Hamburg . Das Festival Theater der Welt verspricht vom 25. Mai bis zum 11. Juni ein hochkarätiges Programm.

Nach der Eröffnung der Elbphilharmonie steht Hamburg in diesem Jahr ein zweites Großereignis ins Haus: Das Festival Theater der Welt wird vom 25. Mai bis zum 11. Juni drei Wochen lang mit 45 Produktionen die ganze Stadt bespielen. Der Zeitpunkt sei bewusst von der gestorbenen Kultursenatorin Barbara Kisseler so gewählt worden, sagte ihr Nachfolger Carsten Brosda anlässlich der Präsentation des Programms: Es dürfe in diesem Jahr nicht nur darum gehen, ein Konzerthaus zu eröffnen, vielmehr müssten Kulturangebote in ihrer ganzen Breite präsentiert werden.

Hier gibt es Karten für das Festival

Passend zum Thema „Hafen“ und seinen Aspekten Handel, Globalisierung und Migration wurde die Programm-Pressekonferenz auf einem Dampfer abgehalten, der von Kampnagel über die Alster bis zum Baakenhöft fuhr und damit die Hauptspielorte des Festivals streifte. Ein Anliegen sei es, so die Initiatoren, ein Gegengewicht zu den allgegenwärtigen Tendenzen der nationalen Abschottung zu setzen.

Das Festival: Das Theater der Welt wurde 1981 vom damaligen Schauspielhausintendanten Ivan Nagel als Präsident des Internationalen Theaterinstituts gegründet. Alle zwei bis drei Jahre wird es von wechselnden Gastgebern ausgerichtet. Hamburg ist zum dritten Mal Austragungsort. Es wird das größte Theaterfestival, das Hamburg je gesehen hat. In der Festivalleitung kooperieren Thalia Theater und Kampnagel in einem vierköpfigen Kuratorenteam aus Joachim Lux, Amelie Deuflhard, Sandra Küpper und András Siebold. Das Festival hat einen Etat von fünf Millionen Euro zur Verfügung. Er setzt sich zusammen aus zwei Millionen Euro der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und 725.000 Euro von privaten Förderern. Die restlichen 2,275 Millionen Euro stellen die Kulturbeauftragte des Bundes für Kultur und Medien, Monika Grütters, und das Auswärtige Amt zur Verfügung.

Die Spielstätten: Das Festival Theater der Welt hat nicht nur den Hafen zum Thema, sondern bespielt ihn neben Kampnagel und Thalia Theater auch explizit auf dem Baakenhöft in einem 10.000 Quadratmeter großen Kakaospeicher, im Thalia-Zelt, auf der MS „Stubnitz“ und im Festivalzentrum Haven. Hinzu kommen die Spielstätten zahlreicher Kooperationspartner vom Abaton-Kino bis zum Lichthof Theater.

Die Künstler: In 18 Tagen können die Hamburger 330 Veranstaltungen von Künstlern aus fünf Kontinenten erleben, darunter aus New York, Shanghai, Sydney, Kapstadt, Rio de Janeiro, Paris, Amsterdam und Hamburg. Es gibt einen Schwerpunkt im arabischen und afrikanischen Raum, aber ebenso Künstler mit starken Handschriften, die sich mit aktuellen Entwicklungen in den USA auseinandersetzen.

Die Höhepunkte: Das Programm bildet die Idee einer Vielfalt der Kulturen, eines Austauschs, einer Kommunikation über Grenzen hinweg, ab. Den Eröffnungsabend bestreitet mit Tianzhuo Chen, der Shootingstar der internationalen Kunstwelt mit „Ishvara“ (25. bis 27.5., Kampnagel). Chen, chinesischer bildender Künstler, inszeniert ein modernes Musiktheater auf Basis eines großen hinduistischen Versepos.

Das Kuratoren-Team:
Joachim Lux,
Sandra Küpper, Amelie Deuflhard,
András Siebold (v. l.)
Das Kuratoren-Team: Joachim Lux, Sandra Küpper, Amelie Deuflhard, András Siebold (v. l.) © Fabian Hammerl

Der samoanische Großregisseur Lemi Ponifasio eröffnet parallel im Kakaospeicher mit seinem gigantischen Musiktheaterprojekt „Children of Gods“ (25. bis 28.5., Kakaospeicher Baakenhöft), bei dem allein 240 Hamburger Choristen und ein großes Streicherensemble sowie Jugendliche der HipHop Academy mitwirken. Der südafrikanische Regisseur Brett Bailey zeigt in „Sancutary“ (5. bis 10.6., Oberhafenquartier) eine Installation über Schutzräume für Geflüchtete.

Es gibt große Tanzproduktionen mit dem brasilianischen Hip-Hop-Choreografen Bruno Beltrão und seiner Kompanie Grupo de Rua, den in seiner neuen Produktion (4.6. bis 6.6., Kampnagel) die Frage umtreibt, wie man illegal Grenzen überschreiten kann. Mit „Du Désir D’Horizons“ ist auch die neue Arbeit des derzeit wichtigsten zeitgenössichen Choreografen Afrikas, Salia Sanou aus Burkina Faso, zu sehen.

Auch Sprechtheater kommt nicht zu kurz

Aber auch das Sprechtheater kommt nicht zu kurz: Der belgische Regisseur Ivo van Hove stellt seine französische Version von Arthur Millers Klassiker „Blick von der Brücke („Vu Du Pont“, 9. bis 11.6., Thalia Theater) vor. Das aus­tralische Back to Back Theatre zeigt in „Lady Eats Apple“ (2.6. bis 4.6., Thalia Theater) eine poetische Schöpfungsgeschichte. Mit den Vorgängen rund um die Präsidentenwahl in den USA beschäftigt sich das New Yorker The Pu­blic Theater an dem bemerkenswerten dreiteiligen Abend „The Gabriels: Election Year In The Life Of One Family“ (30.5. bis 4.6.).

Vermutlich ein großer Spaß: das Stück „Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich“ (6.6. bis 10.6., Oberhafenquartier) nach David Foster Wallace, gezeigt von der niederländischen Kompanie Wunderbaum. Und der Publikumsliebling und langjährige Thalia-Schauspieler Peter Jordan inszeniert mit Leonhard Koppelmann die sicher vergnügliche Revue „In 80 Tagen um die Welt“ nach Jules Verne für die ganze Familie im erprobten Thalia-Zelt.

So viel Theater war noch nie.