Hamburg. Neue Chance für ein altes Großprojekt? Abgeordnete fordern, das Vorhaben in die Olympia-Planung einzubeziehen.
Sechs Bürgerschaftsabgeordnete der CDU-Fraktion haben am Montag einen Antrag eingereicht, der sich mit den Perspektiven für ein Deutsche Hafenmuseum vor dem Hintergrund der Hamburger Olympia-Bewerbung befasst. In dem von Dietrich Wersich, Ralf Niedmers, Joachim Lenders, Jens Wolf, Birgit Stöver und Thomas Kreuzmann erarbeiteten Papier heißt es, dass das am Kleinen Grasbrook gelegene Hafenmuseum, das zur Stiftung Historische Museen Hamburg gehört, die einmalige Gelegenheit böte, „die Pläne für ein Deutsches Hafenmuseum – unter finanzieller Beteiligung des Bundes – voranzutreiben“.
Ein Deutsches Hafenmuseum mit überregionaler Strahlkraft stelle eine kulturelle Bereicherung vor, während und nach den Olympischen Spielen dar. Es könne sich zum Touristenmagneten entwickeln „und in der Nachnutzung eine kulturelle Aufwertung in Nachbarschaft des Olympia-Geländes darstellen. Der Sprung über die Elbe hätte einen weiteren kulturellen Anziehungspunkt.“ Das Thema ist nicht neu, schon 2010 hatte das Hamburger Architekturbüro Andreas Heller für das fünf Jahre zuvor als Außenstelle des Museums der Arbeit eröffnete Hafenmuseum einen groß angelegten Masterplan vorgelegt, über den die Bürgerschaft Ende 2011 beriet. Angesichts der prognostizierten Kosten von 60 Millionen Euro war das Projekt jedoch schnell wieder ad acta gelegt worden.
Ganz schön, aber nicht finanzierbar, war der Tenor der damaligen Beurteilung im Hamburger Stadtparlament. Nicht wenigen Abgeordneten dürfte es auch schwergefallen sein, sich ein Projekt in hoher zweistelliger Millionenhöhe vorzustellen, wo doch das vorhandene, eher bescheidene Hafenmuseum erst ein Jahr zuvor in der Gefahr gestanden hatte, mindestens für eine Saison geschlossen zu werden. Das hatte zumindest Lisa Kosok, die damalige Chefin der Stiftung Historische Museen Hamburg, 2010 im Kulturausschuss angekündigt, da sie keine andere Möglichkeit sah, die strikten Sparvorgaben des schwarz-grünen Senats zu erfüllen. Zwar kam es dann doch nicht zur Schließung des Museums am Bremer Kai des Hansahafens, das aus einem Schaudepot im Kaischuppen 50A sowie großen Außenanlagen mit originalen Kränen, Fahrzeugen und funktionstüchtigem Hafengerät besteht; ein Großprojekt schien jedoch ganz und gar unrealistisch.
Das sahen Dietrich Wersich und seine Mitstreiter in der CDU-Bürgerschaftsfraktion, die sich allerdings inzwischen in der Opposition befanden, im Frühjahr 2012 ganz anders. Mit mehreren Anträgen setzten sie sich damals für ein „Deutsches Hafenmuseum“ ein, das analog zu musealen Großprojekten wie der Zeche Zollverein in Essen und der Völklinger Hütte im Saarland bundesweite, ja sogar internationale Bedeutung erlangen könnte. Assistiert von dem Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Rüdiger Kruse, der Mitglied des Bundestags-Haushaltsausschusses ist, rechnete Wersich vor, dass es für das Projekt eine Bundesförderung von bis zu 50 Prozent, also etwa 20 bis 30 Millionen Euro, geben könnte. Den ebenso großen Rest müsste allerdings die Kulturbehörde aufbringen, was die Crux für die Stadt blieb, die damals noch unter der anscheinend maßlos ausufernden Finanzierung der Elbphilharmonie-Baustelle zu leiden hatte.
Doch da angesichts der Olympia-Bewerbung die Karten gegenwärtig auch kulturpolitisch neu gemischt werden, sehen Wersich und seine Parteifreunde jetzt neue Chancen für das Großprojekt. So steht als Punkt Eins des Antrages: „Die Bürgerschaft möge beschließen, der Senat wird ersucht: Die Realisierung eines Deutschen Hafenmuseums in das Konzept und in die Planungen für die Olympia-Bewerbung aufzunehmen.“
Darüber hinaus solle der Senat darlegen, „welche Formen der Nutzung eines Deutschen Hafenmuseums vor, während und nach den Olympischen Spielen denkbar sind“.
Außerdem bezieht sich der Antrag auf Überlegungen, die die Einrichtung des Olympia-Medienzentrums im 50er-Schuppen vorsehen, was zwangsläufig die Schließung des bestehenden Museums während der Spiele bedeuten würde. „In jedem Fall ist die Öffnung und der Betrieb des bereits bestehenden Hafenmuseums im 50er-Schuppen während der Phase der Olympischen Spiele sicherzustellen“, heißt es abschließend.
Bisher ist das schwer erreichbare Hafenmuseum nur von April bis Oktober geöffnet, es konnte seine Besucherzahlen aber 2014 um immerhin 21 Prozent auf 26.000 erhöhen.