Hamburg. Alexander Schulz, bereits Chef des Reeperbahn Festivals, wird Geschäftsführer. Die Veranstaltung kommt im Juni 2017 zurück.

Beim Reeperbahn Festival sind Alexander Schulz und Karsten Jahnke bereits ein Erfolgsteam. Seit 2006 haben beide die Veranstaltung zu einem international bedeutenden Event entwickelt. Jetzt holt Jahnke seinen Partner als Festivalleiter zum Elbjazz. Schulz tritt damit die Nachfolge von Tina Heine an, die das Festival 2010 mit der Hilfe von Jahnke und Folkert Koopmans von der Konzertagentur FKP Scorpio gegründet hatte. Der 49 Jahre alte Festivalmanager wird allerdings kein Gesellschafter bei Elbjazz, sondern Veranstaltungsleiter mit geschäftsführender Funktion.

„Ich soll dafür sorgen, dass Elbjazz wirtschaftlich um die Kurve kommt“, formuliert Schulz salopp seinen Auftrag. In den sechs Jahren seines Bestehens hat Elbjazz Verluste von nahezu einer Million Euro gemacht, der neue Festivalleiter soll diesen Trend stoppen. „Jedoch ohne qualitative und inhaltliche Einschränkungen“, wie Schulz betont. Die künstlerische Leitung wird Karsten Jahnke in Zukunft selbst übernehmen. Bisher lagen Geschäftsführung und künstlerische Leitung bei Tina Heine in einer Hand.

Ändern wird sich einiges, wenn das Festival im kommenden Jahr am 2. und 3. Juni seinen Neustart erlebt, nachdem es in diesem Jahr ausgesetzt ist. Mit der Elbphilharmonie bekommt Elbjazz auf der rechten Elbseite einen neuen Spielort, der mit seinen 2000 Plätzen der großen Zuschauerkapazität auf der gegenüberliegenden Seite bei Blohm + Voss etwas entgegenzusetzen vermag. In der Vergangenheit wurden auf der rechten Elbseite vor allem kleinere Locations bespielt, was zu Wartezeiten und manchmal auch zu Unmut bei Besuchern führte, die extra auf diese Seite gependelt waren.

Der Vorverkauf für das 2017er Festival startet am 5. Juli, also in etwa drei Monaten, aber Schulz ist jetzt schon sicher, jedem Ticketkäufer den Besuch eines Konzertes in der Elbphilharmonie garantieren zu können. Interessierte müssen sich dafür bereits im Vorfeld anmelden. Es sei eine logistische Herausforderung, so Schulz, denn nach jedem Konzert müsse der große Saal komplett geräumt werden. Für den Umbau der Bühne und den erneuten Einlass ist dann ein Zeitfenster von zwei Stunden vorgesehen.

Auch in Zukunft wird es einen Barkassenbetrieb auf das andere Elbufer geben, aber nur noch zwischen dem Anleger an der Elbphilharmonie und Blohm + Voss. Außerdem ist ein Bus-Shuttle zwischen Elbphilharmonie und Altem Elbtunnel geplant, durch den man das Werftgelände schnell zu Fuß erreichen kann. „Nach den positiven Erfahrungen, die wir bei der ,Theaternacht‘ mit Bus-Shuttles gemacht haben, wollen wir das auch beim Elbjazz umsetzen, um einen schnelleren Wechsel zwischen den Spielorten zu ermöglichen“, sagt Schulz.

Gegenüber den Vorjahren wird es deutlich weniger Bühnen geben. Kleinere Spielorte wie am Hafenmuseum und auf der MS „Stubnitz“ fallen weg. Geplant wird derzeit mit drei bis vier Spielstätten bei Blohm + Voss, darunter zwei große Open-Air-Bühnen. Auf dem Vorplatz der Elbphilharmonie wird eine Bühne unter freiem Himmel aufgebaut. Außerdem gibt es die Idee, auch die Hauptkirche St. Katharinen in das Programm einzubinden. „Wir haben überlegt, was wirklich an Bühnen benötigt wird, und haben dazu Erfahrungen aus den vergangenen Festivals einfließen lassen“, begründet Schulz den Verzicht auf kleine und abgelegene Locations.

Der mangelnde wirtschaftliche Erfolg, aber auch die geplante Reduzierung der Bühnen gehörten zu den Gründen, warum Tina Heine ihren Geschäftsführerposten abgeben musste. „Ich war dagegen, ein Jahr zu pausieren. Ich hatte ein neues organisatorisches und künstlerisches Konzept vorgelegt, das aber keine Mehrheit bei den anderen Gesellschaftern gefunden hat“, erklärte Heine damals. Ihr war es wichtig, auch in Zukunft kleine Bühnen und Clubs im Programm zu halten, weil Elbjazz durch diese Programmatik ein Alleinstellungsmerkmal besessen habe. „Drei große Bühnen bei Blohm + Voss wären mir zu wenig. Gerade Programmpunkte wie Mitternachtskonzerte in St. Katharinen oder die Clubnacht haben Elbjazz auch ausgemacht.“

Alexander Schulz,
49, gehört zu den
Gründern des
Reeperbahn
Festivals
Alexander Schulz, 49, gehört zu den Gründern des Reeperbahn Festivals © HA | Rieka Anscheit

Schulz sieht das etwas anders: „Unabhängig von der Anzahl der Spielorte ist die Einbindung des Festivals in den Hafen einzigartig und so in keiner anderen Stadt realisierbar. Man muss den Hut vor Tina Heine ziehen, die diese großartige Idee hatte“, so Schulz. Heine ist inzwischen künstlerische Leiterin in Salzburg bei „Jazz & The City“, einem Festival, das jedes Jahr im Oktober stattfindet.

„Inhaltlich wird es keine gravierenden Änderungen geben. Das Konzept war ja okay“, sagt Jahnke, der in Zukunft federführend für das Programm zuständig ist, während Partner FKP Scorpio sich um Bühnenbau, Technik und Ordnungsdienst kümmern wird. Jahnke möchte Elbjazz inhaltlich etwas breiter aufstellen und auch dem traditionellen Jazz ein Forum geben. Konkrete Verpflichtungen kann er noch nicht nennen. „Dafür ist es noch zu früh, aber wir werden ein attraktives Programm zusammenstellen.“

Damit Elbjazz eine Chance hat, sich wirtschaftlich zu konsolidieren, wird die Kulturbehörde die Veranstaltung im kommenden Jahr mit 200.000 Euro unterstützen , fast eine Verdoppelung der bisherigen öffentlichen Förderung.

Elbjazz 2./3.Juni 2017, Karten gibt es ab 5. Juli 2016