Für das neue Großprojekt und den Museumssegler „Peking“ muss die Stadt Hamburg nun geeignete Konzepte entwickeln.

Joachim Mischke
Axel Tiedemann

Mit der Zusage aus Berlin, insgesamt 138 Millionen Euro in neue Projekte für die Hamburger Museumslandschaft zu investieren, beginnt jetzt für die Kulturbehörde und die positiv betroffenen Stiftungen die Suche nach zukunftsweisenden Konzepten. Börries von Notz, Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen, erklärte seine Planungs-Ausgangssituation für ein neues Hafenmuseum so: „Wir nehmen uns jetzt ein neues weißes Blatt. Man muss sich die Zeit nehmen, auch im internationalen Diskurs von Grund auf neu zu denken.“

Anstelle der techniklastigen Präsentation, die der 2011 entworfene Masterplan des Hamburger Architekten Andreas Heller in den Mittelpunkt gerückt habe, denkt von Notz bei dieser Neuschöpfung in andere Richtungen. Er möchte die technische Geschichte des Hafens erzählt wissen, den Hafen als Arbeitswelt, aber auch den soziokulturellen Aspekt von Handel und Wirtschaft. „Jetzt sind sehr viele Vorfragen zu klären“, sagt er, „das wird die nächsten Monate in Anspruch nehmen. 120 Millionen Euro sind auch eine wahnsinnige Verantwortung. Umso mehr Ruhe und Zeit man sich beim Planen nimmt, desto besser wird das Endprodukt.“ Mit dem Bau soll 2019 begonnen werden. Er geht davon aus, dass man dieses Projekt im Rahmen des „sehr großzügigen Budgets“ verwirklichen kann. „Wir haben die Chance, ein wirklich spektakuläres Museum zu entwerfen.“ Ein solcher Spezialstandort für die Hafengeschichte würde die anderen stadtgeschichtlichen Museen entlasten, da diese sich dann stärker ihren Kernthemen widmen könnten.

Als mögliche Vorbilder für das neue Museum nannte von Notz unter anderem das von Zaha Hadid entworfene Riverside Museum in Glasgow, das 2013 den European Museum of the ­Year Award erhielt, oder das National Maritime Museum in Greenwich.

Ein wesentlicher und vor allem weit sichtbarer Teil des Hafenmuseums soll die 1911 bei Blohm+Voss gebaute Viermasterbark „Peking“ werden. Noch liegt der frühere Hamburger Segelfrachter an der Pier des South­street Sea Museum in Manhattan. Die Rückführung an Bord eines Spezialschiffs und die notwendige Grundsanierung ist jetzt ebenfalls durch den Geldsegen gesichert.

Zukünftig soll das Schiff von dem Verein Freunde der Peking unterhalten werden, der seit Jahren an einer Rückkehr arbeitet. Auch ein Konzept für eine museale Nutzung liegt daher schon vor, bestätigt der Vorsitzende des Vereins und ehemalige Handelskammer-Syndikus Reinhard Wolf. Voraussichtlich im Frühjahr 2016 werde die „Peking“ überführt und solle nach einem Werftaufenthalt 2018 an der Spitze der 50er-Schuppen einen dauerhaften Liegeplatz bekommen.

Dort wäre das Schiff auch von der Innenstadt aus sichtbar und könnte so zu einer Art Wahrzeichen des neuen Museums werden. Hier würde die „Peking“ das Zeitalter der Frachtschifffahrt unter Segeln repräsentieren, die Hamburg bis in die 1930er-Jahre prägte. Während in anderen europäischen Häfen längst überwiegend Dampfschiffe zu sehen waren, hatte sich beispielsweise die Reederei F. Laeisz auf solche Windjammer-Frachter spezialisiert.

Deren letzte Blütezeit soll an Bord der „Peking“ dokumentiert werden, mit Ausstellungstücken und mit einem Film, der künftig als Dauerprogramm im Laderaum zu sehen sein soll: 1923 hatte der Dokumentarfilmer Irving Johnson bei der Reederei angefragt, ob er eine Reise mitfahren könnte. Im Hafen lag da gerade die „Peking“, Johnson ging an Bord. So entstand ein Film, der in beeindruckender Weise vom Leben auf diesen letzten Schiffen ihrer Art erzählt. Bei Sturm klettert der Amerikaner selbst in den Mast und filmte das Wüten der See. „Da wird man schon beim Zugucken seekrank“, sagt Wolf.

Anders als bei anderen Museumsschiffen werde es aber keine Gastro- oder gar Hotelnutzung auf der „Peking“ geben. 1932 wurde sie in England stationäres Schulschiff, 1974 Museumsschiff in Manhattan. Deswegen kam nie neue Technik an Bord. Alles blieb original. Und das soll auch so bleiben.