Hamburg. Museum für Kunst und Gewerbe hat Abteilung kürzlich eröffnet. Direktorin Schulze: „Stilgeschichte kann Aufklärungsarbeit leisten.“
Das Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) hatte erst kürzlich seine Islamabteilung neu eröffnet. Sabine Schulze, Direktorin des Hauses, über das gestiegene Interesse am Thema und die gesellschaftliche Aufgabe eines – ihres – Kunst-Museums.
Hamburger Abendblatt: Das Thema Islam spielt in der Öffentlichkeit eine immer präsentere Rolle. Beobachten Sie auch mehr Interesse bei Ihren Besuchern?
Sabine Schulze: Die Neueröffnung der Islam-Abteilung hat große Aufmerksamkeit erregt, gerade in einer Zeit, in der wir mehr über den Islam wissen wollen und müssen. Das Führungsangebot „Weltreligionen im Vergleich“ wird sehr oft gebucht. Gut ist, dass wir auch Judaika aufgestellt haben, erstmals in der Geschichte unseres Hauses werden sie gezeigt, dabei sind sie schon in der Anfangsphase im 19. Jahrhundert in die Sammlung gekommen.
Wer kommt zu Ihnen? Gibt es Reaktionen, die ungewöhnlich sind?
Schulze : Das Thema ist natürlich besonders interessant für alle Vermittlungsangebote an Geflüchtete. Am Ende einer Führung fragte ein junger Moslem: Darf ich alleine wiederkommen? Das hat uns sehr berührt … Natürlich soll er immer wiederkommen und andere mitbringen. Sie können stolz sein auf ihre Kultur. Wir sind froh, wenn wir ihnen dafür einen Ort geben können.
Wie stark können Sie auf aktuelle Ereignisse eingehen? Sind auch Vorbehalte gegen den Islam Thema?
Schulze : Natürlich sind die augenblicklichen Irritationen Gesprächsthema auch in unseren Führungen. Wir zeigen den Alten Orient, aus dem der Islam hervorging und dessen Ruinen und Kunstwerke zurzeit medienwirksam von den Fundamentalisten zerstört werden. Auf diese Schreckensbilder gehen wir natürlich ein. Eines der wichtigsten Themen ist in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Darstellungsverbot der menschlichen Figur. Immer wieder hören wir nach Führungen, wie sehr unsere Ausführungen vor Originalen Verständnishilfe leisten. Stilgeschichte kann Aufklärungsarbeit leisten über gegenseitige Anerkennung und Respekt, über gemeinsame kulturelle Wurzeln. Es kommt auf die Fragen an, die wir an die Werke stellen. Ich nehme sie als Botschafter für kulturellen Austausch, den es kontinuierlich gegeben hat, von dem wir alle profitiert haben und auf den ich auch in der Zukunft hoffe.