Der Klassiker unter den Pop-Poeten: Mit seinem Auftritt in Kiel zeigte Elton John, dass das Schleswig-Holstein Musik Festival sich mehr traut.
Kiel. Pünktlich um 20 Uhr setzte sich Sir Elton John an seinen schwarzen Flügel. Zum Erstaunen einiger der rund 6000 Zuschauer in der Sparkassenarena in Kiel, die fest damit gerechnet hatten, dass ein Weltstar mindestens eine halbe Stunde auf sich warten lässt. Doch der Brite legte gleich los und spielte knapp zweieinhalb Stunden fast ununterbrochen viele seiner größten Hits – darunter „Goodbye Yellow Brick Road“, „Sorry Seems To Be The Hardest Word“ oder „Rocketman“.
Die Bühnenshow war vergleichsweise reduziert ohne Extravaganzen, seine fünf Mann starke Band spielte in dunklen Anzügen und dunklen Sonnenbrillen, der Altmeister selbst trug zur blauen Sonnenbrille einen blauen Glitzeranzug.
Bereits als drittes Lied stimmte Elton John seinen Welthit „Candle in the Wind“ an – anders als bei seinem Auftritt im Sommer 2002 am gleichen Ort, wo er den Song nicht brachte. Der Song wurde schon Anfang der siebziger Jahre als Abschiedslied für die Schauspielerin Marilyn Monroe komponiert. Die vermutlich noch berühmtere Neufassung für die 1997 tödlich verunglückte Prinzessin Diana. Rund 2,5 Milliarden Menschen saßen am 6. September 1997 weltweit vor den Fernsehern, als Elton John das Lied bei der Beisetzungszeremonie für Lady Di anstimmte.
Der diesjährige Auftritt Elton Johns in Kiel war übrigens ein besonderer: Trat er doch im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) auf. Eigentlich ist das SHMF ein Klassikfestival, doch der neue Intendant Christian Kuhnt wollte in seiner ersten Saison nicht nur die bewährten Qualitäten setzen, sondern weitete das Programm auch gehörig aus – und konnte auch Popstars wie eben Elton John für sich gewinnen.
Auch Axel Prahl, Dieter Thomas Kuhn, Ina Müller oder Max Raabe geben Konzerte beim SHMF. Er wolle Hemmschwellen abbauen und neues Publikum gewinnen, hatte Kuhnt zuvor gesagt. Und das Festival solle durch das Einbinden von nichtklassischer Musik wieder unverwechselbar gemacht werden.
Das Elton-John-Konzert scheint den Fans meist mittleren Alters gefallen zu haben. Saßen die meisten die erste Stunde noch recht gesittet auf ihren Stühlen, war spätestens beim Hit „Don't Let the Sun Go Down On Me“, kein Halten mehr. Den Song spielte der Brite für die deutsche Fußballnationalmannschaft, die am Sonntag im WM-Finale gegen Argentinien um den Titel kämpft. Er wünsche dem Team alles Gute, sagte Elton John unter dem Jubel der Zuhörer. Danach setzte sich niemand mehr und der Meister schien in seinem Element. Immer wieder lächelt er schelmisch ins Publikum, sprang vom Klavierhocker auf genoss den Jubel.
Vor der Zugabe nahm er sich noch einmal Zeit, um Hände zu schütteln und Autogramme zu geben. Und dann setzte er sich an den Flügel und gab „Circle of Life“ zum Besten. Allein. Dann kam seine Band nochmals dazu und gemeinsam mit den Fans rockten sie den „Crocodile Rock“.