Dem iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof wurde im August 2013, als er nach Teheran zurückflog, gleich am Flughafen der Reisepass abgenommen und sein Laptop konfisziert. Zum Filmfest ist er hier.

Hamburg. Er hat keinen Film, aber er ist guter Dinge, und vor allem: Er ist wieder da. Beim letzten Filmfest sollte und wollte Mohammad Rasoulof sein jüngstes Werk „Manuscripts Don’t Burn“ persönlich vorstellen, so wie er es schon mit zweien seiner früheren Filme („Eiserne Insel“, 2005, und „Auf Wiedersehen“, 2011) in Hamburg getan hatte. Aber als der iranische Regisseur wenige Wochen zuvor, im August 2013, von Hamburg aus nach Teheran zurückflog, ermutigt von den Anzeichen eines politischen Tauwetters nach der Wahl Hassan Rohanis zum neuen Präsidenten der Islamischen Republik Iran, da nahm man ihm dort gleich am Flughafen den Reisepass ab und konfiszierte seinen Laptop. Rasoulof konnte das Land acht Monate lang nicht verlassen.

Atmosphärisch sei diesmal alles etwas besser auszuhalten gewesen, berichtet Rasoulof. Man sei höflich zu ihm gewesen, die Behörden hätten sich sogar fast geniert, ihn so zu behandeln. Als man ihm den Pass wegnahm, gab man ihm statt einer Begründung ein Formular, auf dem stand, wann und wo er ihn wieder abholen dürfe. Aber Datum und Wochentag stimmten nicht überein, zur angegebenen Uhrzeit ist die Behörde üblicherweise geschlossen, am notierten Wochentag sogar ganz. Als Rasoulof sich nach dem Kalenderdatum richtete und vorstellig wurde, war niemand da.

Am Morgen nach seiner Ankunft in Teheran wurde ein verbeultes Auto gegenüber von seiner Wohnung abgestellt. All die folgenden Monate, die Rasoulof auf einen Anruf der Passstelle wartete, als wär’s ein böses Déjà-vu aus seinem Film „Manuscripts Don’t Burn“, stand der Wagen dort, unverrückbar. „Das Warten und das Sich-gefangenFühlen führt dazu, dass man anfängt, Fantasie und Wirklichkeit miteinander zu vermischen“, sagt er. Zwei Tage nach Rasoulofs Abreise war das dauergeparkte Auto weg. Die Formen der Repression mögen etwas milder geworden sein, aber Kafka spukt immer noch im Iran.

Die Situation dort sei auch für Einheimische schwierig einzuschätzen, sagt Rasoulof. Immerhin ist das staatliche House of Cinema, dem etwa 5000 Filmschaffende in Iran angehören und das unter Rohanis Vorgänger Ahmadinedschad geschlossen worden war, seit einem Jahr wieder in Betrieb.

Rasoulof, dessen Frau und Tochter in Hamburg leben, hielt über Skype engen Kontakt zur Familie. Er lernte in der notgedrungenen Teheraner Einsamkeit kochen und schnitzte Holzfiguren. Die Arbeit an seinem neuen Film „Mahan“ – die Hamburger Produktionsfirma Detailfilm nennt ihn „unser bisher größtes Projekt“ – kam unter diesen Umständen kaum voran. Immerhin kann Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, wenn er kommenden Donnerstag das Filmfest Hamburg im Cinemaxx eröffnet, Mohammad Rasoulof diesmal auch persönlich begrüßen, nicht nur aus solidarischer Ferne.