Hamburg. Wolfgang Muthspiel und seine Mitstreiter wie Brian Blade überzeugen im Kleinen Saal der Elbphilharmonie.
Sanft streicht er mit den Besen über Trommeln und Becken, nur ein zartes Rascheln und Zischen ist zu hören. Brian Blade gehört zu den Schlagzeugern im Jazz, die über ein besonderes dynamisches Gespür verfügen, das sich dem Klang der Mitspieler anpasst und nie zu laut und nie zu leise wird. Doch Blade ist viel mehr als ein Rhythmusgeber. Er trommelt die komplizierten Rhythmen mit einer Leichtigkeit und einer Präzision, die immer wieder verblüffen.
Fast automatisch wird er zum Mittelpunkt der Bands, mit denen er zusammenspielt. Das ist im Quartett des Saxofonisten Wayne Shorter nicht anders als in der Gruppe des österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel. Bei dessen Konzert im Kleinen Saal der Elbphilharmonie erntet Brian Blade am Ende den größten Beifall, weil er wieder einmal formidabel getrommelt hat. Es gibt wohl zurzeit im Jazz keinen Drummer, der virtuoser und filigraner spielt als der so bescheiden wirkende Afroamerikaner.
Akinmusire spielt sehr verhangen
Der andere auffällige Musiker des Abends ist der junge Trompeter Ambrose Akinmusire. Sein Ton hat nicht die schneidende Schärfe eines Freddie Hubbard oder eines Hannibal Marvin Peterson, Akinmusire spielt sehr verhangen und manchmal fast brüchig. Ebenso wie Blade ist er niemand, der sich in den Vordergrund drängt. Doch wenn er zu einem Solo ansetzt – oder auch im Gruppenspiel –, besticht er mit seiner Präsenz und seinen Ausdrucksmöglichkeiten in der Phrasierung.
Es spricht für Muthspiel, wenn er sich zwei so überragende Persönlichkeiten in seine Band holt. Mit Blade musiziert der Österreicher bereits seit 15 Jahren zusammen. Weite Teile des 100-minütigen Konzerts sitzt er etwas im Schatten der beiden Mitstreiter. Seine Virtuosität stellt er dann bei „Intensive Care“ auf der akustischen Gitarre heraus, ansonsten wirkt er innerhalb des Quintetts, das seinen Namen trägt, eher wie ein Sideman.
Bassist Scott Colley machte starken Job
Einen starken Job macht Bassist Scott Colley, der bei „Boogaloo“ auch seine solistischen Fähigkeiten präsentieren darf. Enttäuschend dagegen bleiben die Beiträge von Pianist Gwilym Simcock, der im Programmheft als einer der „größten Pianisten Englands“ gelobt wird und den Chick Corea als „kreatives Genie“ bezeichnet haben soll.
Von dieser Kreativität ist in der Elbphilharmonie nicht viel zu merken. Erst zum Ende mit „Superonny“ und der Zugabe nimmt der Energielevel des Quintetts erheblich zu, viele der Kompositionen vom Album „Rising Grace“ zuvor klingen zu europäisch-akademisch, es fehlt den Stücken etwas an Explosivität. Gut, dass Brian Blade mit dabei ist. Allein ihm zuzusehen und zuzuhören ist ein Höchstgenuss.