Vorstandsvorsitzende Julia Jäkel sprach über die Herausforderungen des digitalen Wandels und die Zukunft ihres Verlags. Lars Haider und Jörn Lauterbach vom Hamburger Abendblatt stellten die Fragen.
Hamburg . Den Herausforderungen des digitalen Wandels begegnet das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr mit groß angelegten Umstrukturierungen und Einsparungen. Julia Jäkel, seit anderthalb Jahren Vorstandsvorsitzende des Traditionshauses, das jüngst vom Medienkonzern Bertelsmann vollständig übernommen wurde, hat den Kurs vorgegeben: Man will vom klassischen Zeitschriftenverlag zum „Haus der Inhalte“ werden. Im Hamburger Presseclub beantwortete Jäkel jetzt die Fragen von Lars Haider und Jörn Lauterbach aus der Chefredaktion des Hamburger Abendblatts.
Dass Bertelsmann die Anteile der Jahr-Familie gekauft und somit zum einzigen Anteilseigner geworden ist, wertet Jäkel als „sehr gute Nachricht“. Das Gütersloher Unternehmen sei „ein strategischer Investor, der Gruner + Jahr durch weitere Investitionen konsequent unterstützt“. Auch stellte sie klar, dass der Ausstieg der Nachkommen der Verlegerfamilie Jahr kein Abgesang auf die journalistische Integrität sei: „Jetzt ist dort eine neue Generation am Ruder, die weniger verlegerische Ambitionen hat. Das ist legitim, da gibt es keinen Groll.“
Im Hinblick auf die Kürzungen in den Redaktionen verwies Jäkel auf die Gesamtsituation, vor der die gesamte Medienlandschaft steht. Die Digitalisierung führe einerseits zu „tollen Möglichkeiten und Produkten“. Andererseits bedeute sie aber auch „eine radikale Disruption für unsere Branche“, der der Verlag begegnen müsse. „Einfach weitermachen wie bisher wäre mit Blick auf die fundamentalen Veränderungen unverantwortlich“, stellte Jäkel fest.
G+J haben über 70 Millionen ins Digitalgeschäft investiert
Diese Umwälzungen führten zu „schwierigen und für die Betroffenen oft sehr harten und schmerzlichen Entscheidungen“, so zum Beispiel beim Frauenmagazin „Brigitte“, bei dem zum Jahresende elf Mitarbeitern gekündigt wird: „Aber die Marktentwicklung lässt uns keine andere Wahl.“ Die Entlassungen mit einem journalistischen Kahlschlag gleichzusetzen, entspreche jedoch „schlicht und einfach nicht den Fakten“. In Print und Online würden künftig immer noch 70 Mitarbeiter beschäftigt, die Redaktion bleibe die mit Abstand größte in ihrem Segment in Deutschland.
In das Digitalgeschäft habe Gruner + Jahr in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 70 Millionen Euro investiert. „Klar ist aber auch: Wir sind in der Phase des Säens, nicht des Erntens“, so Jäkel weiter. Die „Mammut-Aufgabe“ digitale Inhalte werde das Haus auch die nächsten Jahre über „intensiv beschäftigen“. Das gehe aber nicht einher mit einer Abkehr von gedruckten Inhalten: „Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass das Printgeschäft eine gute und lange Zukunft haben wird und werden auch weiter konsequent in Print investieren. Das selbstzerstörerische Runterschreiben von Print ist unsäglich und schadet der Branche immens.“