Privatdetektiv Finn Zehender (Hinnerk Schönemann) bekommt es in der norddeutschen Provinz mit einem Scharfschützen zu tun. „Mord in Aschberg“ ist der vierte Film in der Reihe mit Finn Zehender.
Wenn er mit seinem Nachbarn vor der Scheune unter einem Rettungsring sitzt und sich Berge von Ketchup auf die gegrillten Würstchen drückt, ist nicht zu erahnen, welcher Profession Finn Zehender nachgeht. Wenn er Fragen mit einem leicht stupiden „Ja, aber sichi“ beantwortet, könnte er als Dorftrottel durchgehen. Doch Zehender (Hinnerk Schönemann) ist Privatdetektiv. Seine Auftragsbücher sind nicht gerade übervoll, denn wer braucht schon einen Schnüffler in der dörflichen Idylle vor den Toren Hamburgs?
Die große Stadt mit ihren Gangstern ist weit weg, Zeit genug also für Zehender zusammen mit Mühlfellner (Thomas Thieme) abzuhängen, zu grillen und tagaus, tagein die Sonne untergehen zu sehen. Manchmal kommt dann aber doch jemand auf den Bauernhof, auf dem er lebt, und erteilt ihm einen Auftrag.
Wie Simone Albrecht (Julischka Eichel): Sie möchte, dass Zehender ihren Mann beschattet, denn sie vermutet, dass Gatte Jörg (Peter Schneider) eine Affäre hat. Sie kennt auch den Ort des nächsten Tête-à-Tête. Zehender legt sich in seinem BMW mit der Kamera im Anschlag auf die Lauer. Albrechts Mann kommt angeradelt, doch er trifft an der abgelegenen Bushaltestelle keine schöne Holde, sondern einen anderen Mann. Die beiden reden kurz, dann fallen Schüsse, Blut fließt. Zehender macht sich an die Verfolgung des Schützen, doch vergeblich.
„Mord in Aschberg“ ist der vierte Film in der Reihe mit Finn Zehender. Holger Karsten Schmidt hat erneut das Drehbuch verfasst, Markus Imboden ist wieder der Regisseur dieser Krimi-Groteske aus der Provinz. Autor und Regisseur zählen zu den erfolgreichen Duos in der deutschen Fernsehlandschaft. Auch „Mörder auf Amrum“, mit Hinnerk Schönemann in der Hauptrolle, hat Schmidt für Imboden geschrieben, der damit den Grimme-Preis gewann.
Die Figur des Finn Zehender unterscheidet sich deutlich von anderen Krimihelden, vielleicht könnte er ein jüngerer Verwandter des ehemaligen, inzwischen berenteten „Tatort“-Kommissars Max Palu sein, der für seine Ermittlungen durch Saarbrücken radelte und wegen seiner kauzigen Art nicht ernst genommen wurde.
Mit Zehender verhält es sich ähnlich. In vielen Situationen ist er von entwaffnender Naivität, in anderen folgert er scharfsinnig, und auf den Mund gefallen ist er auch nicht. Außerdem hat er Schlag bei Frauen. Die ehemalige Kollegin Karin Herzog (Stephanie Eidt) und seine Freundin Agnes Sonntag (Katja Danowski) buhlen gleichermaßen um die Gunst des Dorf-Marlowes. Der wiederum glänzt mit absurden Sprüchen („Da muss man Augen haben wie ein Helikopter“).
Der Mordfall in Aschberg ist kompliziert. Jörg Albrecht, Filialleiter der örtlichen Sparkasse, ist ein rechter Angsthase und möchte nach den Schüssen das Dorf möglichst schnell verlassen: „Am liebsten nach Japan. Oder Mainz“, gesteht er seiner Frau. „Maus“ kanzelt ihr „Bärchen“ aber schnell ab: „Du kannst doch nicht mal mit Stäbchen essen.“
Die Hintergründe des Attentats sind einigermaßen undurchsichtig, nur der Täter ist eindeutig. Es ist der ehemalige Soldat und Scharfschütze Thomas Trappe, den Florian Lukas („Good Bye, Lenin!“) als Mischung aus Ekelpaket und gnadenlosem Killer spielt. Obwohl nur von kleiner Statur ist dieser Mann brandgefährlich. Das bekommt auch Zehender zu spüren. Den retten eine Schafherde und der Bagger von Mühlfellner vor den Projektilen aus einem Präzisionsgewehr.
Was „Mord in Aschberg“ aus herkömmlichen Fernsehproduktionen heraushebt, ist die Qualität der Schauspieler. Die meisten von ihnen haben langjährige Theatererfahrung oder sind immer noch in festen Ensembles engagiert. Stephanie Eidt zum Beispiel gehört zum Schauspiel Frankfurt, Julischka Eichel wurde 2011 als beste deutsche Nachwuchsschauspielerin nominiert und spielt an den Städtischen Bühnen Köln, Thomas Thieme zählt zu den herausragenden Theaterschauspielern Deutschlands.
Hinnerk Schönemann war einige Jahre am Thalia Theater engagiert, Katja Danowski am Deutschen Schauspielhaus. Barbara Nüsse, als Mutter des Mordopfers in einer kleinen Rolle zu sehen, gehört zum aktuellen Ensemble am Thalia. Wie schon bei den vorherigen Zehender-Krimis hat Markus Imboden wieder eine sehr glückliche Hand beim Casting bewiesen.
„Mord in Aschberg“ Mo 26.5., 20.15 Uhr, ZDF