Hamburg. Hamburger Senat beschließt Betriebskonzept der Elbphilharmonie. Die Musikszene der Stadt wird deutlich gestärkt.

Wenn es im Hamburger Senat einen Hang zur Inszenierung von Politik gibt, bleibt dieser meist gut verborgen. Für die Elbphilharmonie hingegen, dieses einzigartige und nach dem Olympia-Aus einzig verbliebene Jahrhundertprojekt der Stadt, wird gern mal eine Ausnahme gemacht. Und so war es natürlich kein Zufall, dass das seit Monaten mit Spannung erwartete Betriebskonzept für das Konzerthaus an diesem Dienstag, und damit exakt ein Jahr vor den Eröffnungsfeiern am 11. und 12. Januar 2017, beschlossen und vorgestellt wurde. Bei der Wahl des Ortes, dem schmucklosen Raum 151 des Rathauses, war dann aber schon wieder Schluss mit der Inszenierung.

Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) pendelte denn auch zwischen Schwelgen ob der künftigen Möglichkeiten der „Musikstadt Hamburg“ und dem Referieren nüchterner Haushaltszahlen. Eine „Metapher dafür, wo Hamburg hinwill“, sei die Elbphilharmonie und eine „ganz große Chance, Hamburg auf eine ganz andere Ebene der Wahrnehmung zu heben“, prophezeite Kisseler, um zu betonen, was offensichtlich war: „Sie müssen sich die Kultursenatorin als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

Ein Lächeln nicht verkneifen konnte sich auch Generalintendant Christoph Lieben-Seutter, als er ein echtes Schmankerl verkündete: Rund ein Viertel der Tickets für beide Eröffnungsabende – also rund 1000 von 4000 Karten – solle nicht an Ehrengäste oder in den freien Verkauf gehen, sondern verlost werden. „Jedermann“ könne sich daran beteiligen. Aufgrund des erwartbar großen Andrangs sei das vermutlich die gerechteste Lösung und zudem ein Beitrag, die Elbphilharmonie als „Haus für alle Hamburger“ zu etablieren. Details zu dem Verfahren wird es aber wohl erst zum Start des Vorverkaufs im Juni geben.

Von lebhafter Nachfrage nach Tickets für die Eröffnung berichtete auch Barbara Kisseler: „Ich wusste gar nicht, wie viele Freunde wir haben, die unbedingt eingeladen werden müssen. Das ist schon amüsant.“ Sie fürchte, dass sie einige „Freunde“ werde enttäuschen müssen. Ihre gute Laune trübte das aber nicht – was auch an den Zahlen lag, über die das Abendblatt schon exklusiv berichtet hatte: Der Spiel­betriebszuschuss der Stadt an die HamburgMusik GmbH wird von derzeit 3,2 auf sechs Millionen Euro jährlich erhöht – damit das nicht zulasten anderer Kultureinrichtungen geht, wird der Kulturetat angehoben. Zusätzlich erhält Generalintendant Christoph Lieben-Seutter fünf Millionen Euro für die ersten vier Jahre Spielbetrieb.

Dabei handelt es sich ebenso um einen Einmalzuschuss aus der Finanzbehörde wie bei den zehn Millionen Euro, die bis Mitte 2017 für die Vermarktung des Jahrhundertprojekts zur Verfügung stehen. Diese Aufgabe liegt in den Händen der Hamburg Marketing GmbH, die wiederum die Hamburger Werbeagentur Jung van Matt beauftragt hat. „Das Konzerthaus wird für Hamburg – vergleichbar mit dem Sydney Opera House, dem Eiffelturm in Paris oder dem Brandenburger Tor in Berlin – ein Wahrzeichen mit Alleinstellung, das die Attraktivität der Stadt weiter erhöhen wird“, sagte Hamburg-Marketing-Geschäftsführer Thorsten Kausch. Dass die Elbphilharmonie irgendwann mehr Geld nach Hamburg spült, als sie die Stadt jährlich kostet, halte er für „nicht ausgeschlossen“.

Für das Eröffnungshalbjahr zwischen Januar und Juli 2017 plant Lieben-Seutter mehr als 200 Konzerte im Großen und 100 Konzerte im Kleinen Saal – in Kooperation mit dem NDR Sinfonieorchester, dem Philharmonischen Staatsorchester, dem Ensemble Resonanz und der Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette als wichtigste Partner. Für welche Künstler und Programme Lieben-Seutter seinen Etat dabei nutzen will, wird er im April bekannt geben. Die Richtung deutete er aber bereits an: Mit einer Reihe von kleineren und größeren Festivals möchte er möglichst viele Erstbesucher anlocken und neue Fans der klassischen Musik generieren. Außerdem setzt er verstärkt auf Residenzen, mit denen Internationale Spitzenorchester und Interpreten für mehr als nur einen kurzen Tourneeauftritt an die Elbphilharmonie gebunden werden. Er empfinde die spektakuläre Architektur des Gebäudes als „Vorgabe“ für sein Programm, sagte Lieben-Seutter und versprach: „Der Konzertbesuch in der Elbphilharmonie wird ein großartiges Erlebnis sein.“

Von 2018 an soll das Internationale Musikfest als krönender Abschluss der jeweiligen Saison jährlich stattfinden. Die Unterstützung von 500.000 Euro pro Jahr sind in den sechs Millionen Euro Spielbetriebszuschuss enthalten. Zusätzlich dazu gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Stärkung der „Musikstadt Hamburg“: Die hervorragende Arbeit des Ensembles Resonanz wird mit einer Erhöhung des Etats von 320.000 auf 450.000 Euro pro Jahr belohnt, außerdem wird das Elbjazz Festival von 2017 an mit 200.000 statt bislang 100.000 Euro gefördert und enger an die Elbphilharmonie angedockt.

Ein wichtiges Signal ist auch die Einrichtung eines mit 500.000 Euro ausgestatteten Fonds zur Förderung der freien Musikszene. Da eine Musikstadt nicht allein von Leuchtturmprojekten wie der Elbphilharmonie lebt, will der Senat auf diese Weise die Kreativität und Ideen der vielen (noch) weniger bekannten Künstler, Ensembles, Bands und Clubs unterstützen.

Die Plaza in 37 Metern Höhe wird schon im November öffnen und bis mindestens Herbst 2018 für Spontanbesucher kostenlos zugänglich sein. Nur wer ein Ticket vorbestellt, zahlt 2 Euro Gebühr. Danach wird ausgewertet, ob es bei dieser Regelung bleibt.