Hamburg. Die Sängerin tritt am 10. und 11. Mai 2016 in der Barclaycard Arena auf. Schon jetzt Fantasiepreise für Karten. Vorverkauf startet.

Mittwoch, 10 Uhr, in Europa: Konferenzen werden unterbrochen, Telefonanrufe nicht entgegengenommen, stattdessen starren zwischen Hamburg und Lissabon, zwischen London und Paris Hunderttausende fiebrig auf Computerbildschirme. Ihr gemeinsames Ziel: Karten für ein Adele-Konzert, etwa für einen der beiden Auftritte am 10./11. Mai in der Hamburger Barclaycard Arena. Zwischen 75 und 149 Euro sollen die Karten kosten, aber bei der derzeit allerorts herrschenden Adele-Euphorie lässt sich von diesen Premiumpreisen niemand abschrecken. Tickets müssen her, koste es (fast), was es wolle.

Mehr als 30 Millionen Alben hat Adele von ihrer 2011 veröffentlichten CD „21“ abgesetzt, die ausgekoppelte Single „Rolling In The Deep“ hielt sich mehr als 80 Wochen in den deutschen Charts. „25“, der vor knapp zwei Wochen veröffentlichte Nachfolger, könnte noch erfolgreicher werden. In den USA hat sich während der vergangenen 15 Jahre kein Album in der ersten Woche nach Veröffentlichung häufiger verkauft. Heißt: Mit Adele lässt sich Geld verdienen. Sehr viel Geld sogar.

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Was den Run auf die Tickets noch weiter anheizt, denn natürlich versuchen nicht nur echte Fans bei den diversen offiziellen Vorverkaufsportalen ihr Glück, auch professionelle und Hobbyschwarzhändler schieben Extra­schichten vor dem Rechner. Profis arbeiten sogar mit eigens erstellten Computerprogrammen, die sich permanent neu einwählen und die Warteschlangen zu umgehen versuchen. Kein neues Phänomen übrigens, schon bei der Fußball-WM 2006 wurde so verfahren. Und wie bei den Tickets für die großen Sportveranstaltungen lockt eben auch bei Adele der schnelle Euro.

Schon Tage bevor der Vorverkauf begann, wurden auf diversen Websites mit offiziell klingenden Namen wie www.adele-tickets.de jede Menge Karten angeboten. Allerdings zu Fantasiepreisen von bis zu 999 Euro für einen Sitzplatz der ersten Kategorie. „Wir bieten einen Ticketsuchservice an und besorgen Ihnen Ihre gewünschten Tickets nach Ihrem Auftrag zum angegeben Gesamtpreis“ heißt es unter der Überschrift „Preistransparenz für unsere Kunden“. Die Gesamtsumme beinhalte den Ticket-Originalpreis und eine „Dienstleistungsgebühr“ für die Besorgung des Tickets. Bedeutet: 149 Euro für die Karte, 850 Euro für den Zwischenhändler.

Neben den Profis spielen bei begehrten Karten auch die Schwarzhandel-Amateure mittlerweile eine gewichtige Rolle, denn wer sich ein wenig auskennt, kann dank des Auktionsportals Ebay mit Ticketverkäufen schon mal den eigenen Sommerurlaub finanzieren. Weshalb etwa an offiziellen Kartenlotterien fürs Champions-League- oder DFB-Pokalfinale viele teilnehmen, die gar nicht vorhaben, das Spiel zu besuchen – sie wollen schlicht mit möglichst hohem Gewinn weiterverkaufen.

Je nach Spielpaarung sind da pro Ticket mehrere Hundert Euro drin, Karten für das Finale der Rugby-WM in London wurde zuletzt gar für bis zu 50.000 Euro gehandelt, das Hundert­fache des Nennwerts.

Ganz so schlimm geht es bei Pop- und Rockkonzerten in der Regel nicht zu, von Ausnahmen wie dem einzigen Led-Zeppelin-Konzert im Jahr 2007 einmal abgesehen, für das es 20 Millionen Vorbestellungen und einen entsprechend ausufernden Schwarzmarkt gab. Im Fall von Adele sind im Vorfeld einige Kuriositäten zu beobachten, etwa ein britischer Ebay-Verkäufer, der für umgerechnet 8,50 Euro den selbst erdachten, 24-seitigen Leitfaden „How to get amazing Adele tickets“ (Wie man großartige Adele-Tickets bekommt) anbietet. Einer der heißesten Tipps dürfte sein: rechtzeitig vor dem Rechner sitzen und nicht etwa glauben, man könne den Job auch noch gemütlich nach Feierabend erledigen.

Ganz wichtig und leider häufig übersehen: Der Vorverkauf beginnt keineswegs am Freitag, 4. Dezember, um 10 Uhr, wie auf Internetportalen wie eventim.de verkündet wird. Ein sogenannter Presale startet schon an diesem Mittwoch (10 Uhr), also 48 Stunden früher. Um zugreifen zu können, ist ein zehnstelliger Code notwendig, der per Registrierung auf der offiziellen Website der Künstlerin zu bekommen war. Auch hier wittern findige Ebay-Verkäufer ein Geschäft. Sie bieten Codes, die inzwischen nicht mehr vergeben werden, für 19,99 Euro an.

In Großbritannien begann der Vorvorverkauf am gestrigen Dienstag um neun Uhr Ortszeit und sorgte aufgrund des enormen Ansturms für massive Serverprobleme beim Anbieter Songkick. Neben langen Wartezeiten beschwerten sich Fans auf Twitter auch darüber, dass ihnen beim Kaufvorgang plötzlich andere als die eigentlich bestellten Karten zugewiesen wurden und sie persönliche Daten anderer Besteller einsehen konnten. Songkick erklärte, der enorme Ansturm auf die Website habe zu diesen Problemen geführt, es gebe aber keinen Hinweis darauf, dass auch Kreditkartendaten oder Passwörter öffentlich geworden seien.

Was das alles für Hamburger Fans heißt? Wer zu Adele will, sollte Konferenzen absagen, das Telefon ausschalten und heute (mit Presale-Code) oder Freitag (ohne Code) klicken, bis die Maus glüht. Keine Ticketgarantie, aber die einzige Möglichkeit.

Adele Di/Mi 10./11.5.2016, Barclaycard Arena, Karten ab 75,- (mit Glück) im Vorverkauf