wiederholung aber nicht geplant.“