Hamburg. Das Museum hat im Jahr 2017 eine Reihe herausragender Ausstellungen im Programm.

Trotz umfangreicher Umbauten wie dem Einbau einer neuen Klimaanlage und der Wiederherstellung des großen Ausstellungsraumes in der ehemaligen Turnhalle hat das Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) in diesem Jahr wieder mehr als 200.000 Besucher gehabt. Das ist erstaunlich, zumal bis zu 80 Prozent der Ausstellungsfläche nur eingeschränkt nutzbar waren.

Besonders die Hokusai-Manga-Ausstellung und aktuelle Schau „Game Masters“ zogen überdurchschnittlich viele junge Leute ins Museum, mehr als 40 Prozent waren nie zuvor dort gewesen. Diese Art der Publikumsgewinnung erklärte Museumsdirektorin Sabine Schulze einmal mehr zum Ziel. Sie und ihr Team machten sich vor allem Gedanken darüber, wie man die eigene Sammlung im zeitgenössischen Kontext weiterentwickeln und lebendig halten könne.

Wiederbelebung alter Konservierungsmethoden

Bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag wurden aber vor allem die kommenden Ausstellungen präsentiert. „Food Revolution 5.0“, kuratiert von Claudia Banz, die auch für die hervorragende, mittlerweile durch die Welt tourende „Fast Fashion“-Schau verantwortlich war, wird von Mai 2017 an wieder viel mehr leisten, als sich ums Essen zu drehen.

In Kooperation mit mehreren Hochschulen und 20 Designern geht es darum, wie die Ernährung für immer mehr Menschen nachhaltig und eben nicht industriell gesichert werden kann. Sollte die Nahrungsmittel-Produktion so weitergehen wie bisher, so der Welt-Agrarbericht, beschleunige das die Klimakatastrophe. Gestalter, Architekten und Wissenschaftler renommierter Institute und Universitäten tragen ihre Ideen zur Ausstellung bei. Unter anderem geht es um die Wiederbelebung alt hergebrachter Konservierungsmethoden und um eine moderne Küche, in der Gemüse gezogen, Kompost erzeugt und alles wieder verwertet wird.

Thematisch gegliederter Bestandskatalog

Esther Ruelfs, Leiterin der Sammlung Fotografie und Neue Medien, hat für die rund 75.000 Bilder umfassende Sammlung Fotografie erstmals einen nach thematischen Kapiteln gegliederten Bestandskatalog erstellt. Ihre Ausstellung „ReVision“ zeigt ab 20. Dezember 2016 eine Auswahl daraus, Highlights, Schwerpunkte und Unentdecktes.

Ende des Jahres 2017 folgt eine große Retrospektive der Wiener und Pariser Fotokünstlerin, Mode- und Dokumentarfotografin Madame d’Ora, deren Nachlass das Museum glücklicherweise besitzt. Als Wienerin war sie mit den anspruchsvollen Materialexperimenten des Jugendstils vertraut und übertrug diese Qualitätsmaßstäbe auf ihre Fotografie. Aber auch als Künstler- und Prominentenfotografin machte sie sich einen Namen. Sie porträtierte Josephine Baker, Arthur Schnitzler, Coco Chanel und Marlene Dietrich, fotografierte Mode für Rochas, Lanvin und Chanel.

Auch Arbeiten von Keith Haring sind zu sehen

Überdies feilt Sabine Schulze bereits jetzt an einer großen Sonderausstellung über Tiere, die sich ab November 2017 mit der Frage befasst, was der Mensch verloren hat, seit er nicht mehr im Einklang mit der Natur lebt. Die Exponate spannen einen großen Bogen von Dokumenten über urzeitliche Höhlenmalereien bis zur Kunst von Albrecht Dürer und Rosemarie Trockel oder urzeitliche Klanglandschaften von Bernie Krause.

Interessant werden außerdem einige schöne Ausstellungen aus der Grafik­abteilung, die laut Sabine Schulze durch viele Erwerbungen und Schenkungen „eine der größten weltweit“ geworden ist. Wie innovativ beispielsweise Gestalter in den 1960er/70er-Jahren arbeiten durften, lässt sich trefflich an Willy Fleckhaus demonstrieren, dem das Museum vom 19. Januar an eine große Re­trospektive widmet. Verantwortlich für die Lifestyle-Zeitschrift „Twen“, experimentierte er mutig mit Typografie, freigestellten Motiven, Posen und extravagantem Styling seiner Modelle. Von ihm stammt auch die regenbogenfarbige Taschenbuchreihe des Suhrkamp Verlags.

Freuen darf man sich außerdem auf zwei Ausstellungen aus der Postersammlung: Rund 100 deutlich gesellschaftskritische Künstlerplakate von Keith Haring werden vom 15. Juni an ausgestellt, die ersten stammen von 1982 und sind eng an dessen U-Bahn-Zeichnungen angelehnt. Im Juli folgt der amerikanische Pop-Art-Künstler Robert Rauschenberg, der sich mehr als andere Künstler für Plakate interessierte. 120 Arbeiten von ihm präsentiert das Museum. Einen solchen Überblick über diesen Teil seines künstlerischen Schaffens hat es bislang noch nicht gegeben.

Infos zu allen Ausstellungen:
www.mkg-hamburg.de