Hamburg. Corny Littmann stellt die Fähre vor, die ab sofort für das Erfolgsstück wirbt. Seit 14 Jahren läuft das Musical äußerst erfolgreich.

Kobern kann er. Im ­Kapitänskostüm mit einer flotten Mütze steht Corny Littmann auf dem Oberdeck der Hafenfähre „Oortkaten“ und lockt Touristen per Megafon an Bord: „Hier gibt’s Currywurst und Astra, alles ­umsonst! Die „Oortkaten“ hat er kurzerhand in MS „Heiße Ecke“ umgetauft, denn das HADAG-Schiff fährt für das Erfolgsmusical auf dem Kiez Reklame.

Die ersten Gäste, die an den Landungsbrücken zusteigen, dürfen allerdings weder Astra noch Currywurst. Es sind Drei- bis Vierjährige einer mit knallgelben Warnwesten ausstaffierten Kindergartengruppe. Sie bekommen „Heiße Ecke“-Fähnchen und wedeln damit begeistert, wenn der nächste Anleger angelaufen wird und Littmann wieder seine „Hereinspaziert! Hereinspaziert!“-Nummer abzieht.

Mehr als zwei Millionen Zuschauer

Littmann, sein Partner Norbert Aust und die Crew von Schmidts Tivoli feiern bei dieser Kaperfahrt das neueste Musicalschiff der Hadag und machen damit auf der Elbe anderen Schiffen wie „König der Löwen“ und „Aladdin“ Konkurrenz. „Wenn ,Aladdin’ bald abgesetzt wird, übernehmen wir das auch noch“, sagt einer der mitfahrenden Schauspieler.

Die „Heiße Ecke“ ist nicht in Gefahr, aus dem Repertoire des Tivoli gestrichen zu werden: Seit 14 Jahren läuft das St.-Pauli-Musical äußerst erfolgreich, mehr als zwei Millionen Zuschauer ­haben es schon gesehen. Die besten Sprüche von Zuschauern über ihre Kiez-Erfahrungen kleben auf den Tischen des Oberdecks. „Mitter U-Bahn auffen Dom, datt könne mer in Kölle nisch“, so Annemie aus Köln. Auch Martin aus Berlin ist mit einem Tischspruch verewigt: „Kiez und Currywurst? Ihr wollt ma wohl verhohnepiepeln, wa? Aber sauber is dit uff St. Pauli, wie jeleckt.“

Brause für Kinder, Currywurst für Japaner

Inzwischen ist auch eine Reihe von erwachsenen Fahrgästen auf das Deck gekommen. Isi und Luzi aus der Marketingabteilung der Schmidt-Theater versorgen sie mit Currywurst und Bierknollen. „Heiße Ecke“-Fähnchen bekommen sie natürlich auch in die Hand gedrückt. Die kostümierten Schauspieler erzählen mitfahrenden Touristen von dem Musical, drücken ihnen Flyer in die Hand und lassen sich fotografieren. Hahn im Korb ist Kai Bronisch, der im Stück einen Pinneberger namens Pitter spielt.

Vokuhila-Frisur mit blonden Strähnchen, Camouflage-Hose mit Fuchsschwanz an der Seite und ein Unterhemd mit zotigem Aufdruck: Auf der Reeperbahn sind solche Gestalten an Wochenenden der Normalfall, am Vormittag auf einer Elbfähre indes ebenso überraschend wie die Netzstrümpfe und das Röckchen von Stefanie Schwendy, die in der „Heißen Ecke“ die Prostituierte Sylvie spielt.

Littmann gefällt seine Megafon-Rolle

Corny Littmann scheint seine Megafon-Rolle zu gefallen. „Ihr seid auf dem falschen Schiff!“, brüllt er den Gästen einer entgegenkommenden Fähre entgegen. „Ne Crew und ’n Schiff haben wir. Jetzt fehlt nur noch ’n Stichkanal auf die Reeperbahn“, murmelt er beiläufig. Isi und Luzi, beide mit Schürzen und dem Aufdruck „Eifersucht ist schlimmer als Bratfett“, haben alle Hände voll zu tun.

Die kostenlosen Würste und Getränke finden reißenden Absatz, ein Kindergartenbetreuer holt Brause für seine Schützlinge, ein japanisches Ehepaar ist überrascht von der Aktion, doch bereitwillig nimmt es die Wurstschälchen entgegen. Nach einer Stunde ist die Kaperfahrt vorbei. Littmann gibt das Megafon ab, und die Schauspieler winken an den Landungsbrücken ein letztes Mal von Bord. Am Abend stehen sie wieder auf der Bühne in Schmidts Tivoli – bei Hannelore und ihrem berühmten Theater-Imbiss.