Hamburg. Am kommenden Wochenende findet zum 17. Mal die Lange Nacht der Museen statt. 25.000 Besucher werden erwartet.

Großer Aufwand, große Wirkung: Die Lange Nacht der Museen, die am nächsten Wochenende zum 17. Mal stattfindet, dauert acht Stunden. Ein überschaubarer Zeitraum. Anders sieht es mit Vorbereitung, Planung und Organisation aus, denn dafür sind satte acht Monate angesetzt.

„Meist trifft sich das Team, das zurzeit aus der Projektkoordinatorin Anna Eisenberg, Pressesprecherin Annika Stracke, der studentischen Mitarbeiterin Lea Schoppmann, einer Praktikantin und mir besteht, im September, um die ersten Ideen zu entwickeln“, sagt Vera Neukirchen, die Leiterin des Museumsdienstes. In ihrem Büro im Museum für Hamburgische Geschichte laufen seit Monaten die Fäden zusammen.

Mit einem Ticket in 54 Hamburger Museen

Früh entschied sich das Team für das diesjährige Motto „Wir präsentieren Stars und Sternchen“. Schnell war auch klar, dass es wie in den vorangegangenen Jahren wieder eine Social-Media-Kampagne geben wird, die sich auf das aktuelle Motto bezieht. „Küre deinen Star der #LNDMHH“, steht auf einer Postkarte, mit der sich die Besucher vor ihrem Lieblingsobjekt fotografieren können, um das „Starfoto“ dann zu posten.

Wer in diesem Gewinnspiel erfolgreich ist, gewinnt eine von 20 Taschen aus recycelten Lange-Nacht-Bannern. „Im letzten Jahr gab es unsere Aktion mit der Schlüsselloch-Karte, bei der die Besucher einen schönen Moment oder eine besondere Entdeckung in den Museen durch das Schlüsselloch fotografiert haben. Nach der hohen Beteiligung stand deshalb eigentlich fest, dass wir auch in diesem Jahr wieder eine entsprechende Aktion machen werden, die die Besucher der Nacht einbezieht“, sagt Vera Neukirchen, die diese Idee im letzten Herbst auch mit der „AG Lange Nacht“ abgestimmt hat.

Sechs Häuser weniger

Diese Arbeitsgemeinschaft besteht aus Börries von Notz, dem Alleinvorstand der Historischen Museen, Angelika Leu-Barthel von den Deichtorhallen, Christian Niemeyer vom Deutschen Zusatzstoffmuseum sowie einigen wechselnden Museumsvertretern. „Wir stellen der AG nicht nur unsere Planungen vor, sondern stimmen uns auch über den Teilnehmerkreis ab. Dabei geht es unter anderem um Neuzugänge und Häuser, die aus bestimmten Gründen im kommenden Jahr nicht mit dabei sein werden“, sagt die Museumsdienst-Chefin.

Während sich 2016 noch 60 Museen an der Aktion beteiligten, sind es diesmal sechs Häuser weniger. Allerdings sei das nicht einer nachlassenden Attraktivität der Veranstaltung geschuldet, meint Vera Neukirchen, sondern habe häufig terminliche Gründe. So ist etwa die „Cap San Diego“ in diesem Jahr nicht dabei, weil das Museumsschiff am Tag der Langen Nacht zeitgleich eine Theatervorstellung im Programm hat.

2017 ist Verein Hamburger Unterwelten dabei

Eine Rolle spielt auch, wie weit der Museumsbegriff interpretiert wird. Soll zum Beispiel das Hamburger Rathaus teilnehmen? Es ist eindeutig kein Museum, verfügt aber über eine historische Sammlung und mit der Rathausdiele über einen äußerst attraktiven Veranstaltungsort. 2016 war das Rathaus dabei, 2017 nicht, doch das könne sich künftig auch wieder ändern, ist Vera Neukirchen überzeugt: „Eigentlich wollen wir ein bisschen mehr ‚sortenrein‘ sein, uns also auf Häuser mit Sammlungen und klaren Öffnungszeiten konzen­trieren, oft ist es aber eine Gratwanderung.“

Immer wieder kommt es vor, dass Museen, die ein oder mehrere Jahre ausgesetzt haben, später wieder dabei sind. Während das Schulmuseum 2017 pausiert, ist der Verein Hamburger Unterwelten neu hinzugekommen, der für die Lange Nacht den 1941 bis 1944 unter dem Hauptbahnhof errichteten Bunker öffnet. Allerdings müssen die Führungen für jeweils maximal 30 Personen vorab reserviert werden.

