Hamburg . Zwei Abende verzückt die Britin in der Barclaycard-Arena. Doch Hamburg hat auch Adele verzückt. Welche Sehenswürdigkeit das war.
Ein Mädchen, vielleicht sieben Jahre alt, bewegt seine Hüften zum letzten Stück an diesem Abend: „Rolling In The Deep“. Der Papa filmt mit dem Handy Adele, die unten auf der Bühne ihren berühmten Song schmettert, als gebe es kein Morgen.
Gibt es aber doch: Am Mittwoch singt der derzeit größte Popstar der Welt noch einmal in der Barclaycard Arena. Die war wie am Dienstag natürlich ausverkauft – und alle waren da, die aus Hamburg und die aus dem Umland, die aus Dänemark, Lübeck, Bremen und Hannover.
Weil Adele mit ihren schwelgerischen Songs und ihrer außergewöhnlichen Stimme alle Generationen anspricht, sah man neben Adele-Fans im Großeltern-Alter auch viele Kinder. Sie durften wie die Siebenjährige endlich mal richtig lang aufbleiben – auch wenn Vaddern schon vor Beendigung des Stücks zum Aufbruch drängte, er hatte dann auch irgendwann genug gefilmt. Man konnte dem Kind aber ganz leicht von den Lippen ablesen, was es seinem Vater zurief, als der Refrain ein allerletztes Mal durch die Arena schallte: „Das war toll!“
Menschen gehen beseelt nach Hause
Worauf sich alle, die eine Karte bekommen hatten, an diesen in der Tat dollen Adele-Tagen einigen konnten. Es ist jetzt nicht so selten, dass Menschen von Popkonzerten beseelt nach Hause gehen. Aber bei Adele, der Sängerin, die in nur knapp acht Jahren schon 100 Millionen Tonträger verkauft hat, passte vielleicht noch mehr als sonst zusammen, und so war es jeweils ein magischer Abend.
Thomas Collien, der Intendant des St. Pauli Theaters, war einer von denen, die sich die Show der Britin nicht entgehen ließ. Sein Urteil: „Geile Karriere, geile Stimme, geile Tante!“
Wobei man das mit der Tantenhaftigkeit unbedingt umgangssprachlich verstehen muss – die „Tante“ Adele ist ja auch eine große Diva. Und eine für die langsamen Nummern. Sie habe ja zu 90 Prozent Balladen gesungen, so Collien, „was mich sonst nicht interessiert, aber mit welcher Intensität, mit welcher Dramatik sie die bringt, das war schon beeindruckend“. Beeindruckend habe er auch gefunden, dass sie aus dem Londoner East End komme, einer benachteiligten Gegend also. „Sie hat gelebt, was sie singt“, sagt Collien, „die Qualität, ihr Ausdruck haben mich umgehauen. Sie hat zwei Stunden und fünf Minuten alles gegeben, es war alles dabei. Rundum super.“
So kann man’s sehen, so begeistert spricht kein Kunde, der, wenn er schon mehr als 100 Euro für eine Karte ausgegeben hat, eben gefälligst auch zufrieden sein will. Christian Heymann, der Geschäftsführer der Heymann-Buchhandlung, war auch da: „Das war großartig, sie hat eine Wahnsinnsstimme und klingt live, als sei sie im Studio, sehr stimmengewaltig. Sie hat auch eine Wahnsinnspräsenz, ohne sich wie Rihanna bewegen zu müssen.“
Und sie weiß eben, wie sie ein Publikum auf ihre Seite bringt – Adele-Fan Heymann fand jedenfalls wie alle anderen unbedingt gut, wie die Sängerin im Konzert-Opener „Hello“ auf die dramatische Grußformel sogleich das „Hamburg“ folgen ließ. Sie habe, sagt Heymann, das Publikum von Anfang an mitgenommen. „Und dann das A-cappella-Stück mit den Streichern, das war grandios. Ein tolles Orchester. Sie braucht keine aufwendige Show. Die Show ist die Stimme.“
Ian Karan wurde von der Ehefrau mitgezogen
Ian Karan, Unternehmer und Ex-Senator, wäre nicht unbedingt auf die Idee gekommen, sich ein Adele-Konzert zu geben. Seine Frau hat das angeschoben. Zum Glück, findet er: „Es war ein gigantisches Konzert, es war ehrlich, es war freundlich, es war stimmgewaltig. Sie hat eine unglaubliche Show geliefert, eine Show, die die Menschen mitgenommen hat.“ Und dann fällt ihm Bob Dylan ein, der für ihn so ganz anders wirke, so unnahbar, so arrogant wie viele andere Stars, der auf die Bühne kommt, singt und geht. All das, was Adele nicht ist.
Adele, der Kumpeltyp, die Freundin, die Diva, die zu Tränen rührt: „Danke für die beste Nacht überhaupt“, schreibt Fan Hannah auf Twitter gleich nach dem ersten Konzert, noch ganz beseelt. „Ich habe so viel geweint. Adele hat mir übrigens zugewinkt.“
Sie ist eben „der Oberhammer“, wie ein Jay Ha auf Twitter schreibt. Amazing Adele eben, die hier so vielen „the best night ever“, die beste Nacht überhaupt, beschert hat. „Ein großartiger Gig, Lady“, twittert ein Joe Wakeford. Er habe „jede verdammte Minute geliebt“. Trisha Parungao bringt es in ihrem Tweet auf den Punkt: „You are a sweetheart, Adele! You made us feel your love.“ Adele, Hamburgs Schätzchen? Kann man so sagen.
Und der Sängerin hat es wohl auch gut gefallen in der Hansestadt, scheinbar besonders im Miniaturwunderland. Stolz ließen die Betreiber auf Facebook wissen: "Sie sagte bei ihrem Besuch 'It is the best best thing I have seen. Incredible!" Also: "Das ist das allerbeste was ich gesehen habe. Unglaublich!" Was für eine Ehre.