Hamburg. Die Hamburger Sängerin feierte im Mojo Club ihren 55. Geburtstag mit einem so wilden wie familiären Konzertabend. Die Fans tobten.

Nicht nur Tokio Hotel zieht es am Dienstag auf die kleine Clubbühne (siehe oben), auch Nenalässt am selben Tag Arenen nur große Hallen sein. Zum Abschluss ihrer Minitour zur Feier des neuen Albums „Oldschool“ kommt die Wahl-Rahlstedterin an ihrem 55. Geburtstag in den Mojo Club, und nicht nur im Saal ist es eng, sondern auch auf der Bühne. Die Band, Nenas singende Kinder Larissa und ­Simeon und die beiden Gastrapper ­Samy Deluxe (Produzent von „Oldschool“) und Afrob teilen sich die wenigen Quadratmeter. Dazu kommt eine lange Gästeliste, und die familiäre ­Atmosphäre entsteht von ganz alleine.

150 Minuten lang mit Pause spielt Nena sich durch die aktuelle Platte und die Hits ihrer langen Karriere, aber auch wenn die 800 Fans hautnah dabei sind: Kuscheln ist am Anfang nicht drin. Denn die erste Hälfte hat es in sich, „Noch einmal“, „Lieder von früher“, „Ja das war’s“, „Betonblock“ und „Kreis“ ballern richtig kernig, Frau Kerner! Nena drischt in die Saiten ihrer LED-blinkenden Gitarre, tanzt wild, klatscht Hände ab, lacht und fragt nach weiteren Geburtstagskindern im Publikum. Der Sound ist laut, erdig, und roh wie Nenas Frühwerk „Ecstasy“ von ihrer ersten Band The Stripes. „Nur geträumt“ geht in „Sheena Is A Punk Rocker“ von den Ramones über. Nena ist ein Punkrocker, die Fans toben, sogar das Barpersonal singt mit und macht Selfies mit Nena im Hintergrund.

„Willst Du mit mir gehen“ und „Ein Wort“ nehmen etwas Tempo raus, aber das ist auch nur Luftholen für lange „Ahahaha“-Chöre bei „Leuchtturm“ und beim „Hey Jude“-Teil in den unverwüstlichen „99 Luftballons“. Eine fantastische Halbzeit.

Nach der Pause wird allerdings ­etwas Luft aus den Ballons gelassen, es wird elektronischer mit „Mach doch was ich will“ und „Oldschool“, nachdenklicher mit „Peter Pan“ und „Bruder“ (dieses Lied widmet Nena ihrem gestorbenen Sohn Christopher) und verträumt mit „Wunder gescheh’n“. Auch „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ wechselt vom Rock zum Reggae der Jan-Delay-Interpretation. Es ist eine typische Geburtstagsfeier, die nach einem wilden Höhepunkt nach und nach in entspanntes Abhängen mit der letzten Zugabe „Zusammen“ übergeht. Ein feines Fest.