Typisch Lange Nacht: großer Andrang
an den Deichtorhallen
Typisch Lange Nacht: großer Andrang an den Deichtorhallen © Sturm

Die AG Lange-Nacht entscheidet auch über den Veranstaltungstermin, was sich oft als schwierig erweist. Weil der April noch kalt sein kann, würden einige der teilnehmenden Häuser einen Termin im Mai oder Juni bevorzugen, wogegen andererseits die zahlreichen Feiertage und feststehenden Veranstaltungen wie der Hafengeburtstag, das „Theater der Welt“-oder das Elbjazz-Festival sprechen. Eigentlich sei man mit dem April immer ganz gut gefahren, meinen die Organisatoren. Notwendig ist auch die Absprache mit den Sponsoren, zu denen auch in diesem Jahr wieder Britisch American Tobacco gehört, das der Museumsnacht seit vielen Jahren als Hauptsponsor treu geblieben ist, wie auch die Gastregion Basel.

Eine große Rolle spielt natürlich die Logistik, wobei die Organisatoren manchmal an Grenzen stoßen. Inzwischen hat sich gezeigt, dass der Deichtorplatz als Herz der Veranstaltung und Zentralhaltestelle alternativlos ist, was aber auch Probleme aufwirft. Um die Transportkapazität zu erhöhen, würde die Hochbahn gern Gelenkbusse einsetzen, was die räumlichen Verhältnisse am Deichtorplatz jedoch leider nicht zulassen.

Meldeschluss ist im Dezember

Museen, die teilnehmen möchten, müssen sich schriftlich anmelden, Meldeschluss ist im Dezember. Aber schon im November gibt es ein Treffen, zu dem der Museumsdienst alle beteiligten Häuser einlädt, die dabei über ihre Rechte und Pflichten informiert werden. Vorgeschrieben ist etwa, dass das Haus tatsächlich bis Sonntagmorgen zwei Uhr geöffnet sein muss.

Spätestens im Dezember sollen auch die Programme der einzelnen Häuser vorliegen, denn nun beginnt die Redaktionsarbeit an der Website und am Programmheft, das Mitte Februar Redaktionsschluss hat und anschließend in einer Auflage von 50.000 Exemplaren gedruckt wird. Im März gehen dann die durchnummerierten Tickets in Druck, die an alle Museen und die anderen Vorverkaufskassen abgezählt verschickt werden. Kurz darauf beginnt der sehr arbeitsaufwendige Versand der Programmhefte, nicht nur an mehr als 50 Museen, sondern auch an andere Kulturinstitutionen und touristisch stark frequentierte Orte.

Perfekte Eigenwerbung

Der Überschuss aus den Einnahmen durch den Ticketverkauf – nach Abzug der Kosten für den Busshuttle, einer Abgabe an den HVV, dem Druck der Programmhefte etc. – geht an die beteiligten Häuser. „Einige kleine Museen haben in dieser einen Nacht mehr Besucher als im gesamten restlichen Jahr. Daher sehen gerade sie das als gute PR-Maßnahme“, sagt Vera Neukirchen. Allerdings sei der Aufwand der meisten Museen auch relativ hoch, vor allem, wenn sie neben Führungen auch ein aufwendiges Programm anbieten. Denn das bedeutet, dass Schauspieler, Sänger, Bands, Technik oder auch Dolmetscher für fremdsprachige Sonderführungen gebucht und bezahlt werden müssen.

Die Hamburger Lange Nacht der Museen ist eine der bundesweit erfolgreichsten und besucherstärksten Veranstaltungen: „Zweimal hatten wir um die 30.000 Besucher, einmal waren es nur 22.000, aber inzwischen liegen wir stabil bei etwa 25.000“, sagt die Museumsdienst-Chefin und fügt hinzu: „Wir sind übrigens auch die Mutter aller anderen Langen Nächte in Hamburg, von den Kirchen über die Theater bis hin zum Wissen.“

Seit den Anfängen mit 26 beteiligten Häusern hat sich deren Anzahl auf 54 Häuser im Jahr 2017 mehr als verdoppelt. Und auf die Frage, ob sich ein solches Format nicht vielleicht doch einmal abnutzen könnte, antwortet Vera Neukirchen: „Bisher spüren wir nichts davon, 25.000 Museumsbesucher in einer einzigen Nacht sind schon eine überzeugende Antwort.“