Vor 300 Jahren vollendete Carl Conrad Fleischer jenes Cembalo, das heute sein berühmtestes ist. Wie es dazu kam.

Meisterwerke werden signiert, nicht nur, wenn es Bilder sind. Als der Hamburger Tasteninstrumentenbauer Carl Conrad Fleischer (1679–1722) vor genau 300 Jahren dieses besondere Cembalo vollendet hatte, versah er den Resonanzboden mit seiner Signatur und der Jahreszahl 1716.

Unter den Cembalo-Bauern seiner Zeit war Fleischer eine Legende, seine Werke sind heute nahezu unbezahlbar. Fleischer-Cembalos gibt es nur noch in wenigen europäischen Städten: in Berlin, Leipzig, Venedig, Barcelona und eben in Hamburg, wo sich das erwähnte Exem­plar in der Sammlung des Museums für Hamburgische Geschichte befindet.

„Es ist schon eine Besonderheit, dass wir Fleischer überhaupt namentlich kennen, was sicher auch mit der Qualität seiner Werkstatt zusammenhängt“, sagt Claudia Horbas, die zuständige Wissenschaftlerin im Museum für Hamburgische Geschichte: „Es ist ein sowohl in klanglicher wie gestalterischer Hinsicht herausragendes Instrument, dessen Bemalung allerdings im Lauf der Zeit manche Veränderung erfuhr.“

Der originale Klang hat sich bis heute erhalten

Ursprünglich war nur der Resonanzboden mit Blütenmotiven bemalt. Die allegorischen Bilder auf dem Deckel, den Seiten und dem Brett oberhalb des Manuals kamen erst im späteren 18. und im frühen 19. Jahrhundert hinzu. Offenbar wollten die Besitzer das Äußere des wertvollen Instruments weiter aufwerten, klanglich überzeugte es ohnehin.

Da der Resonanzboden, die viereinhalb Oktaven umfassende Tastatur und die Mechanik völlig unverändert blieben, hat sich der originale Klang bis heute erhalten. Wie bei Instrumenten dieser Art üblich, werden die Seite mit Kielen angerissen, die Schwingungen übertragen sich über Stege auf den Resonanzboden.

Anfang des 18. Jahrhunderts betrieb Carl Conrad Fleischer seine Werkstatt auf der Gerhofstraße, in deren Nähe sich damals das Opernhaus befand. Hamburg war damals eine der großen europä­ischen Musikmetropolen, verfügte an den Hauptkirchen und an der Oper über großartige Musiker, aber eben auch über zahlreiche Instrumentenbauer. Leicht hatten diese es damals aber nicht, weil es heftige Anfeindungen durch das Tischler-Amt gab. Das war eine Art Innung, der die Instrumentenbauer aber nicht angehörten. Daher wollten die Tischler erreichen, dass sich die unerwünschten Konkurrenten nur auf die Herstellung der mechanischen Teile beschränkten, der Corpus, also der hölzerne Instrumentenkörper, jedoch nur von Tischlern ausgeführt werden dürfe.

Für die Restaurierung werden noch Spender gesucht

Immer mal wieder überfielen wütende Tischler Fleischers Werkstatt und stahlen ihm dabei sein Handwerkszeug. Doch da er in der Musikszene einen exzellenten Ruf besaß, ließ er sich nicht einschüchtern und behauptete sich gegen die Angriffe der organisierten Holzhandwerker. Ausschlaggebend war schließlich die Tatsache, dass die Tasteninstrumente aus einer Hand gefertigt werden müssen, eine Trennung von Mechanik- und Corpusbau daher zwangsläufig Qualitätsverluste nach sich ziehen würde.

Das Schicksal des 300 Jahre alten Cembalos lässt sich nur teilweise klären. Irgendwann gelangte es in die USA, wo es wahrscheinlich lange Zeit in Gebrauch war. Ob vielleicht reiche Auswanderer das Instrument in die Neue Welt mitgenommen hatten, wissen wir nicht. 1978 wurde es von einem New Yorker Spezialhändler überraschend zum Verkauf angeboten. Jörgen Bracker, der damalige Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte, erfuhr von dieser einmaligen Gelegenheit und wollte das Cembalo unbedingt für Hamburg sichern. Ein Problem war allerdings der hohe Preis. Mithilfe eines Förderkreises konnte das Museum dann aber doch die geforderte Kaufsumme in Höhe von 80.000 US-Dollar (nach damaligem Kurs umgerechnet 73.000 Euro) aufbringen, sodass das Meisterstück wieder nach Hamburg heimkehrte. „Odyssee eines Meisterstücks“ überschrieb das Abendblatt im November 1991 seinen Bericht.

Da es erheblich beschädigt war, musste das Instrument gründlich restauriert werden. Seit nunmehr 25 Jahren gehört es zu den Prunkstücken des Museums am Holstenwall.

Dort wird es nicht nur ausgestellt, sondern erklingt auch regelmäßig zu Konzerten, die einen lebendigen Eindruck von der bürgerlichen Musikkultur im Hamburg des 18. Jahrhunderts vermitteln. „Musikinstrumente sind eben nicht nur historische Belegstücke zum Betrachten, sie sollten auch erklingen. Diesen Anspruch erfüllen wir, so weit es geht, mit unserer Reihe ,Hör Mal! Musik im Museum‘“, sagt Claudia Horbas.

Restaurierung des Instruments ist unumgänglich

Häufiger Interpret ist der Cembalist Michael Fuerst, der als Dozent für Alte Musik an den Musikhochschulen Bremen und Lübeck lehrt. Im Rahmen dieser eher intimen Konzerte lässt er die historischen Instrumente des Museums erklingen und erzählt aus der spannenden Musikgeschichte Hamburgs und anderer norddeutscher Städte. Damit das aber auch in Zukunft möglich sein wird, ist eine Restaurierung des Fleischer-Cembalos inzwischen unumgänglich. Zu den vordringlichsten Aufgaben gehört die Restaurierung der Wirbellöcher, an denen die Saiten des Instruments befestigt sind. Die Wirbel müssen immer wieder bewegt werden, weil durch die Drehbewegung die Saiten gespannt beziehungsweise auch gestimmt werden. Im Lauf der Zeit kommt es zu einem Verschleiß, der nur durch eine aufwendige Restaurierungsmaßnahme behoben werden kann.

Um den notwendigen Betrag von 4000 Euro aufzubringen, fand im September ein Benefizkonzert statt. Da die Summe aber noch nicht komplett aufgebracht werden konnte, bittet das Museum Hamburgs Musikfreunde nun um weitere Spenden, damit Carl Conrad Fleischers wohl berühmtestes Instrument auch weiterhin seinen einzigartigen Klang entfalten kann.

Spenden bitte an: Stiftung Historische Museen Hamburg.
IBAN: DE32 2105 0000 0101 881000,
BIC: HSHNDEHH XXX, Verwendungszweck: KSt. 12230/Restaurierung Fleischer-Cembalo, Spendenbescheinigungen werden ausgestellt.