Am Sonnabend krönte der Weltstar Gregory Porter das zweitägige Festival im Hafen. Wegen heftiger Regengüsse musste der Auftritt des US-Amerikaners um eine Stunde verschoben werden.
Ausgerechnet kurz vor dem Auftritt des Weltstars Gregory Porter macht eine schlechte Nachricht die Runde: Die Veranstalter des Elbjazz-Festivals warnen am Samstagabend vor Regen, Hagel und Gewitter. Der Auftritt des Souljazz-Sängers scheint in Gefahr – und verschiebt sich um eine Stunde.
Regen prasselt auf das riesige Festivalgelände hinab, Hunderte Menschen flüchten in Regencapes unter Imbissbuden – oder gleich von dem Werftgelände von Blohm+Voss. Vor einer Nebenbühne pressen sich die wetterfesten unter den Jazz-Fans unter einen weißen Pavillon. Oben zwirbelt die Band „Girls in Airports“ mit ihren Saxofonen improvisierte Klang-Girlanden, unten im Publikum heißt es für die Zuhörer erstmal eins: Durchhalten. „Wenn man die Augen zumacht und den Regen hört, klingt das ganz spirituell“, sagt ein Student zuversichtlich.
Dabei war bei der fünften Auflage des hanseatischen Jazz-Wochenendes bis dahin alles gut gegangen: Zum Start am Freitag taucht die orange-rot-gelbe Abendsonne die Hafenkulisse in ein magisches Licht. Mit Booten geht es für die Zuhörer vom Elbufer auf der Stadtseite zu dem Anleger im Kuhwerder Hafen auf das Hauptgelände. Neben dem Werftgelände von Blohm+Voss spielen sich die rund 50 Konzerte diesmal hauptsächlich zwischen Hafencity und Speicherstadt ab – bei den Gästen kommen die räumlich konzentrierten Spielorte gut an.
Viele Musiker haben sichtlich Freude an der Kulisse zwischen Elbe, illuminierten Kränen und Frachtern: Der südafrikanische 75-jährige Trompeter Hugh Masekela begeistert mit afrikanischen Rhythmen – und blödelt zwischen den Stücken mit den Zuhörern. Jazz-Legende Dianne Reeves zieht ebenfalls viele vor die Bühne – und fordert mit heißen Rumba-Rhythmen zum Tanzen auf.
Dabei schlägt das Elbjazz-Festival auf seinen Nebenschauplätzen auch ruhigere Töne an: In der Hauptkirche St. Katharinen etwa wabern meditative Kompositionen von „Waves feat. Alony“ durch den Kirchenraum. Der Vorplatz der Elbphilharmonie verschafft dagegen einigen Newcomern Gehör: Hier toben sich junge Studenten der Hamburger Musikhochschule in energiegeladenen Einlagen aus – und erzählen von ausgefallenen eigenen Titeln wie „Gammelfleisch“.
Kurz bevor Gregory Porter seine Hits zum Besten gibt, ist auch das Festival wieder sprichwörtlich im Trockenen. Festival-Direktorin Tina Heine, die den US-Star ankündigt, nimmt die wetterbedingte Verspätung mit Humor: „Queen Elizabeth möchte „Hallo“ sagen, weil ihr auf Gregory so brav gewartet habt“, sagt sie. Wenige hundert Meter entfernt hat das hell erleuchtete Kreuzfahrtschiff angelegt – und grüßt die Zuhörer mit einem dreimaligen Tuten des Schiffshorns. Mit bekannten Songs wie „1960 What?“, „Liquit Spirit“, der Ballade „Hey Laura“ oder einem eleganten Schlenker zu Ray Charles' Evergreen „Hit the road jack“ bezaubert der Sänger die Menge.
Der gelungene Abschluss stimmt auch die Festival-Direktorin, zufrieden: „Elbjazz rockt bei jedem Wetter“, resümiert Heine, „gute Besucherzahlen, tolle Publikumsmischung und wie immer eine friedliche, entspannte Stimmung“. 15 000 Besucher sind an dem Wochenende zu dem Jazz-Event mit 50 Konzerten gekommen – neben den etablierten Jazzfans erstaunlich viele junge Leute, meint Heine.