Am Freitag feiert „3nach9“, Deutschlands dienstälteste Talkshow, ihren 40. Geburtstag mit einer zweieinhalbstündigen Sonderausgabe.
„3nach9“ von Radio Bremen zählt zu den Dauerbrennern im deutschen Fernsehen. Seit genau 40 Jahren ist die Talkshow mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Showbusiness einmal im Monat auf dem Bildschirm präsent. Es gibt im Ersten und in den Regionalprogrammen zwar Formate, die sogar noch länger auf Sendung sind. Doch eine Talkshow ist nicht darunter. Zum 40. Geburtstag gibt es an diesem Freitag eine Jubiläumsausgabe, ganz standesgemäß mit Überlänge.
Eng verbunden mit „3nach9“ als Moderator ist „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Seit 25 Jahren ist er das Gesicht der Sendung. Er sei noch immer „mit Leidenschaft und Begeisterung dabei“, sagt der 55-Jährige. An ein Aufhören denke er darum nicht, auch „wenn es eine Frage ist, die man jedes Jahr stellen muss. Und es hängt nun wirklich nicht von mir alleine ab, sondern ist immer auch eine Entscheidung des Senders.“ Anzeichen dafür, dass Radio Bremen sich mit solchen Gedanken trägt, gibt es aber keine.
Rakers kann von di Lorenzo lernen
Seit vier Jahren hat er „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers als Co-Moderatorin an seiner Seite. Sie habe sich inzwischen in diese Rolle „eingelebt“, sagt Rakers. „Aber es gibt immer wieder Situationen, wo ich noch lernen kann, auch von Giovanni.“ Das Schlimmste sei für sie, wenn „Gäste wortkarg sind und eigentlich gar nichts erzählen wollen“, erzählt die 38-Jährige. „Dann frage ich mich schon manchmal, warum sie dann eigentlich in eine Talkshow gehen.“ Für di Lorenzo sind gerade die unvorhersehbaren Situationen die spannenden Momente einer Talkshow. „Das sind die unterhaltsamen Momente, wenn etwas passiert, was den Moderator, die Gäste und die Fernsehzuschauer überrascht.“
Als „3nach9“ am 19. November 1974 erstmals ausgestrahlt wurde, gab es im deutschen Fernsehen nichts Vergleichbares. Und bis heute hat die Talkshow ihre Fans. Nach Angaben von Radio Bremen schalten bundesweit im Schnitt eine Million Zuschauer ein, und das trotz einer grundlegend veränderten Fernsehlandschaft. Längst gibt es eine breite Palette verschiedenster Gesprächsrunden. Die Konkurrenzsituation sei eine andere geworden, sagt di Lorenzo. „Die Gäste haben heute eine große Auswahl und können entscheiden, wo sie sich äußern möchten.“
Keiner trinkt mehr Alkohol
Auch achteten die Gesprächsteilnehmer inzwischen viel mehr darauf, wie sie beim Zuschauer ankommen. „Gäste, die reinkommen und sagen, es ist mir völlig egal, ob ich die Leute vor den Kopf stoße oder für mich gewinne, sind seltener geworden.“ Es traue sich heute kaum noch jemand, Alkohol während der Sendung zu trinken, geschweige denn zu rauchen, erzählt di Lorenzo. „Früher hast du die Gäste vor lauter Zigarettenqualm kaum noch erkannt.“
Mit den Jahren hat sich auch „3nach9“ gewandelt. Die Flegeljahre, in denen die Gesprächsrunde immer mal wieder die Gemüter im Studio und vor den Bildschirmen in Wallung brachte sind lange Vergangenheit. Und so kann di Lorenzo die alte Geschichte von 1982, als Altkommunarde Fritz Teufel eine Wasserpistole zückte und den damaligen Finanzminister Hans Matthöfer bespritzte, nicht mehr hören. „Darauf wird jeder „3nach9“-Moderator immer wieder angesprochen. „Sollen wir denn den Leuten heute Spritzpistolen in die Hände drücken?“ Er frage sich bis heute, „wo lag da die Moderatorenleistung“, sagt di Lorenzo. „Das war der Zeitgeist damals.“
Der Pianist geht in den Ruhestand
Zur Jubiläumssendung wird es nicht nur Ausschnitte aus alten Sendungen geben, sondern wie zu Beginn sprechen drei Moderatoren mit den Gästen. Die Schauspielerin Maria Furtwängler, die 2010 bereits als Gastmoderatorin bei „3nach9“ dabei war, unterstützt Rakers und di Lorenzo. Und eine Moderatorin der ersten Stunde wird dabei sein: Marianne Koch. Sie hat in der ersten Sendung den späteren Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) interviewt. „Scherf ist auch wieder da und wird sicher mit Wehmut von ihr befragt werden“, meint di Lorenzo. Ein wenig melancholisch dürfte auch Gottfried Böttger zumute werden, der Pianist, der seit Beginn an zu „3nach9“ gehört, verabschiedet sich nämlich in den Ruhestand.
Zu den Gästen der Jubiläumssendung zählen nach Senderangaben Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sowie unter anderen Campino von den Toten Hosen, der Komiker Kurt Krömer und Modezar Harald Glööckler. Außerdem haben zugesagt Johannes B. Kerner und Jan Delay.
„3nach9 wird 40“, Fr 22.00 Uhr, NDR