Hamburg. Der Fotograf Heinz Plenge, dessen Bilder das Völkerkundemuseum zeigt, dokumentiert das Leben in Nordperu.
Die großformatigen Fotografien des Peruaners mit dem urdeutschen Namen Heinz Plenge, die das Museum für Völkerkunde jetzt zeigt, vermitteln nicht nur einen Eindruck von der grandiosen Landschaft und der Kultur Nordperus, sondern auch vom Alltag der Menschen, die dort leben.
„Menschen, Mythen, Natur“ heißt der Titel der Schau, die zum Programm des Lateinamerika-Herbstes gehört. Noch bis zum 21. Dezember stellt das Haus an der Rothenbaumchaussee in dieser Reihe kulturelle, soziale und politische Aspekte sowie die Lebensweise in Lateinamerika und der Karibik in den Mittelpunkt von zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen.
Heinz Plenge gehört zu jenen peruanischen Natur- und Landschaftsfotografen, die weit über ihr Heimatland hinaus bekannt sind. Er arbeitet für Magazine wie „National Geographic“ und „Geo“, seine Farbtafeln wurden außerdem auf Ausstellungen in Lateinamerika, den USA, Asien und einigen europäischen Ländern gezeigt.
Die Hamburger Schau ist nach Themen wie „Städtisches Leben“, „Arbeitswelt“, „Küche und Speisen“, „Feste“, „Tierwelt“ und „Archäologie“ gegliedert. Einerseits vermitteln die sorgfältig komponierten Bilder einen Einblick in das heutige Leben der im Norden des Landes gelegenen Region, die sich von der Pazifikküste über die Anden bis ins Amazonasgebiet erstreckt. Andererseits hat Plenge auch einen genauen Blick für archäologische Stätten des Landes, das über ein jahrtausendealtes Erbe verfügt.
Plenge, der deutsche Vorfahren hat, wurde 1946 in Chiclayo geboren. Im Lauf von drei Jahrzehnten hat er an zahlreichen Expeditionen teilgenommen und dabei ein fast beispielloses Bildarchiv aufgebaut, das mit mehr als einer Million Aufnahmen die Flora und Fauna, die Landschaften, das Leben der Menschen, aber auch das archäologische Erbe des lateinamerikanischen Landes dokumentiert. In der Verbindung von Natur und Kultur, der Dokumentation von städtischem und ländlichem Leben, von Ethnologie und Archäologie ähneln die Fotos von Plenge denen des Norddeutschen Hans Hinrich Brüning, der 100 Jahre vor ihm im Norden Perus gelebt und gearbeitet hat.
Hans Hinrich Brüning, ein Bauernsohn aus Hoffeld, einem Nest bei Bordesholm in Holstein, hatte im Juli 1875 in Hamburg ein Schiff bestiegen, das ihn nach Südamerika brachte, wo er nicht nur sein berufliches Auskommen als Techniker und Verwalter von Haciendas fand, sondern seine eigentliche Lebensaufgabe: die Erforschung des Landes und seiner Geschichte. 50 Jahre lang – von 1875 bis 1925 – hat der Norddeutsche, der sich bald Enrique Brüning nannte, im Departement Lambayeque gelebt und geforscht. Er sprach mit den Menschen, ließ sich Mythen erzählen, unternahm archäologische Grabungen und sammelte Altertümer. Aber er tat das nicht aus Liebhaberei, sondern mit profundem wissenschaftlichem Interesse.
Um 1920 hatte Brüning den größten Teil seiner Sammlung an die peruanische Regierung verkauft, die daraus ein Museum machte, das nach ihm benannt wurde und das er in den ersten Jahren auch selbst leitete. Das Museo Brüning, das noch heute in der in Nordperu gelegenen Stadt Lambayeque besteht, verfügt über 12.000 Objekte, von denen etwa die Hälfte zur Originalsammlung des Gründers gehört. Einen Teil der Sammlung nahm Brüning aber mit, als er 1925 nach Hamburg zurückkehrte. In mehreren Etappen gelangte dieser Bestand, darunter mehrere Tausend fotografische Glasplatten sowie wissenschaftliche Aufzeichnungen und Tagebücher, in den Besitz des Hamburger Museums.
Daher wäre es gewiss reizvoll gewesen, die aktuellen Bilder von Heinz Plenge denen von Hans Hinrich Brüning gegenüberzustellen, denn in einigen Fällen handelt es sich um exakt dieselben Motive. Es ist ein bisschen schade, dass die Macher der durchaus sehenswerten Ausstellung auf diesen Brückenschlag über ein Jahrhundert hinweg verzichtet haben.
Nordperu: Menschen. Mythen. Natur. Fotografien von Heinz Plenge. Museum für Völkerkunde
Hamburg. Rothenbaumchaussee 64, Bis 10. 1. 2016,
Di–So 10.00–18.00, Do bis 21.00,
Info: www.voelkerkundemuseum.com