Hamburg. Die vierten Privattheatertage zeigen im Juni ausgesprochen starke Arbeiten aus dem ganzen Bundesgebiet.
98.999 Kilometer. Das ist eine Menge. Genau genommen ist es die Distanz zwischen Hamburg und der neuseeländischen Stadt Wellington – mal fünf. Und es ist die Distanz, die die reisende Jury der diesjährigen bundesweiten Privattheatertagezurückgelegt hat auf ihrem Weg durch die großen und kleinen Städte und Gemeinden der Republik. Immer auf der Suche nach den denkwürdigsten, lustigsten und eindrücklichsten Theaterproduktionen.
Mehr als 80 Theater hatten sich in diesem Jahr beworben, um bei der vierten Ausgabe des von Multi-Intendant Axel Schneider ersonnenen Festivals dabei zu sein. Zwölf Produktionen wurden von den neun Juroren ausgewählt und konkurrieren vom 16. bis zum 28. Juni in den Kategorien „Zeitgenössisches Drama“ „Klassiker“ und „Komödie“ um den Publikums- und den Monica Bleibtreu Preis.
Welche das sind, stellte die Jury, in der unter anderem die Hamburger Schauspielerin Leila Abdullah, Tanja Müller vom Rowohlt Theater Verlag und der frühere Intendant des Gemeinschaftstheaters Krefeld/Mönchengladbach, Jens Pesel, sitzen, gestern im Altonaer Theater mit so viel Verve vor, als berichteten sie von einer Amazonas-Expedition. Tatsächlich sind manche Theaterregionen Deutschlands selbst für erklärte Bühnenfreunde oft noch unerforschtes Gebiet. Auch deshalb ist es einem Festival wie den Privattheatertagen hoch anzurechnen, dass es die Qualität offenbart und wertschätzt, die auch an vielen kleineren Bühnen herrscht. Deutschland hat durch seine föderale Struktur eine kulturelle Landschaft, die es immer wieder neu wahrzunehmen gilt. Mit den Privattheatertagen ist das möglich – sogar ohne das HVV-Gebiet zu verlassen.
In Hamburg zeigen neun Spielstätten (darunter natürlich die von Axel Schneider geleiteten Kammerspiele, Altonaer Theater und Harburger Theater, aber auch Ohnsorg, Ernst Deutsch Theater und Winterhuder Fährhaus) Produktionen aus Berlin, Stuttgart, Ravensburg, Singen, Melchingen, Tübingen, Bremen und München. Und eine Inszenierung aus Hamburg: „Deportation Cast“ des Lichthof Theaters, das seinerseits die Tübinger Komödie „Nicky und Willy“ zu Gast hat.
Ohne die Unterstützung des Bundes – bis zu 500.000 Euro – „würde es dieses Festival nicht geben“, stellte Axel Schneider bei der Programmpräsentation noch einmal klar. Die Investition hat unbedingt Sinn: Die Werkschau ist nicht nur eine Bereicherung des Hamburger Kultursommers, sondern dürfte auch eine Motivationsspritze für die Privattheaterszene ganz Deutschlands sein.
Privattheatertage 16.-28. Juni, Tickets u.a. unter der Abendblatt-Ticket-Hotline 30309898,
Programm: www.privattheatertage.de