Hamburg. Im Sommer kehrt das Festival nach einem Jahr Pause zurück. Auch in der Elbphilharmonie gibt es Konzerte. Was die Veranstalter planen.

Als das Elbjazz Festival 2010 seine Premiere erlebte, war die Euphorie groß: Zwei Tage Weltklasse-Jazz im Herzen der Stadt, im Hafen, was sollte da schiefgehen? Programmtisch ging auch wenig schief, doch finanziell sah die Lage anders aus. Nachdem es auch 2015 nicht gelungen war, schwarze Zahlen zu schreiben, und das Gesamtminus die Millionenmarke erreichte, musste Festivalleiterin Tina Heine gehen.

Hier gibt es Karten

Nach einem Jahr Pause steht nun am 2. und 3. Juni der Neustart an. Neben den Konzertveranstaltern Folkert Koopmans (FKP Scorpio) und Karsten Jahnke ist nun auch Alex Schulz, Begründer des Reeperbahn Festivals, als Festivalleiter an Bord. Ein Gespräch mit Jahnke und Schulz über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Elbjazz.

Hat die Elbphilharmonie das Elbjazz-Festival gerettet?

Karsten Jahnke: Sie hat jedenfalls geholfen. Wir haben bei den Ticketverkäufen eine Steigerung von 200 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Natürlich liegt das zum Teil daran, dass nun die Elbphilharmonie eine unserer Spielstätten ist. Aber auch ohne Elbphilharmonie hätten wir eine Steigerung des Ticketverkaufs um 45 bis 50 Prozent.

Alex Schulz: Wir haben 10.800 Festivaltickets mit garantiertem Zugang zur Elbphilharmonie angeboten, insgesamt gibt es dort an den zwei Tagen sechs Konzerte, alle im Großen Saal. Diese Tickets sind jetzt ausverkauft, trotzdem liegen wir nun schon bei etwa 13.000 abgesetzten Karten. Jetzt müssen wir überlegen, wie wir logistisch darauf reagieren. Mehr Shuttles, mehr Fähren, vielleicht noch eine weitere Bühne. Wir hatten im vergangenen Mai das Festival durchkalkuliert und waren sehr vorsichtig, weil in der Vergangenheit mit dem Elbjazz ja Verluste gemacht wurden. Jetzt merken wir, dass wir aufgrund des Andrangs nachbessern ­müssen.

Jahnke: Ob wir tatsächlich schwarze Zahlen schreiben, können wir zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen, das hängt auch ein wenig von der Abendkasse ab. Und damit natürlich vom Wetter.

Die Elbjazz-Konzerte in der Elbphilharmonie waren bisher also das Zugpferd beim Kartenverkauf. Wer ist denn am 2. und 3. Juni dort zu hören?

Elbjazz-Festivalleiter
Karsten Jahnke
Elbjazz-Festivalleiter Karsten Jahnke © picture alliance

Jahnke: Zum Beispiel Saxofonist Jan Garbarek. Der spielt sonst grundsätzlich nicht auf Festivals, aber für das Elbjazz und den Auftritt in der Elbphilharmonie macht er eine Ausnahme. Im Großen Saal werden am Freitag neben Garbarek noch die koreanische Sängerin Youn Sun Nah und der Berliner Pianist Christoph Spangenberg auftreten, am Sonnabend dann Schlagzeuger Eric Schaefer, das Trio von Saxofonist Joshua Redman und Singer-Songwriter Bernhoft.

Geschäftsführerin Tina Heine musste 2015 gehen, nachdem wieder mal ein hohes Minus eingefahren worden war. Was hat sie falsch gemacht?

Jahnke: Tina Heines Arbeit war inhaltlich sehr gut. Diese Arbeit setzt sie inzwischen ja beim Salzburger „Jazz & The City“-Festival fort. Allerdings ist ein Festivalleiter immer auch für die Finanzen verantwortlich. Und bei einem Minus von zuletzt 150.000 Euro kommt da schon mal schlechte Stimmung auf. Unterm Strich war der Verlust einfach zu hoch und hätte beinahe zum Ausstieg von Mitveranstalter Folkert Koopmans (FKP Scorpio) geführt. Da musste es zwangsläufig zum Bruch und zum Neustart ohne Tina Heine kommen.

Was läuft unter Festivalleiter Alex Schulz anders?

Schulz: Wir haben uns die Zahlen der Vorjahre angesehen und ganz nüchtern überlegt: Wie viele Bühnen brauchen wir für das gemäß der Vorjahre zu erwartende Publikum, was können wir bei den zu erwartenden Einnahmen für das Festival ausgeben? Alle Bereiche haben Budgets bekommen, die weitgehend eingehalten werden müssen. 2017 haben wir nur noch sieben Spielorte statt etwa einem Dutzend wie früher. Die Situation ähnelte der nach dem ersten Reeperbahn Festival, mit dem wir uns im ersten Jahr finanziell deutlich übernommen hatten. Auch dort standen wir vor der Frage: aufgeben oder uns am tatsächlichen Bedarf orientieren und alles erst mal runterfahren?

Wie hoch ist das Budget des Festivals?

Schulz: 1,19 Millionen Euro, wobei 200.000 Euro von der Stadt Hamburg kommen. Den Rest müssen wir über ­Ticketverkäufe und Kooperationspartner aufbringen.

Alex Schulz
Alex Schulz © picture alliance

Jahnke: Ein Problem sind die hohen Gagen. Am Anfang sind für uns als Veranstalter ein paar zugkräftige Künstler wichtig. Du brauchst sie, und die wissen das, also kommen entsprechende Forderungen. Und: Wenn klar ist, dass es sich um ein Festival handelt, verdreifacht sich die geforderte Gage sofort.

Gibt es denn Künstler, auf die Sie aus finanziellen Gründen verzichtet haben?

Jahnke: Für die Sänger Anderson .Paak und Michael Kiwanuka hätten wir einiges bezahlt, aber die waren beide terminlich nicht verfügbar. Herbie Hancock zählt ja zu meinen absoluten Lieblingsmusikern, ist aber sehr teuer und stand nicht zur Verfügung.

Wird es eine weitere Öffnung des Festivals weg vom Jazz geben?

Jahnke: Um ein wirklich breites Publikum zu erreichen, muss auch Jazzverwandtes dazugebucht werden. Übrigens eine gute Möglichkeit, Menschen an den Jazz heranzuführen, die bisher wenig Berührungspunkte hatten.

Sind die Planungen für 2017 abgeschlossen?

Schulz: Eine Neuigkeit gibt’s noch: Wir werden mit dem Festival „Theater der Welt“ kooperieren und das Thalia-Zelt in der HafenCity gemeinsam bespielen. Geplant ist ein Programm mit Jazz-Newcomern aus fünf Ländern.

Jahnke: Am Tag vor dem Festival werden in Hamburg die Jazz Echos verliehen. Wir überlegen jetzt, ob wir aus den dort Ausgezeichneten eine Allstar Band bilden, die dann beim Elbjazz auftritt.