Im Asien-Afrika-Institut der Hamburger Universität sind Fotos von Jochen Voigt aus Vietnam von 1967 bis 2015 zu sehen.

Es ist Januar 1967, als der damals 20-jährige Jochen Voigt für das Abendblatt einen Fototermin im Hafen wahrnimmt. Es ist saukalt und die Finger sind klamm, als Jochen Voigt auf den Auslöser drückt: Ein Krankenwagen vom Malteser Hilfsdienst wird auf ein Schiff verladen. Bestimmungsort ist Saigon, die Hauptstadt Südvietnams.

Kurz darauf kommt Georg von Truszinsky auf Jochen Voigt zu. „Ich brauche dich. Als Fotograf, als Kameramann“, sagt der Einsatzleiter der ­Malteser zu dem jungen Hamburger. „Du wirst die humanitäre Arbeit der Deutschen in Vietnam dokumentieren.“ Die beiden mögen sich auf Anhieb. Per Handschlag wird der Vertrag besiegelt. Drei Tage später sitzt Jochen Voigt im Flugzeug nach Vietnam. Der Krankenwagen am Haken über dem Schiff wird das erste von 5000 Fotos, das Jochen Voigt in den nächsten 300 Tagen über den Hilfseinsatz in der Küstenstadt Hoi An in Zentralvietnam macht. Sein Hauptmotiv sind nicht die Kriegsgräuel, sondern das Leben, Lachen, Leiden und Hoffen der Menschen im Krieg.

Vor 40 Jahren, am 1. Mai 1975, ist der Vietnamkrieg nach 20 Jahren mit dem Einmarsch der Nordvietnamesen in Saigon beendet worden. Nach Schätzungen verloren bis zu fünf Millionen Vietnamesen, davon 1,3 Millionen Soldaten ihr Leben. Außerdem starben 63.500 Soldaten aus anderen Saaten, darunter 58.220 Amerikaner.

„40 Jahre nach dem Kriegsende in Vietnam werden Bilder aus dem Krieg zu Erinnerungen für die Zukunft“, sagt Jochen Voigt. Der Fotograf und Dokumentarfilmer zeigt im Asien-Afrika-Institut der Uni seine „Zeitreise zwischen Krieg und Frieden“.

Vor zwölf Jahren ist Jochen Voigt nach Vietnam zurückgekehrt. Auf vielen Reisen durch das Land entdeckte er eine aufblühende Nation und stellte erneut die Menschen mit ihren Geschichten zwischen Vergangenheit und Zukunft in den Vordergrund seiner Motivwahl. Die historischen Schwarz-Weiß-Fotos aus der Kriegszeit ergeben zusammen mit den Farbfotos ein beeindruckendes Gesamtbild eines geschundenen Volkes, das sein Lachen und seine Hoffnung nie verloren hat.

Die Ausstellung, die noch bis zum 11. Juni in Hamburg zu sehen ist, wird anschließend im Stadtmuseum von Hoi An gezeigt. „Damit erfüllt sich der sehnlichste Wunsch der Menschen“, sagt Jochen Voigt. „Die Seelen ihrer verstorbenen Verwandten, die auf den Fotos abgebildet sind, kommen in ihre Heimat zurück.“

„Zeitreise zwischen Krieg und Frieden“ Vietnam 1967–2015, Fotoausstellung von Jochen Voigt,bis 11. Juni, Asien-Afrika-Institut der Uni Hamburg (S Dammtor), Edmund-Siemers-Allee 1, Ostflügel, Eintritt frei