Hamburg. Bunt, schrill, herrlich laut – Das Queen-Musical „We Will Rock You“ feierte Hamburg-Premiere im Mehr! Theater. Gäste waren begeistert.
Auf dem Hamburger Großmarkt gibt es alles, was das Herz begehrt. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum das neue Mehr! Theater sich hier in einer der Markthallen eingerichtet hat. Schließlich will es ebenso wie in den anderen Hallen ein buntes Angebot quer durch alle Paletten der Kultur zusammenstellen. Musical und Theater, Klassik, Rock und Pop, von „Dirty Dancing“ bis Achim Reichel, alles geht über die Bühne.
Nach der gelungenen Eröffnung vor einigen Tagen mit dem London Symphony Orchestra, bei der sich das Mehr! Theater als Konzertsaal für Orchester bewährte, feiert am Montag das Queen-Musical „We Will Rock You“ Premiere – eine Feuerprobe für verschiedenste kommende Produktionen und Konzerte. Denn dieses schrille, bunte, wilde und laute Spektakel, konzipiert von Bel Elton und von den Queen-Musikern Brian May und Roger Taylor mitproduziert, ist sowohl Musiktheater als auch Rockkonzert, tanzt von Bombast und Pathos zu Romantik und Humor, lässt die Gitarren donnern und leise Töne flüstern. Und als Sahnehäubchen kommt am Ende der Premiere ein Überraschungsgast: Brian May spielt ein Gitarrensolo und lässt das Publikum noch lauter jubeln.
Für jeden der 2000 Premierengäste im bestuhlten Saal ist etwas dabei, das mag nach Beliebigkeit klingen, aber schon die Rockband Queen, gern zu Unrecht auf die Stadion-Gröhler „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ reduziert, schaute immer nach vorn, entwickelte neue Sounds, wagte viele Experimente.
Und die Hits von Queen sind wie gemacht für ein Musical. „I Want To Break Free“ singt Christopher Brose in der Hauptrolle des sympathisch-verpeilten Galileo. Er lebt in einer Welt der Zukunft, die doch nicht weit in der Ferne zu liegen scheint. Denn die Erde wird regiert vom „Globalsoft“-Konzern, der die Völker der Welt mit plumper Monokultur bei zweifelhafter Laune hält. Alles tanzt stromlinienförmig zum Gedöns aus dem „Radio Gaga“. Der rebellische Rock ’n’ Roll, Musikinstrumente, ja alles, was der aufbrausenden „Globalsoft“-Chefin Killer Queen (Goele De Raedt) nicht in den Kram passt, ist verboten. Verschwiegen. In Vergessenheit geraten.
Aber irgendwas stimmt nicht im Kopf von Galileo. Er hört Stimmen, Gesänge, Botschaften aus alter Zeit. Er will mehr wissen und begehrt auf. Aber wer sich nicht anpasst, der wird von Killer Queens Handlanger Kashoggi (Martin Berger) aufgespürt. So wie Galileo und die chaotische Scaramouche (Jeannine Michèle Wacker). Sie werden zusammen für eine Gehirnbehandlung, die sich gewaschen hat, eingekerkert. Aber sie können fliehen.
Was dann passiert, ist „A Kind Of Magic“. Denn natürlich lässt sich der Drang nach Freiheit, nach Rock ’n’ Roll nie ganz ausmerzen. Und so treffen Galileo und Scaramouche in der Wildnis auf die Bohemians, einen lustigen und verschworenen Haufen von Außenseitern, die noch an die alten Werte glauben. Sie sind sich sicher: Es gibt noch eine letzte Gitarre auf der Welt, gut versteckt in den Ruinen des Wembley Stadions, wo einst die Band Queen in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts Hof hielt. Und Galileo ist der Schlüssel zu diesem verborgenen Schatz.
Natürlich wird diese Gitarre gefunden, nur ist das Talent für fette Riffs von Galileo begrenzt. Aber Scaramouche weiß die Saiten zu biegen, und als sie das berühmte Solo von „We Will Rock You“ spielt, stampft und klatscht das Publikum mit. Das ist auch die große Stärke des Musicals. Denn natürlich können sich Kulissen und Bühnenbild nicht mit den Großproduktionen fest ansässiger Musicals wie „König der Löwen“ oder „Das Wunder von Bern“ messen. „We Will Rock You“ ist ein Tournee-Musical, das, nach der Uraufführung 2002 in London, 2004 auch für den deutschen Markt entwickelt wurde, vier Jahre in Köln gastierte und dann in Stuttgart, Berlin, Essen, München und Frankfurt. Entsprechend übersichtlich sind Bühne, Ensemble und Choreografie; an den Multimedia-Einspielungen nagt der Zahn der Zeit.
Aber da ist die Musik, die Songs, die nur in einigen Fällen auf Deutsch gesungen werden, um die Handlung zu unterstützen. „We Are The Champions“, wo die Zuschauer ergriffen die Arme schwenken, und die anderen Queen-Hits werden von der Liveband mit Wucht in den Saal gepustet. Wenn Killer Queen mit ihrem sexy Hofstaat zu „Fat Bottomed Girls“ über das Parkett huscht, dann ist der Sound von Gitarre, Bass und Schlagzeug der größte Knalleffekt. Denn so einfach die Botschaft des Musicals ist, so wahr ist sie auch. „Who Want’s To Live Forever“? Der Rock wird für immer weiterleben.
We Will Rock You bis 19.4., Mo+Mi 18.30, Do+Fr 19.30, Sa+So 14.30+19.30, Mehr! Theater am
Großmarkt, Bankstraße 28, Karten ab 38,- unter
der Abendblatt-Tickethotline 30 30 98 98