Der Produzent, Regisseur und Schauspieler Til Schweiger über die Hintergründe seines Alzheimer-Films „Honig im Kopf“. Seit Donnerstag läuft der Film in den Kinos.
Berlin. Til Schweiger setzt als Schauspieler, Produzent und Regisseur Maßstäbe für die deutsche Filmindustrie. Als Schauspieler ermittelt er im „Tatort“ aus Hamburg. Als Regisseur waren bisher Komödien wie „Keinohrhasen“ oder „Kokowääh“ seine Spezialität. In den letzten Jahren spielte meist mindestens eines seiner vier Kinder in seinen Filmen mit, so auch in der Tragikomödie „Honig im Kopf“. Schweiger-Tochter Emma Tiger, 12, ist darin als Enkelin des an Alzheimer leidenden Großvaters, gespielt von Didi Hallervorden, zu sehen. Seit Donnerstag läuft der Film in den Kinos.
Hamburger Abendblatt: Wie sind Sie auf Dieter Hallervorden für die Rolle eines an Demenz erkrankten Alten gekommen?
Til Schweiger: Ich hatte den Didi in „Sein letztes Rennen“ gesehen und dachte sofort, das ist mein Amandus. Ihm habe ich es zugetraut, dass er diesen dementen Opa mit diesem Charme und Schalk spielen könnte. Kein anderer deutscher Schauspieler ist mir dazu eingefallen, weshalb ich ursprünglich schon drauf und dran war, mit einer englischen Übersetzung des Drehbuchs nach England zu reisen, um einen Altstar vom Kaliber John Hurt oder Michael Caine dafür zu gewinnen.
Das wäre wahrscheinlich dann ein ganz anderer Film geworden ...
Schweiger: Der wäre nicht anders gewesen, sondern nur in englischer Sprache. Da hätte ich noch nicht mal meine Tochter Emma auswechseln müssen, denn ihre erste Fremdsprache ist ja Englisch, und selbst den britischen Akzent hätte sie super hinbekommen.
Als Enkelin und Opa geben Emma und Hallervorden ein großartiges Paar ab. In anderer Besetzung kann man sich das jetzt gar nicht mehr vorstellen.
Schweiger: Das geht mir genauso, und von meiner Tochter war ich am Set oft selbst baff. Ich kenne das Mädchen wie kein anderer und habe einige Filme mit ihr gedreht, aber ich stand dann da und fragte mich, was macht sie da? Sie hatte ein wahnsinniges Gespür für ihre Rolle, und man glaubt ihr jede Geste und jeden Blick.
Das sagt ein stolzer Papa.
Schweiger: Schon, und man könnte denken, wir hätten dafür ständig zu Hause geprobt. Aber ich hatte genug zu tun, und sie hat sich alles selbst für ihre Rolle zurechtgelegt. Von mir bekam sie nur den Hinweis, sich zu überlegen, was sie tun würde, wenn der Didi ihr Opa wäre und jetzt genau das oder das passieren würde.
Es scheint, als wollten Sie mit Ihrem neuen Film nicht nur viele Lacher ernten, sondern vor allem berühren...
Schweiger: Absolut! Ich habe schon viel Feedback von Leuten bekommen, die nach dem Film sagten, sie müssten jetzt ihre Eltern anrufen und sie besuchen gehen. Die Szene, die fast am meisten berührt, ist die zwischen Didi und mir, in der er sagt „Ich liebe dich!“, und ich erwidere „Habe ich eigentlich dir schon mal gesagt, dass ich dich liebe?“ Das rührt den härtesten Mann zu Tränen.
„Honig im Kopf“ ist inzwischen Ihre zehnte Regiearbeit. Welchen Stellenwert hat der Film für Sie persönlich?
Schweiger: Dieter hat eine herausragende Performance geliefert, und er und Emma haben zusammen eine unfassbare Chemie. Bisher war „Barfuß“ mein persönlicher Lieblingsfilm, obwohl ich mit anderen viel erfolgreicher war. Aber jetzt finde ich, dass „Honig im Kopf“ mein schönster Film ist.
Nun es geht gleich weiter: Gerade standen Sie als „Tatort“-Kommissar Nick Tschiller wieder vor der Kamera – und zwar für eine Doppelfolge.
Schweiger: ... was richtig heftig war! 28 Drehtage, die meisten davon nachts, und Glück hatten wir, weil der November wettermäßig eher mild war. Die Idee, eine Doppelfolge zu drehen, war von mir, weil ich das damals bei der Furtwängler so geil fand.
Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass Helene Fischer im „Tatort“ eine Rolle bekam?
Schweiger: Mit meinem ersten Hamburg-„Tatort“ hatten wir den Quotenerfolg geholt, den sich der „Tatort“ aus Münster nach einigen Wochen wieder zurückholte. Da habe ich dann den Scherz gemacht, dass das nur gekommen ist, weil bei denen Roland Kaiser mitspielte, und wenn wir jetzt Helene Fischer kriegen, holen wir den Rekord zurück. So passierte es, dass aus einem Scherz plötzlich etwas Reales wird.
Stimmt es, dass es Pläne gibt, den „Tatort“ mit Ihnen bald auf die Kinoleinwand zu bringen?
Schweiger: So ist momentan der Plan, aber Pläne können sich auch wieder ändern. Es gibt bereits ein Treatment, und wenn es uns gelingen sollte, ein tolles Drehbuch daraus zu machen, werden wir im Sommer den „Tatort“-Film drehen, der dann im Januar 2016 ins Kino kommen könnte.