Im Hamburger Thalia Theater hat die Schauspielerin Birte Schnöink den begehrten Boy-Gobert-Preis der Körber-Stiftung erhalten - wie vor ihr bereits Ulrich Tukur, Susanne Lothar oder Martin Wuttke.

Hamburg . In einem Festakt im Thalia Theater hat die Schauspielerin Birte Schnöink am Sonntagvormittag den diesjährigen Boy-Gobert-Preis der Körber-Stiftung erhalten. Die traditionelle Spieleinlage war von der 30-jährigen Absolventin der Berliner Ernst Busch Schule, die seit 2009 Teil des Thalia-Ensembles ist, überaus passend gewählt: Ganz in weiß gekleidet, einen staubigen Orientteppich geschultert, kam sie herein. Stand minutenlang einfach da mit einem Blick voller Verzweiflung, um dann auf den Teppich einzudreschen. Später sprach sie Shakespeares unvergleichliche „Hamlet“-Sätze, brüllte und grollte und kam auch zu ihrer Profession: „Denn alle Übertreibung entfernt vom Zweck des Spiels, (...) der Natur den Spiegel zu halten.“

Kein Zweifel, bei Birte Schnöink ist das Spiel überlegt und immer maßvoll. Schnöink berühre sie einfach sehr, sagte Ensemble-Kollegin Victoria Trauttmansdorff in ihrer sehr persönlichen Laudatio und zitierte einen Kollegen, der sie mit einem silbernen Damenrevolver vergleicht, dessen Wirkung man erst bemerke, wenn einen die Kugel längst getroffen habe. Auch der Juryvorsitzende Burghart Klaußner lobt Schnöinks Interpretation der Nina aus „Die Möwe“, als „zart, aber voll innerer Kraft, anrührend, aber nie melodramatisch“.

Überwiegend sprach an diesem Vormittag die Musik, interpretiert von der Sängerin Friederike Harmsen und dem Pianisten Burkhard Niggemeier. Die Zuschauer blickten dazu auf ein auf Leinwand projiziertes friedliches Wildgehege. Dass Schnöink alles andere als ein scheues Reh ist und auch Humor hat, bewies sie am Schluss. „Je suis comme je suis“ von Juliette Gréco sang sie mit Harmsen im Duett und lächelte dabei verschmitzt in die Runde. Überraschung wieder einmal geglückt. Für die Preisträgerin selbst gab es ebenfalls eine. Christian Friedel, ihr Filmpartner aus Jessica Hausners demnächst anlaufendem Film „Amour Fou“, sang, sich selbst am Flügel begleitend, den „Hamlet-Song“ aus Roger Vontobels Dresdner Inszenierung.

Der nach dem ehemaligen Thalia-Intendanten Boy Gobert benannte, mit 10.000 Euro dotierte Preis wird seit 1981 an herausragende Nachwuchsschauspieler auf Hamburger Bühnen vergeben. Birte Schnöink reiht sich nun ein in die Liste so klangvoller Namen wie Ulrich Tukur, Susanne Lothar oder Martin Wuttke.