Das Filmfest Hamburg endete nach zehn Tagen am Sonnabend mit Preisverleihungen und dem Film „Timbuktu“ des mauretanischen Regisseurs Abderrahmane Sissako. Es wurden insgesamt 143 Filme gezeigt.
Hamburg Der rote Teppich lag auch am Sonntag noch vor dem Cinemaxx am Dammtor, wirkte aber schon verwaist. Er musste in den zehn Tagen eine Menge aushalten, er sollte prominenten und gewöhnlichen Kinobesuchern sicheren Halt geben, ihre Roben erstrahlen lassen und trotzdem nichts als unterwürfig sein. Mit dem Film „Timbuktu“ des mauretanischen Regisseurs Abderrahmane Sissako war am Sonnabend das Filmfest Hamburg zu Ende gegangen.
Die sonnigen Tage waren eigentlich nicht das beste Kinowetter. Aber sie hielten das Publikum nicht ab, und so konnte Filmfestchef Albert Wiederspiel schon am Freitag auf 40.000 Zuschauer zurückblicken, die sich die 143 Filme angesehen hatten. Das sind so viele wie während der gesamten Festivaldauer im Vorjahr. 2014 lockte das Filmfest also noch mehr Kinohungrige an. „Wir hoffen, dass sich unsere wackelige Finanzsituation bis zum nächsten Festival mithilfe der Freien und Hansestadt Hamburg stabilisieren wird – und so einer weiteren Entwicklung vom Filmfest nichts im Wege steht“, sagte Wiederspiel in seinem Schlusswort.
Das Filmfest, das stets Wert auf politisch relevante Kino-Geschichten gelegt hat, konnte mit dem letzten Film darauf zurückkommen und ein leider sehr aktuelles Thema aufgreifen. Es geht in „Timbuktu“ um die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus rund um die westafrikanische Oasenstadt. Bevor der Abschlussfilm in dem nicht ganz ausverkauften Cinemaxx startete, zu dem Regisseur Sissako eine Videobotschaft geschickt hatte, wurden in der von Julia Westlake moderierten Veranstaltung noch Preise verliehen. Zwei Auszeichnungen, der Douglas-Sirk-Preis und der Hamburger Produzentenpreis, waren schon vorher vergeben worden. Den mit 5000 Euro dotierten Eurovisuell Publikumspreis gewann die Schwedin Maria Blom für den von ihr geschriebenen und inszenierten Film „HallåHallå“. Der ebenfalls mit 5000 Euro dotierte Art Cinema Award ging an das bereits mehrfach ausgezeichnete Scheidungsdrama „Get – Der Prozess der Viviane Amsalem“ der israelischen Geschwister Ronit und Shlomi Elkabetz.
Den undotierten Preis der Hamburger Filmkritik, der einen Beitrag auszeichnen soll, der einen originellen Blick auf die Gegenwart wirft, gewann das afrikanische Flüchtlingsdrama „Hope“, geschrieben und inszeniert von Boris Lojkine. Die Jury für den mit 5000 Euro dotierten Preis für den Politischen Film entschied sich für den russischen Dokumentarfilm „Children 404“, der sich mit der Diskriminierung von Homosexuellen in dem Land befasst. Einen Verleih dürfte der Film in Russland wohl kaum finden, er ist dort aber im Internet zu sehen. Der NDR Nachwuchspreis ging an „Mary is Happy, Mary is Happy“ den der thailändische Regisseur Nawapol Thamrongrattanarit aus den Tweets einer ihm unbekannten Twitter-Nutzerin zusammengestellt hat. Er schickte eine Skype-Botschaft nach Hamburg.
Das Kinder und Jugend Filmfest hatte bereits am Sonnabendnachmittag den Michel Preis, der mit 5000 Euro dotiert ist, an den dänischen Film „Die geheime Mission“ von Martin Miehe-Renard vergeben. Das nächste Filmfest soll im September 2015 beginnen. Spätestens dann wird wieder ein roter Teppich ausgerollt.