Die witzig gemeinte Doku unter Kühen mit der beliebten Sängerin ist über eine Woche und heute im NDR zu sehen.

Deckbulle, Ritzenputzer, Spaltenschieber. Mit diesen drei Worten ist bereits eine Menge gesagt über Ina MüllersLandleben-Doku „Ich mach dir den Hof“. Und das ist gar nicht gut so.

Zugegeben, schon die Ausgangslage lässt wenig Raum für Überraschendes: Uns Ina schickt das Bauern-Ehepaar Manfred und Maike Tannen für eine Woche in den Urlaub. Am Deich von Bensersiel, südlich von Langeoog, liegt ihr Hof, den sie nie längere Zeit verlassen können, weil sich ja jemand um die Tiere kümmern muss. Nun aber geht’s zum Entspannen nach Otterndorf an der Elbe.

New York oder die Karibik hätte der NDR auch gezahlt, doch die Tannens brauchen einfach nur frischen Wind um die Ostsee-Nasen und sind für Schickimicki sowieso nicht zu haben. Bodenständige Menschen eben, die jetzt von einer nicht nur bodenständigen, sondern auch witzigen Ina ersetzt werden, so der Plan.

Aber es kommt anders, denn die Sängerin und Moderatorin, die in „Inas Nacht“ immer so wunderbar authentisch rüberkommt, hat für „Ich mach dir den Hof“ mit beiden Händen in die Klischee- und Kalauer-Schublade gegriffen. „Hier muss es geregnet haben. Das ganze Schwarze ist ab von den Kühen“, schwadroniert sie, als sie in grünem Arbeitsoverall und gelben Gummistiefeln den Hof ansteuert. Später dann hat es ihr besagter Deckbulle besonders angetan, der für immer neue Schlüpfrigkeiten herhalten muss. Mehr als 100 Partnerinnen habe das Tier zur Auswahl, erfährt der Zuschauer, und Ina schnackt gleich mal Tjardo, die rechte Hand der Tannens, an: „Will man da als Mann nicht so’n Bulle sein?“. Stichwort Spaltenschieber, Stichwort Ritzenputzer. Stöhn.

Überhaupt scheinen der Bulle und sein Arbeitsgebiet die Fantasie mächtig anzuregen. „Wann bist du denn ins Bett gegangen?“, fragte Ina am zweiten Morgen Tjardo, der gute Miene zum blöden Spiel macht. „Noch an deiner Frau rumgespielt?“ Es gibt Dinge, die möchte man nicht wissen. Noch nicht mal drüber nachdenken. Und man möchte auch nicht in der Haut des eher schüchternen Besamungstechnikers, junger Mann Mitte 20, stecken, der sich fragen lassen muss, wie denn Mädchen in der Disco reagieren, wenn er ihnen erzählt, was er beruflich macht. Ächz.

Und sonst? Lässt Ina keine, aber auch wirklich gar keine Gelegenheit aus, sich ungeschickt anzustellen, das frühe Aufstehen zu beklagen oder nach einer Pause zu verlangen. Für eine Bauerstochter wie sie besonders absurd. Fazit: Arbeit macht Arbeit. Soll lustig sein, wirkt aber einfach nur bemüht und so gestrig wie eine Wiederholung der „ZDF Hitparade“. Mal wird sie beim Abspritzen des verdreckten Traktors nass, dann wieder kommt die dunkle Sonnenbrille gegen kleine Frühaufsteher-Augen zum Einsatz. Und wenn gar nichts mehr geht, muss eben wieder der stoisch blickende Bulle ran: „Guten Morgen, du alte Bumsmaschine!“ Gähn.

„Allein wäre ich schon lange fertig“, sagt Tjardo irgendwann, und man glaubt ihm gerne, dass er das Ende dieser tagelangen Promi-„Hilfe“ schon mächtig herbeisehnt.

Vorher wird aber noch dem örtlichen Posaunenchor und Schützenverein ein Besuch abgestattet, denn Ina hat ja nicht nur erklärt, auf dem Hof eine Woche lang ihre Frau zu stehen, sie will die Tannens auch im Dorfleben ersetzen. Also nimmt sie ganz kumpelig an einer Probe teil und bläst – witzig, witzig – in irgendwelche Spielzeugtröten. Danach geht’s zum Spargelessen der Schützen, dessen Sinn sich zwar nicht erschließt, aber irgendwie müssen die lähmend langen 45 Sendeminuten ja gefüllt werden.

Wenn das Format gut ankomme, können man sich Fortsetzungen vorstellen, heißt es beim NDR hinter vorgehaltener Hand. Gegenvorschlag: Ina Müller bitte künftig vor derlei vorhersehbarem, müde kalkuliertem TV-Dünnsinn unbedingt bewahren und sie so oft wie möglich machen lassen, was sie wirklich kann: sabbeln und saufen im Schellfischposten. Da zünden nämlich selbst Witze, in denen Worte wie Ritzenputzer oder Spaltenschieber vorkommen.