Wacken/Kaltenkirchen. Die Helfer des Kaltenkirchener DRK koordinieren seit 2005 den Rettungsdienst beim weltgrößten Metal-Festival.
Bereits heute werden die ersten Camper anreisen, und dann geht es bis Donnerstag Schlag auf Schlag. Mit jeder Stunde wächst die Einwohnerzahl der Gemeinde Wacken, binnen zwei Tagen wird das Dorf im Kreis Steinburg so dicht bevölkert sein, dass zeitweilig in Schleswig-Holstein nur noch Kiel und Lübeck größer sind. Der Grund ist weltberühmt: das am Donnerstag offiziell beginnende Wacken Open Air (W.O.A.). Kein Metal-Festival auf dem Globus zieht die Massen mehr an, es ist Kult und Kommerz gleichermaßen. Mit dabei sind dann auch wieder die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes aus Kaltenkirchen, die erneut den Sanitätsdienst leiten werden. Schon am Wochenende sind sie in Wacken eingerückt, um die Vorbereitungen für das Massenspektakel zu treffen.
Nils Bade, der Bereitschaftsleiter des DRK, ist ein erfahrener W.O.A.-Hase: „Das Festival hört für uns nie auf. Nach Wacken ist immer auch vor Wacken“, sagt er. Und das seit 2005, als die Kaltenkirchener erstmals auf Anfrage der Organisatoren des seit 1990 bestehenden Events ihren so unverzichtbaren Job übernahmen. „Drei Monate Vorbereitung haben wir gebraucht, aber Wacken war auch nur ein Drittel so groß wie heute“, erinnert sich Bade, der seitdem immer dabei gewesen ist und in Wacken 2007 sogar seine Frau kennengelernt hat.
In Wacken muss – wie in jeder Stadt, auch wenn sie nur kurze Zeit besteht – die Infrastruktur reibungslos funktionieren. Beim Wacken Open Air werden die Besucher nicht nur mit hartem Metal-Sound versorgt, sondern können sich im Notfall eben auch auf eine schnelle medizinische Betreuung verlassen. Und dafür sind mittlerweile auch schon traditionell die Kaltenkirchener zuständig, die die Arbeit der rund 550 Helfer aus dem gesamten Bundesgebiet koordinieren. Nils Bade: „wer wollte, konnte sich wieder über unser Internetportal anmelden. Wir waren nach drei Wochen ausgebucht.“
Manche Helfer sind dem Stress nicht gewachsen
Viele gehören wie Bade Jahr für Jahr zur Truppe, wobei darauf geachtet wird, dass auch Neulinge eine Chance bekommen. Allerdings hat sich auch herausgestellt, dass manche Helfer dem Stress auf Dauer nicht gewachsen sind. Unter anderem macht der permanente Lärm von den Bühnen dem einen oder anderen Helfer ziemlich zu schaffen – Ohrenstöpsel gehören zur Grundausrüstung. Auch ist geregelter, entspannter Schlaf nur schwer zu finden, selbst wenn die hierfür vorgesehene Sporthalle mehrere Hundert Meter entfernt liegt.
Bevor die Kaltenkirchener nach Wacken aufgebrochen sind, fand zu Hause bereits das mittlerweile ebenfalls traditionelle „Wacken Packen“ statt – oder, wie Bade es nennt, die „Warm-up-Party“. Stets eine Woche vor der Abfahrt zum Festival treffen sich die Kaltenkirchener an ihrer Wache in der Alvesloher Straße und verstauen sämtliches Equipment vom Monitor bis zum Pflasterpäckchen in ihrem Lkw. Dazu zählt auch ein Quad, das auf dem weitläufigen Areal bei Notrufen das schnellste und flexibelste Fortbewegungsmittel ist – selbst vor den Bühnen, wo die Metaller stets sofort den Weg freimachen.
Schon wenn der Aufbau in Wacken beginnt, steht der erste Trupp mit einem Rettungswagen auf den Wiesen bereit, denn ungefähr 2000 Arbeitskräfte (die sogenannten Stagehands) sind dann nonstop im Einsatz, damit bis Donnerstag alles fertig ist. In dem Versorgungszelt gibt es nicht nur erste Hilfe bei den verschiedensten Blessuren und sogar ambulante chirurgische Eingriffe. Das Sanitätszentrum ist zugleich auch eine ganz normale Hausarztpraxis, in der die Rot-Kreuzler bei Kopfschmerzen, Blasenentzündung und anderen Zipperlein helfen können. Bei schweren Fällen wie Armbrüchen werden die Patienten allerdings in Krankenhäuser nach Itzehoe, Heide oder Kiel gefahren beziehungsweise geflogen. „Realistisch gesehen haben wir jedes Jahr leider auch einen Toten“, sagt Nils Bade.
Eine große Rolle spielt auch immer das Wetter in Wacken. Nils Bade: „Bei Dauerregen haben wir viele Alkoholleichen, weil sich die Leute dann das Wetter schöntrinken. Bei sehr gutem Wetter sind die Fans dagegen viel unterwegs, da haben wir dann viele Fußverletzungen und Sonnenstiche.“