Hamburg. Geschäftsführerin wurde abberufen. Von 2017 an soll die Konzentration auf wenige, große Bühnen wieder für schwarze Zahlen sorgen.
Elbjazz gilt als ein kultureller Höhepunkt in Hamburg, doch im kommenden Jahr macht das Festival Pause. „Es gibt strukturelle und wirtschaftliche Notwendigkeiten, Elbjazz neu aufzustellen“, sagt Karsten Jahnke. Der Konzertveranstalter und bekennende Jazzfan ist neben Folkert Koopmans von FKP Scorpio einer der beiden Mehrheitsgesellschafter des Festivals. Initiiert wurde es 2010 von Tina Heine und Nina Sauer. Die beiden Frauen hatten die Idee eines großen Jazzfestivals in Hamburg und holten sich mit FKP Scorpio und Jahnke zwei profilierte Konzertagenturen ins Boot.
Doch die Zuschauerzahlen reichten nicht aus, um das ambitionierte Projekt in den vergangenen fünf Jahren in die schwarzen Zahlen zu bringen. Bei den bisherigen sechs Festivals gab es Verluste im hohen sechsstelligen Bereich. Heine, Jahnke und Koopmans sind unterschiedlicher Meinung über die Zukunft des Festivals. Das hat dazu geführt, so Jahnke, dass Tina Heine von ihrem Geschäftsführerposten abberufen worden ist. Die Geschäftsleitung übernehmen Jahnke und Mehrheitsgesellschafter Koopmans fortan selbst.
„Ich war dagegen, ein Jahr zu pausieren. Ich hatte ein neues organisatorisches und künstlerisches Konzept vorgelegt, das aber keine Mehrheit gefunden hat“, sagt Heine. Ihr sei es wichtig gewesen, auch in Zukunft kleine Bühnen und Clubs im Programm zu halten, weil Elbjazz durch diese Programmatik ein Alleinstellungsmerkmal besessen habe. „Drei große Bühnen bei Blohm + Voss wären mir zu wenig. Gerade Programmpunkte wie Mitternachtskonzerte in St. Katharinen oder die Clubnacht haben Elbjazz auch ausgemacht“, sagt sie.
Für 2017 planen die Hauptgesellschafter von Elbjazz einen Neustart. Eine wichtige Rolle darin wird die Elbphilharmonie spielen, die im Januar 2017 eröffnet wird. Mit dem spektakulären Bau würde das Festival eine weitere attraktive Spielstätte bekommen. Die großen Bühnen auf der gegenüber liegenden Elbseite bei Blohm + Voss sollen die andere Säule des Festivals bilden. In der Vergangenheit hatte Elbjazz bis zu 16 Bühnen und Locations im Hafen bespielt. In jedem Jahr änderten sich diese Orte, was möglicherweise zu einer Verunsicherung des Publikums beigetragen hat. Hinzu kam: In der Vergangenheit hat es bei Festivalbesuchern oft Frustrationen gegeben, wenn sie mit den Barkassen-Shuttles über die Elbe geschippert waren, aber der Konzertort bereits gefüllt war. Beim Chilly-Gonzalez-Konzert 2013 in der Fischauktionshalle trommelten Festivalbesucher minutenlang gegen Tür und Scheiben, um Einlass zu bekommen. Geplant ist, Wege und die Fahrtzeiten zwischen den Bühnen zu verkürzen, um mehr Zeit für den Jazz zu haben.
„Wir werden weniger Bühnen bespielen als in der Vergangenheit“, sagt Jahnke. Nur so sei es möglich, wirtschaftlich über die Runden zu kommen. „Bis auf 2014 haben wir niemals genug Zuschauer gehabt, um wenigstens die Kosten zu decken. Wir benötigen 8000 bis 10.000 Zuschauer pro Tag“, so Jahnke. In der Vergangenheit habe Elbjazz an beiden Tagen nie mehr als 15.000 Besucher erreicht. Inhaltlich wird es in Zukunft einen Mix zwischen bekannten Künstlern und Neuentdeckungen geben. „Man kann nicht jedes Jahr Stars wie Jamie Cullum oder Gregory Porter holen, man muss sein Profil schärfen und über den Tellerrand schauen. Spannend wäre zum Beispiel ein Projekt mit Max Herre, der auch ein hervorragender Jazzmusiker ist.“
Um ein Festival dieser Größenordnung überhaupt stemmen zu können, bedarf es auch finanzieller Unterstützung durch die Stadt. In den vergangenen drei Jahren half die Stadt den Organisatoren mit Fördergeldern in Höhe von 100.000 Euro jährlich. Jahnke möchte nun mehr haben. Die Kulturbehörde plant, das Festival von 2017 an mit 200.000 Euro aus der Kultur- und Tourismustaxe zu fördern, und versucht dies derzeit entsprechend zu verankern. Die Wichtigkeit von Elbjazz für die Stadt betont Kulturstaatsrat Horst-Michael Pelikahn: „Elbjazz hat es auf besondere Weise verstanden, Musik und Hafen in Einklang zu bringen, und ist damit zu einem Markenzeichen der Musikstadt Hamburg geworden. Mit der Verbindung Elbjazz und Elbphilharmonie und einem erhöhten städtischen Zuschuss wollen wir dazu beitragen, das Festival von 2017 an langfristig auf feste Beine zu stellen.“
Die Elbphilharmonie könnte in Zukunft ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Festivals werden. Bereits in der Vergangenheit gab es Kooperationen mit einer Bühne auf dem Vorplatz der im Bau befindlichen Konzerthalle, die eine Kapazität von 2500 Plätzen besitzt. Die Elbphilharmonie könnte auf das Publikum eine ähnliche magnetische Wirkung ausüben, wie das früher die Philharmonie in Berlin für das dortige Jazzfestival hatte.
Wenn die Zusage der Behörde bei der Elbjazz GmbH eingegangen ist, werden die Planungen für 2017 beginnen. Allerdings ohne Tina Heine. „Mir ist eine Aufgabe im Sponsoring angeboten worden, aber das finde ich als ehemalige Festivalleiterin skurril. Die Programmleitung für 2017 übernimmt Karsten Jahnke, aber ich schaue dem, was kommt, offen entgegen und schließe eine künftige Zusammenarbeit nicht aus“, sagt Heine. Zurzeit ist sie in anderen Jazzprojekten engagiert und habe auch Angebote aus anderen Städten vorliegen: „Die prüfe ich jetzt.“