Robert Günther aus Norderstedt hat vor fast 50 Jahren alle Größen der Musik-Szene fotografiert – ein Kalender zeigt einige.

Jimi Hendrix küsst seine Gitarre, Keith Emerson beugt sich selbstvergessen über sein Keyboard, Eric Burdon schreit ins Mikrofon – Robert Günther hat erlebt, was andere nur vom Hörensagen kennen. Er hat auf der Bühne des berühmten Star-Clubs an der Großen Freiheit in Hamburg gestanden. Nicht als Musiker, sondern als Fotograf. Seine Fotos von damals sind in diversen Büchern erschienen, einige sind preisgekrönt. Jetzt gibt es den „Star-Club-Kalender 2016“ (29,90 Euro) mit seinen Fotos in vielen großen Buchhandlungen und Internetshops zu kaufen.

Viele Jahre gehörte der heute 69 Jahre alte Robert Günther praktisch zum Inventar des Star-Clubs, in dem vor 50 Jahren fast alle Größen der damaligen Musik-Szene aufgetreten sind. Er war täglich dort, um zu fotografieren. Einerseits für seinen damaligen Arbeitgeber Conti Press, wo er eine Fotografenausbildung machte. Andererseits für sich selbst. Denn Robert Günther ahnte damals, dass im Star-Club Musikgeschichte geschrieben wird – ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Journalisten, die über den Club nur berichteten, wenn es dort zu Razzien oder Schlägereien gekommen war. „Ich hatte immer zwei Kameras dabei“, erinnert sich der Fotograf, der sich an der Bühnenmanagerin Hilde Peters vorbeischmuggeln musste, um direkt von der Bühne aus zu fotografieren. „Eine offizielle und eine private.“

Und davon profitieren die Musikfans noch heute: Seine Fotos gehören zu den besten, die es aus dem Club gibt. Auf diese Weise entstanden im Laufe der Jahre einzigartige Aufnahmen, mit denen die hitzige Atmosphäre auf besondere Weise dokumentiert ist. Von historischem Reiz sind auch die vielen Backstage-Fotos berühmter Musiker.

Viele Aufnahmen gerieten in Vergessenheit, aber längst nicht alle. Immer wieder gibt es Anfragen von Verlagen und Zeitschriften. Sein eindrucksvolles Hendrix-Porträt wurde 1967 sogar als drittbestes World-Press-Foto mit 10.000 Mark Preisgeld ausgezeichnet. Es sind allerdings nicht die Musikerstudien alleine, die die Fotos von Robert Günther auszeichnen: Als sensibler Fotograf ist es ihm gelungen, das Lebensgefühl einer Generation einzufangen, die aus der Enge der muffigen Nachkriegszeit ausbrechen wollte und im Star-Club ein Ventil dafür fand.

Welche Fotoschätze in seinem privaten Archiv schlummern, entdeckt Robert Günther, der heute in Norderstedt lebt, jetzt nach und nach: Wenn er Zeit hat, sichtet er Negative und digitalisiert sie. Weil damals von jedem Film nur wenige Aufnahmen vergrößert wurden, blieben viele unentdeckt. Und manche Fotos wurden erst später als zeitgeschichtlich wertvoll erkannt.