Ab Donnerstag spielt Christoph Maria Herbst im Kinofilm „Die Kleinen und die Bösen“. Im Interview spricht er über seinen Imagewandel.

Fünf Staffeln und einen Kinofilm lang war er das Ekelpaket vom Dienst: Stromberg. In dem Kinofilm „Die Kleinen und die Bösen“, der am 3. September in die Kinos kommt, ist Christoph Maria Herbst wieder in einem Büro zu erleben. Aber diesmal als Gutmensch: als Bewährungshelfer, der wirklich etwas bewirken will. Und dabei auch dubiose Mittel anwendet. Strebt er damit einen Imagewechsel an? Wir trafen den Kölner Schauspieler im Berliner „Savoy Hotel“.

Hamburger Abendblatt: Na sowas, Herr Herbst. Mit Ihrem neuen Film „Die Kleinen und die Bösen“ gehören Sie jetzt zu den Guten – Gratulation!

Christoph Maria Herbst: Den Glückwunsch nehme ich gerne an, reiche ihn aber auch gleich weiter an alle, die das möglich gemacht haben. Und mir so eine Figur überhaupt zugetraut haben.

Sie sitzen in diesem Film wieder im Büro, aber diesmal nicht als böser Stromberg, sondern als sensibler Bewährungshelfer.

Herbst: Ja, da hat jemand daran geglaubt, dass der Herbst auch eine Figur mit goldenem Herzen hinbekommt. Und nicht nur einer hat das geglaubt: Ich war als einer der Ersten mit an Bord bei diesem Projekt. Und dann sprangen auch die Geldgeber und Filmförderer mit auf, weil die das auf einmal spannend fanden.

War es da vielleicht nötig, dass Stromberg erst zu Ende gehen musste, um nun wieder in einem Büro sitzen zu können?

Herbst: Das Absurde ist, dass das Buch schon zehn Jahre herumliegt. Und die Autoren schon damals an mich gedacht haben. Da gab es mich schon, aber ich hab noch nicht mal Stromberg gemacht, da war ich noch bei „Ladykracher“. Anscheinend hat das Buch auf mich gewartet. Aber ich habe mir schon lange den Zahn gezogen, mich selber auf Suche nach Rollen zu begeben. Ich fahre immer besser damit, mich finden zu lassen, um das mal so semi-esoterisch zu formulieren.

War das für Sie ein Befreiungsschlag, mal so eine ganz andere Rolle spielen zu können?

Herbst: Ich bin ja nicht nur Stromberg, ich habe immer wieder auch andere Rollen gespielt, auch wenn die nicht immer so wahrgenommen wurden. Aber Rollen, die diametral zu dem aufgestellt sind, wofür man mich zu kennen glaubt, reizen mich ganz besonders.

Sie streben einen klaren Imagewechsel an. War Stromberg nicht nur Segen, sondern auch Fluch?

Herbst: Imagewechsel? Ich weiß, dass der Verleih das jetzt ein bisschen so verkauft. Das ist auch okay. Es klingt aber auch wieder sehr verkrampft. Als ob ich unter Stromberg litte. Ich habe immer gesagt, dass die Figur Fluch und Segen ist, dass der Segen aber die absolute Mehrheit hat. Ich kann mich wirklich nicht beschweren, das wäre undankbar. Die Figur ist ja inzwischen Kult, dieses Gesicht mit dem Haarkranz und dem Kinderschänderbart ist geradezu Corporate Identity geworden.

Neben dem Diktator Stromberg gibt es ja noch ein zweites Klischee bei Ihnen: den Hitler.

Herbst: Ja, das sind so die Synapsen, die man mit mir verbindet. Letztens bin ich mit dem Fahrrad durch Köln gefahren, da bogen drei Jungs um die Ecke, und einer sagt nach einem Sekundenbruchteilblick: Ach guck mal, der Hitler. Damit sind wir ja schon fast bei „Er ist wieder da“.

