Hamburg. Verena Peters, seit 2002 am Imperial Theater, hat am Donnerstag in „Zeugin der Anklage“ Premiere – ein Filmklassiker der 50er-Jahre.

Dass Regisseure häufig mit Blondinen spielen, ist bekannt. Der legendäre Alfred Hitchcock hatte mit Grace Kelly („Das Fenster zum Hof“) seine erklärte Lieblingsblondine, tyrannisierte und drangsalierte jedoch deren Kollegin Tippi Hedren („Die Vögel“), wie kürzlich in deren Biografie zu lesen. Einen Hitchcock hatten sie im Imperial Theater auch schon auf dem Spielplan, 2006 mit dem auch dank Grace Kelly populären „Bei Anruf Mord“.

Damals glänzte Verena Peters in deren Rolle als Margot. Jetzt sitzt die Hamburger Schauspielerin auf einem Bühnenabsatz vor der mächtigen Holzkulisse des Gerichtssaals für „Zeugin der Anklage“. Noch so ein Filmklassiker der 50er-Jahre. Und in der Bühnenfassung, die auf einer Kurzgeschichte Agatha Christies basiert, wird Verena Peters von diesem Donnerstag an in die Rolle einer weiteren Hollywood-Legende schlüpfen: Sie spielt die Angeklagten-Ehefrau Christine, der vor 60 Jahren Marlene Dietrich richtg Konturen gab.

„Als Zwölfjährige hatte ich den Film mal gesehen“, sagt Peters, die sich daran erinnern konnte, als Imperial-Intendant und -Regisseur Frank Thannhäuser sie und weitere Kollegen im Herbst 2015 zu einer besonderen Filmvorführung ins Theater lud: Gemeinsam schauten sie den Film mit Charles Laughton als Strafverteidiger – bis heute eines der besten Gerichtsdramen. In diesem Herbst hat sich Verena Peters „Zeugin der Anklage“ noch mal angesehen, einige Szenen Anfang Januar erneut.

Sie hat die Dietrich studiert, aber nicht als Vorbild

Anscheinend überlässt sie nichts dem Zufall. Sie habe genau darauf geachtet, wie die Dietrich die Rolle spielt. „Einerseits einfach aus Interesse, andererseits gab es anfangs eine gewisse Orientierung. Für meine eigene Rollenentwicklung habe ich sie trotzdem nicht als Vorbild genommen“, sagt Peters. Seit sie im Jahr 2002 – ursprünglich als Regieassistentin – ans Imperial Theater kam, hat sie mit facettenreichen Spiel dazu beigetragen, dass sich das bis heute unsubventionierte Privattheater zu Deutschlands erfolgreichster Krimibühne entwickelt hat.

Ob zuletzt in den Edgar-Wallace-Stücken „Der Rächer“ als Hollywood-Diva Stella Mendoza und in „Der Zinker“ als mal liebe, mal garstige Sekretärin Millie oder als reiche, naive bis neurotische Lesley in der deutschsprachigen Erstaufführung der „Mitternachtsspitzen“ – Peters ist die Krimi-Blondine vom Dienst. „Das Klischee ist gar nicht so abwegig“, sagt die privat dunkelblonde Künstlerin lächelnd. Jedoch hätten sich ihre Figuren am Imperial gewandelt – weg von der Opferrolle hin zu gestandenen Charakteren. „Ich bin jetzt 43 und fühle mich sehr wohl damit“, sagt Peters. Aber so abgebrüht wie die Christine in „Zeugin der Anklage“ könnte sie privat nie sein, meint sie.

Die Vertrautheit im Imperial und das gemeinsame Humorverständnis mit Frank Thannhäuser helfen ihr auch bei dieser schwierigen Aufgabe. Kaum hat sie das ausgesprochen, geht der Regisseur durchs Parkett und trägt eine blonde Perücke hinter die Kulissen „Für wen die wohl ist...?“, fragt er schelmisch.

„Zeugin der Anklage“ Premiere Do 9.2., 20.00, Imperial, Reeperbahn 5, Karten zu 16,- bis 34,-: T. 31 31 14; www.imperial-theater.de