Hamburg. An diesem Wochenende laden Hamburger Unternehmer wieder Kunstinteressierte ein: Anmeldung nur heute möglich.

Es ist der Blick hinter verschlossene Türen, der fasziniert: Eben erst haben für „Musik in den Häusern der Stadt“ musisch interessierte Hamburger zu intimen Konzerten in ihre Wohnungen eingeladen, schon öffnen 22 Unternehmer für zwei Tage ihre Räumlichkeiten, um Interessierten ihre Sammlung zu präsentieren. Im dritten Jahr der „Add Art“ ist aus der Idee, Hamburger Unternehmen für ein „Wochenende der offenen Tür“, das öffentliche Ausstellen, Ankaufen und Fördern von Kunst zu gewinnen, eine regelmäßige Initiative geworden.

An diesem Sonnabend und Sonntag hat jeder die Möglichkeit, Kunst-affine Handelshäuser, Kanzleien, Versicherer, Banken oder Kliniken von innen kennenzulernen. Einzige Bedingung ist die Anmeldung am heutigen Freitag im Internet (www.addart.de). Dass Kunst, die meist auf Malerei eingegrenzt bleibt, mehr ist als Raum-Dekoration, diese Einstellung scheint auf die große Mehrheit der beteiligten Unternehmen zuzutreffen, auch wenn sich Schönheit, Qualität und diskursive Reibung nicht ausschließen müssen.

Hamburger Traditionshaus TER Group stellt ebenfalls aus

Manchmal hat das Sammeln von Kunst auch etwas mit dem Arbeitsgegenstand zu tun: Die Kanzlei „Art ­Lawyer“ zum Beispiel hat sich auf Kunst-, Design- und Medienrecht spezialisiert, ihr Chef Jens O. Brelle sammelt und fördert selbst Kunst, auch solche, die ihre Fans noch finden muss. Was liegt also näher, als sich an der Add Art zu beteiligen und die eigenen Schätze und Favoriten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen? Brelle sammelt unter anderem Illustrationen und Grafik. Und er bietet am Sonntag eine Führung mit Live-Malerei an.

Christian Westphal ist in dritter Generation Geschäftsführer des weltweit operierenden Hamburger Traditionshauses TER Group, das mit ­Spezialchemikalien, Kunststoffen und Lebensmittelzusatzstoffen handelt. Er war spontan begeistert von der Idee der Add Art, denn „es galt ja lange als unhanseatisch, sich so nach außen zu öffnen und zu zeigen, wie man sich engagiert. Dabei soll doch unsere Stadt noch offener werden, als sie bereits geworden ist!“ Hanseatisch bescheiden sagt er gleich, er sei kein Kunstsammler. Dennoch ist es so, dass er und seine Frau regelmäßig zu den großen Kunstmessen reisen, zu Hause viel moderne Kunst hängt, ebenso wie in der Firma.

Zur Add Art zeigt Westphal Werke zweier seiner Lieblingskünstler, der Malerin Nathalie Hummer und des Fotografen Eduard Zent. Mit dem Umzug der Firma, raus aus dem dritten Stock, habe sie „ein Gesicht zur Straße bekommen. Daraus wuchs der positive Zwang, dem Eingang und den Räumen Charakter zu verleihen“, sagt Christian Westphal, dessen Vater Klaus sich ebenfalls für Kunst interessiert. Durchaus kassiert der Sohn bei seinen Mitarbeitern auch Achselzucken, „aber es ist doch schön, über das Geschäftliche hinaus mal über so etwas zu reden“. Er will sowieso nicht, dass seine Leute ihre Aufgaben „nur stumpf abarbeiten, sondern mir geht es um Austausch, um Diskussion“. Kunst versteht Westphal nicht als Dekoration, sondern „sie soll polarisieren und inspirieren“.

Ähnlich sieht das Klaus Markert, 80. Der Senior hat bis 2005 die Firmengruppe Markert geleitet, die textile Maschinenteile und Industrieschlauchleitungen produziert. Mit einer Doppelbegabung gesegnet, ist er selbst bis zum heutigen Tag ein hingebungsvoller Maler und hatte deshalb gewissermaßen naturgemäß ein Faible für Kunst. Zurzeit stellt er Bilder des bekannten norddeutschen Malers Klaus Fußmann aus, mit dem er gut befreundet ist.

Für diese Zwecke hat Markert vor zehn Jahren in einem Teil des Verwaltungsgebäudes im Stadtteil Hamm das 700 Quadratmeter große Markert Forum gegründet, wo junge Künstler die Möglichkeit haben, ihre Arbeiten auszustellen. Die Förderung junger Maler hat aber schon eine viel längere Tradition, „das machen wir seit 30 Jahren“. Seine Fabriken in Schleswig-Holstein hängen voller Kunst, es wird immer wieder umgehängt, und die Hälfte der rund 120 Mitarbeiter sieht sich regelmäßig die Ausstellungen im Forum an.

Klaus Markert genießt es, dass die Kunst in den Räumen seiner Firma „immer ein Diskussionsgrund ist, dass dadurch eine Art der Auseinandersetzung stattfindet, die interessant ist“. Die Künstler, die hätten gemerkt, dass die Markert-Mitarbeiter „anders reagieren als andere, die nichts mit Kunst zu tun haben. Sie sind grundsätzlich interessiert.“ Kurz überlegt Klaus Markert, wie das so ist mit der Wechselwirkung zwischen Kunst und Arbeit. Schließlich sagt er: „Ich glaube, dass alles im Leben abfärbt.“

Anmeldung und nähere Infos unter www.addart.de