Das Buch ist auch gerade verfilmt wurden. Und Sie spielen auch mit. Nur nicht die Titelrolle.

Herbst: Die Frage, die Sie gleich stellen werden, nämlich warum ich den nicht spiele, habe ich damit ja schon beantwortet. Ich habe mich an dieser Figur schon genügend abgearbeitet.

Aber die Rolle hat man Ihnen angeboten?

Herbst: Meinen Sie?

Klar. Immerhin haben Sie ja auch das Hörbuch zum Roman eingesprochen.

Herbst: Ich habe Hitler schon im „Wixxer“ gespielt, als Parodie. Ich heiße da ja auch Alfons Hatler. Das ist eine Kunstfigur. Und sollte der dritte „Wixxer“ doch noch gedreht werden, was man schon tun müsste, weil das so ein schöner Titel ist: „Triple WixXx“, dann würde ich mir das Bärtlein noch mal ankleben. Aber in „Ich bin wieder da“ geht es ja nicht um eine Parodie. Deshalb ist die Figur bei Oliver Masucci, der das jetzt spielt, besser aufgehoben.

Was wird Ihr Fernziel sein: auch mal im echten Drama mitzuspielen?

Herbst: Gerne! Wenn ich noch mein eigener Redakteur und Produzent wäre, hätte Herr Herbst das längst gemacht. Ich bin sicher, dass diese Figuren in mir schlummern und ich diese Facetten habe. Die Komödie ist für mich nach wie vor die Königsdisziplin: die Leute zum Lachen zu bringen. Aber ich glaube schon, dass ich auch das Talent zu mehr Drama habe. Das muss man den Verantwortlichen vielleicht ein bisschen öfter in die Hirne hämmern.

Die „Stromberg“-Serie ist mit „Stromberg – Der Film“ an ein Ende gekommen. Es war der vierterfolgreichste deutsche Film 2014. Denken die Produzenten da nicht automatisch an einen Teil 2?

Herbst: Es gäbe sehr viele Gründe, weiterzumachen. Nicht nur wegen der Rendite. Auch wegen der Fans. Ich freue mich vor allem, weil wir den Film über Crowd Investing produziert haben und es den Investoren – also dem Fan, der im Schnitt 50 bis 100 Euro gegeben hat – zurückzahlen konnten. Mit einer gehörigen Rendite. Das gibt es ja bei keiner Bank mehr. Und natürlich würden die „Stromberg“-Macher gern weitermachen. Aber nein. Der feine Herr Herbst steht dafür nicht zur Verfügung. Wir haben fünf Staffeln lang die Qualität gehalten, dazu kam dann der Kinofilm obendrauf, nur möglich durch die Hilfe der Fans – sorry, meine Fantasie reicht nicht aus, wie man das noch toppen könnte. Das ist der bestmögliche Abgang.

Sean Connery hat eine gewisse Agentenfigur auch nie wieder spielen wollen...

Herbst: Jaja, „Sag niemals nie“! Sagen wir mal, in 15 Jahren, da bin ich 65, da möchte ich dann auch wissen, was eigentlich aus dem Stromberg geworden ist. Da stehe ich wieder zur Verfügung. Aber vorher nicht.

Der Film im Kino

„Die Kleinen und die Bösen“
Die schwarze Komödie mit Christoph Maria Herbst und Peter Kurth kommt an diesem Donnerstag bundesweit in die Kinos. Im Mittelpunkt: Ein Bewährungshelfer (Herbst), der verhindern will, dass ein notorischer Säufer und Ex-Knacki (Kurth) das Sorgerecht für seine beiden Kinder erhält.
Das Kino
„Die Kleinen und die Bösen“ läuft ab 3.9. täglich um 19 Uhr (Sa 17 Uhr) im Studio Kino, Bernstorffstraße 93–95, Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 7 Euro.