In dem derzeit völlig entkernten 350-Quadratmeter-Domizil will Hamburgs Vorzeige-Kammerorchester künftig all seine Aktivitäten bündeln. Erst einmal muss aber umgebaut werden.

Hamburg. Noch klingen die Streicher in der nackten Betonakustik des neuen Zuhauses, als brächten nicht Pferdehaar und Bogenholz, sondern Stahlseile die Saiten in Schwingung. Als die Musiker des Ensemble Resonanz (ER) gestern erstmals zu einem öffentlichen Termin in ihr „resonanzraum“ genanntes, derzeit völlig entkerntes 350-Quadratmeter-Domizil im Bunker Feldstraße luden, ließ sich dennoch erahnen, was für ein auch akustisch maßgeschneidertes urbanes Zentrum für ihr Verständnis von einer Symbiose aus Klassik und Clubkultur sie nach dem Umbau am 31. Oktober 2014 dort eröffnen werden.

Der Architekt Jörg Friedrich vom Büro PFP zeigte ein Animationsfoto, auf dem der Saal in seinem geplanten zukünftigen Zustand zu sehen ist, und schwärmte von den „stählernen, schwingenden, geschosshohen Türen“, die dem Veranstaltungsraum je nach Bedarf zu einer Konzert- oder einer Arbeitsakustik verhelfen sollen. Denn Hamburgs Vorzeige-Kammerorchester will im „resonanzraum“ künftig all seine Aktivitäten bündeln – proben, monatlich ein „urban string"-Konzert veranstalten (neues Motto: „radikale resonanz“), Verwaltung, Lager und Dramaturgie unter ein Dach bringen und dazu den Raum auch für andere Anbieter avancierter Musik nutzbar machen. „Härte und Brutalität“ des Bunkers wolle man nicht verstecken, sagte Friedrich, sondern vielmehr in einer minimalistischen Ästhetik in die Zukunft führen.

Kultursenatorin Kisseler, die dem Projekt nach den Worten des ER-Geschäftsführers Tobias Rempe „persönlich einige Aufmerksamkeit geschenkt“ hat – 200.000 Euro gibt die Stadt für den Umbau dazu –, rühmte das Ensemble für „Verve, Esprit und Unternehmergeist“ ebenso wie dessen künftigen Wirkungsort als dramaturgischen Gegenpol zur Elbphilharmonie.

Als gelte es, den Eindruck von allzu viel Härte abzufedern, widmet sich das ER musikalisch in der kommenden Saison schwerpunktmäßig der Romantik, mit Werken auch von Mendelssohn, Schumann und Schubert. Zwei Uraufführungen mit Werken von Enno Poppe (Bratschenkonzert für Tabea Zimmermann) und Helmut Oehring sorgen für Kontinuität im Zeitgenössischen, ebenso Namen wie Haas, Ruzicka und Ferneyhough. Ein Abend kreist um Ungarn und Tschechien, auch die Alte Musik kommt nicht zu kurz.